Hartung-Gorre Verlag

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S

 

 

Juni 2025

 

 

 

 

 

„Heimatlos“

 

Emma Kann

Gesammelte Werke

 

Vorwort von Carola Hilmes

Herausgegeben von Ruth Frenk

 

Erste Auflage 2025, 314 Seiten; € 34,80

ISBN 978-3-86628-825-6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Lyrikerin Emma Kann verstarb in Januar 2009 im Alter von fast 95 Jahren in Konstanz. Geboren 1914 in Frankfurt am Main, sie wanderte 1933 aus. Mehrjährige Aufenthalte in England, Belgien, Frankreich und Kuba. Die Suche nach einem sicheren Zufluchtsort führte sie über Marseille und Casablanca nach Havanna und schließlich 1945 nach New York. Dort lebte sie, seit 1969  erblindet, 36 Jahre. Sie beschäftigte sich intensiv mit amerikanischer und englischer Dichtung und war Mitglied der Poetry Society of America. 1981 kehrte sie nach Deutschland zurück und lebte seitdem in Konstanz. Sie schrieb wieder Gedichte in deutscher Sprache.

 

Vor dieser Gesamtausgabe publizierte sie 4  Lyrik - Bände beim Hartung Gorre Verlag Konstanz.

Diese 4 Bände sind im Buchhandel erhältlich:

 

Zeitwechsel
Gedichte 1981 – 1985

1. Auflage 1987, 2. Auflage 2023, 60 Seiten; € 19,80.

ISBN 978-3-89191-109-9

 

Im Anblick des anderen
Gedichte
1. Auflage 1991, 2. Auflage 2023, 82 Seiten; € 19,80.

ISBN 978-3-89191-315-4

 

Strom und Gegenstrom
Gedichte
Erste Auflage 1993, 82 Seiten; € 19,80.

ISBN 978-3-89191-660-5

 

Im weiten Raum
Gedichte 1992 - 1996
Erste Auflage 1998, 86 Seiten; € 19,80.

ISBN 978-3-89649-250-0

 

 

„… Emma Kann leistet lyrische Erinnerungsarbeit. Ihre Sprache bahnt Wege …“

Albrecht von Schirnding / Süddeutsche Zeitung

 

„… Sie entdeckt in ihren Gedichten stets von Neuem Ursprung und Urvertrauen, jenen heiligen Strom, der unbeirrt weiterfliesst. Auch ihre Zeilen scheinen sich dem Gesetz des Strömens unterzuordnen. Massvoll sind sie zwar gebändigt, einem fast unmerklichen Rhythmus gehorchend ...“

Neue Zürcher Zeitung

 

 

Den alten Worten von neuem ihren Sinn geben

 

Hommage zum 80. Geburtstag von Emma Kann im Südkurier (25.5.1994)

 

Die Lyrikerin Emma Kann, die von 1981 bis zu ihrem Tod 2005 in Konstanz lebte, hat die erschreckenden Abgründe unseres Jahrhunderts kennengelernt wie auch seine froher stimmenden Hoffnungsschimmer. In einer religiös liberalen Umgebung aufgewachsen, den literarischen Traditionen der deutschen Kultur eng verbunden, hatte sie nie empfunden, dass die Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben und die deutsche Staatsbürgerschaft einander ausschließende Determinanten ihres Lebens sein könnten. Und doch: das Unvorstellbare bestimmte ihr weiteres Schicksal.

Nach dem Abitur 1933 emigrierte sie nach England. Belgien, Frankreich, wo sie kurze Zeit in Gurs interniert war. Kuba, von 1945 an die Vereinigten Staaten, sind die Stationen ihres Lebens, bis sie, ein Mitglied der Poetry Society of America, nach Deutschland zurückkehrte. Heimatlosigkeit, Fremdheit, die Schrecken des Krieges und des Vernichtungswahns des Nationalsozialismus, „die Kralle der schlimmen Vergangenheit“ sind Erfahrungen, die in vielen ihrer Gedichte spürbar sind. Die Erinnerung daran bleibt stets gegenwärtig. Nichts ist vergessen. Und doch „Hinter den vielen Berichten / Von gewaltsamem Sterben / Höre ich doch die Klänge / Eines fernen Gesangs.“

Vielleicht ist es ja diese direkte Betroffenheit, aus der heraus Emma Kann ein Denken entwickelt hat, das von einer hohen Sensibilität gegenüber der Sprache gekennzeichnet ist. Sie, die Sprache als Medium von Herrschaft, von Gewalt, verleumderisch und todbringend erlebte, besteht auf der Notwendigkeit, den alten, abgenutzten, auch geschundenen Worten von neuem ihren Sinn, ihre Wahrheit zu geben. „In jedem Wort, das einer spricht, / Den Funken einer Strahlung sehen, / Die sich in vielen Prismen bricht.“

Die Gedichte sind offen für den Leser, der ihr vielfältiges Funkeln wahrnimmt, der nicht einen vorgegebenen Sinn entschlüsseln soll, sondern ihn im Angesprochensein durch das Gedicht erfüllt.

Die formale Kategorie der Offenheit, der Durchlässigkeit, scheint auch in den zentralen Themen der Dichterin auf. Immer wieder greift Emma Kann die Frage nach der je eigenen Identität auf, die sich in der Beziehung zu dem anderen, in Begegnung mit ihm herstellt. Der andere, der sich in seiner unerklärlichen Widersprüchlichkeit nicht festlegen lässt, bleibt der andere, von mir getrennte. Die Begegnung von Ich und Du summiert sich nicht zum Wir, macht aber auch eine Rückkehr zu dem Selbst, wie es vor der Begegnung war, unmöglich. Es geht ums Berühren, es geht ums Verwandeln. „... wer bin ich, dass ich so viel Bilder / Und so viel Menschenspuren in mir trage?“ Und die Antwort: „Ich habe ein Leben lang / Rätsel erforscht / In Mensch und Natur. / Das ist, was ich heute noch bin, / Das nur.“

Gibt es auch keine Antwort auf die Rätsel des Daseins, es sei denn das ewige Rauschen der Frage sei eine Antwort, so gibt es doch eine Gewissheit eher denn ein Wissen um den fernen Klang. Eine Gewissheit der Augenblickshelle eines zuckenden Blitzes gleich, „wie Ahnung eines ungeklärten Willens“. In solchen Versen berührt Emma Kann etwas, das über die Zeit hinausgeht.

Renate Gorre

 

 

 

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