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S

 

 

Februar 2021

 

 

 

 

 

Erhard Roy Wiehn (Hg.)

 

Jüdische Schicksale
in und aus Rumänien

 

Ein Lesebuch der Edition Schoáh & Judaica

 

1. Aufl. 2021. 166 Seiten, € 19,80.

ISBN 978-3-86628-703-7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

 

Erhard Roy Wiehn: Zum jüdischen Leben, Leiden und Überleben in Rumänien

 

Herman Konradowitsch Abraham: Unterm rotem Nordlicht (2014)

Margit Bartfeld-Feller: Von dort bis heute (2015)

Margit Bartfeld-Feller: Mein Bruder Othmar (Otti) Bartfeld (2017)

Mirjam Bercovici-Korber: Was aus ihnen geworden ist (1996)

Mirjam Bercovici & Beno Hoişie: Die Letzten vielleicht (1998)

Isiu Bessler: Eine rumänisch-jüdische Familiengeschichte (2015)

Hedwig Brenner: Mein altes Czernowitz (2010)

Mali Chaimowitsch-Hirsch: Kindheit u. Jugend in der Schoáh (1999)

Sassona Dachlika: "Volksfeinde" (2002)

Iulia Deleanu: Leben für andere (2004)

Jewgenija Finkel u. Markus Winkler: Juden aus Czernowitz (2004)

Matei Gall: Finsternis (1999)

Yosef Govrin: Im Schatten der Vernichtung (2018

Sidi Gross: In entzweiter Zeit (2010)

Sylvia Hoişie-Korber & Mirjam Bercovici-Korber: Exkursion (2014)

Bernhard u. Laura Horowitz: Stimmen der Nacht (2000)

Lotti Kahana-Aufleger: Jahre des Kummers überlebt (2009)

Sidi Kassner: Sibirische Erinnerungen (2008)

Mirjam Korber: Deportiert (1993)

Geza Kornis: Überlebt durch Solidarität (2004)

Zvi Harry Likwornik: Als Siebenjähriger im Holocaust (2013)

Valeriu Marcu: "Ein Kopf ist mehr als vierhundert Kehlköpfe" (2002)

Jacob Melzer: Jankos Reise (2001)

Andrei Oişteanu: Das Bild des Juden (2002)

Sonja Palty: Jenseits des Dnjestr (1995)

Marcel Pauker: Ein Lebenslauf (1999)

Wolf Rosenstock: Vergiss nicht (2020)

Josef N. Rudel: Das waren noch Zeiten (1999)

Victor Rusu: Damals im Schtetl (2001)

Klara Schächter: Woss ich hob durchgelebt (1996)

Itzik Schwarz-Kara: Juden in Podu Iloaiei (1997)

Andrei Voinea: Sanduhr aus Steinen (2000)

Emil Wenkert: Czernowitzer Schicksale (2001)

Jacques Zwieback: Der Todeszug von Iaşi 1941 (2003)

 

Rumänien in der Edition Schoáh & Judaica

Lesebücher der Edition Schoáh & Judaica

Herausgeber

 

 

 

 

Aus dem Vorwort von Erhard Roy Wiehn:

Antijüdische Strömungen gab es in Rumänien schon mindestens seit dem 19. Jahrhundert. Im Jahre 1930 lebten in Rumänien rund 722.000 Jüdinnen und Juden, d.h. 4% der Gesamtbevölkerung, wobei ihre tatsächliche Zahl etwas höher angenommen werden kann. Die rechtliche Gleichstellung der Juden 1919 bzw. 1923 verstärkte die antijüdische Bewegung im Land, die von Intellektuellen, etwa an der Universität von Iasi, vor allem aber von den "Legionären" der "Eisernen Garde" getragen wurde, "national-religiös" motiviert war und sich besonders gegen die Juden Bessarabiens und der Moldau richtete.

Nach dem Beschluss der rumänischen Regierung vom 9. Juli 1940 wurden Juden aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Ab 16. Oktober 1940 erschienen Gesetze zur Enteignung und "Rumänisierung", d.h. etwa das, was in Deutschland "Arisierung" hieß; es kam vermehrt zu Ausschreitungen und am 22. und 23. Januar 1941 zu einem blutigen Pogrom in Bukarest. Am 29. Juli 1941, noch bevor Rumänien in den Krieg eingetreten war, wurde der schwere Pogrom in Iasi inszeniert, bei dem Tausende von Menschen starben (Jacques Zwieback S. 155 ff.). Am 13. Oktober 1941 wurde die jüdische Bevölkerung der Südbukowina nach Transnistrien deportiert (hier S. 43 ff u. viele weitere Beiträge).

Nach der raschen Rückeroberung der seit 1940 sowjetisch besetzen Bukowina und Bessarabiens begann hier eine Judenverfolgung gewaltigen Ausmaßes, welche die obwaltenden antijüdischen Maßnahmen im rumänischen Kernland beinahe in den Schatten stellte. "Mit der stillschweigenden Zustimmung der Bukarester Regierung", so Andrei Corbea-Hoisie, "haben Einheiten der rumänischen Armee in Bessarabien und in der Nordbukowina kleinere und größere Pogrome organisiert, denen Tausende von Unschuldigen zum Opfer fielen." Die Absichten der Regierung Antonescu seien aber viel weiter gegangen:

"Als Strafe für die vermeintliche Kollaboration der Juden mit den Sowjets sollte die ganze jüdische Bevölkerung aus Bessarabien und der Bukowina in die ukrainischen Territorien jenseits des Bug deportiert werden, der Anfang einer beabsichtigten Säuberung Rumäniens von allen seinen Juden. Da die Deutschen es ablehnten, die deportierten Juden zu nahe an die Front umzusiedeln, entschied man sich in einer deutsch-rumänischen Konvention vom August 1941, dass die Konzentrationslager für die Juden aus Bessarabien und der Bukowina in der Region zwischen Dnjestr und Bug, also in dem von der rumänischen Armee verwalteten sogenannten "Transnistrien" lokalisiert wer-den sollten."1

Raul Hilberg bemerkt, dass die Rumänen in "Transnistrien", der be-setzten damaligen südwestlichen Sowjet-Ukraine, mit größter Härte gegen die Juden vorgegangen seien: "In diesem Gebiet, genauer ge-sagt im Raum Odessa und Golta töteten die Rumänen (…) etwa 15.000 einheimische Juden. Außer Deutschland war kein anderes Land in Judenmassaker solchen Ausmaßes verstrickt." Am 8. Juli 1941 hatte "Staatsführer" Antonescu in einer Sitzung des Ministerrates erklärt, "dass heute ein günstiger Augenblick in unserer Geschichte besteht, um die Juden aus Bessarabien und der Bukowina zwangsauszusiedeln." Am gleichen Tag habe der Befehlshaber der Gendarmerie in Bessarabien, Oberst Meculescu, die Festnahme aller Juden in den ländlichen Gebieten der Provinz angeordnet: "In der letzten Juliwoche (1941) begannen die Rumänen in lokaler Initiative, etwa 25.000-30.000 Juden aus dem nordbessarabischen Raum über den Dnjestr hinweg in ein Gebiet abzuschieben, das seinerzeit noch deutsches Militär- und 'Interessengebiet' war."2

1 Andrei Corbea-Hoişie in: Mirjam Korber, Deportiert. Konstanz 1993, S. 23.

2 Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden. (1961) 3 Bände, Frankfurt/M. 1990, S. 812 u. 823.  

 

 

 

„Was aufgeschrieben, veröffentlicht und in einigen Bibliotheken der Welt aufgehoben ist, wird vielleicht nicht so schnell vergessen.“
(
Erhard Roy Wiehn)

 

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