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Neuerscheinung 1998

 

 

 

 

 

 

Werner Simsohn,

Juden in Gera II

Jüdische Familiengeschichten.

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn

1998, 334 Seiten, € 24,80. ISBN 3-89649-260-8

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus dem Vorwort von Werner Simsohn

 

Zum Verstehen beitragen

Hier möchte ich jüdische Geraer Familien und Personen vorstellen, natürlich unter Berücksichtigung des zur Verfügung stehenden Raumes in gedrängter Form und nach Maßgabe des ermittelten Wissens. Es handelt sich um Menschen, die bereits im 19. Jahrhundert nach Gera zuzogen, hier lebten, arbeiteten, starben und deren Namen schon dem Vergessen anheim fielen, als neue Generationen den Stab übernahmen und den Kreislauf des Lebens und Wirkens in Gera weiterführten.

Wir sehen, dass diese jüdischen Familien die gleiche Vielfalt boten wie die nichtjüdischen. Sie waren reich oder arm, hoch- oder weniger begabt, Fabrikanten, Handwerker, Arbeiter, Handel Treibende mit großem Geschäft oder kleiner "Eintrete", vielleicht auch nur mit Bauchladen oder schweren Koffern über Land unterwegs. Sie suchten zusätzliche Verdienstmöglichkeiten zur Aufbesserung ihres oftmals kargen Einkommens aus dem eigentlichen Beruf. Sie lebten das ganz durchschnittliche Leben von Not bis Reichtum, waren glücklich oder von Schicksalsschlägen betroffen, durch Ungemach belastet oder manchmal von Freude erfüllt.

Sie waren religiös oder Atheisten, fromm oder gleichgültig, traditionsgebunden oder modern, man fand sie in unterschiedlichsten politischen Richtungen, ihre Namen standen auf den Gefallenen-Gedenktafeln der Kriege, sie litten, und sie hofften wie alle. Gerade so und nicht anders wie ihre nichtjüdische Umwelt zu jener Zeit und gerade so, wie Sie und ich es heute erleben und spätere Generationen zu ihrer Zeit. Das soll man erkennen, zu dieser Erkenntnis soll dieses Buch beitragen und damit auch zum Verstehen und Ausräumen falscher Ansichten und Vorurteile.

Gerade während der Abschlussarbeiten an diesem Band erfolgte eine erneute Schändung von jüdischen Gräbern auf dem Ostfriedhof Gera, nämlich der Familien Salomon und Weber sowie von Max Hirsch. Im Jahr 1987 geschah dies mit dem Gedenkstein für die 446 in Gera eingeäscherten Toten des KZ Rehmsdorf/Gleina bei Zeitz, zuvor mit dem Synagogendenkmal in der Schülerstraße, aber auch mit dem Denkmal für die "Opfer des Faschismus" im Küchengarten. Umso wichtiger erscheinen Publikationen wie diese, allen diesen Schändlichkeiten zum Trotz und in der Hoffnung, das vielleicht doch noch daraus gelernt werden wird.

 

 

Weitere Titel zur Geschichte der Juden in Deutschland

 

„Was aufgeschrieben, veröffentlicht und in einigen Bibliotheken der Welt aufgehoben ist, wird vielleicht nicht so schnell vergessen.“
(
Erhard Roy Wiehn)

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