Hartung-Gorre Verlag

Inh.: Dr. Renate Gorre

D-78465 Konstanz

Fon: +49 (0)7533 97227

Fax: +49 (0)7533 97228

www.hartung-gorre.de

S

 

 

3866281668

 

 

 

 

Martin Roemer
Sternenfinsternis.
Siebzig Gedichte zur Schoah
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
2007, 142 Seiten, € 14,80.
ISBN 3-86628-166-8

 

Nachwort von Erhard Roy Wiehn

 

Ein Gang durch das Tal des Todes

 

"Theodor Adornos berühmter Satz", so Andrei Corbea-Hoişie in seinem Vorwort zu Bernhard und Laura Horowitz' Stimmen der Nacht – Gedichte aus der Deportation in Transnistrien 1941-1944 (Konstanz 2000, S. 8/9), "in dem behauptet wurde, dass es barbarisch sei, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben, galt und gilt noch heute als definitives Urteil über einen von bürgerlichen Werten ernährten Bildungskanon und über dessen mit ihm eng verbundene Sprache, deren klägliches Versagen vor dem absoluten 'Grauen' die Nazi-Herrschaft besiegelte." Doch für die deportierten Juden "blieben die deutschen Verse eines Schiller oder eines Heine … der letzte Inbegriff einer 'kulturellen Menschenwürde', an der man festhielt – wider die Bedenken gegen die 'Sprache der Mörder', die der junge Paul Celan grade in jenen Jahren formulierte, indem er das eigene Selbstverständnis als deutschsprachiger Dichter in Frage stellte: 'Und duldest du, Mutter, wie einst, ach daheim – den leisen, den deutschen, den schmerzlichen Reim?'"

   Die in unserer Edition Schoáh & Judaica bisher veröffentlichten Gedichte von Bernhard und Laura Horowitz, Stimmen der Nacht (Konstanz 2000), von Hans Munk, Theresienstadt in Bildern und Reinem. Kommentiert von Jehuda Manor alias Peter Munk (Konstanz 2004) und von Richard Moschkowitz, Ich nenn' mich einen "deutschen Dichter" – Von Bielitz-Bielsko durch Sibirien nach Buchara. Verse und Zeichnungen (Konstanz 2006) sind Verse Betroffener, die von den damaligen deutschen Machthabern in Europa zur "'Endlösung' freigegeben" waren.

   Martin Roemers Sternenfinsternis - Siebzig versteinerte Tafeln: Proklamation, Vierzig Tage Texte, Zehn Gebete Nacht, Zehn Splitter Sinai, Zu Viergestirn und Viergestüm, Daß alles tanzt - sind Gedichte eines heutigen Deutschen, der für sich nicht die "Gnade der späten Geburt" in Anspruch nimmt, sondern sich vielmehr dem in der Welt präsent gebliebenen "unerhörten Kultur- und Zivilisationsbruch" schonungslos aussetzt und dieses Geschehen ganz in sich hineinzunehmen versucht: "Man möchte vielmehr vom Erdboden verschwinden – oder über diese Erfahrung schreiben." Und "Die Erkundung der eigenen Seele wird dabei zum Gang durch das Tal des Todes – begleitet von allen 'Geistern', die sich dabei am Wegesrand einstellen werden." Denn diese Gedichte "identifizieren sich daher nicht nur mit der Perspektive der Opfer, sondern konfrontieren sich und damit auch den Leser oder Zuhörer mit der potenziellen Täterschaft." (Martin Roemer, hier S. 9)

   Diese Verse sind eine ebenso ungewöhnliche wie schwere Kost und gehen teilweise "über den Rand des Erträglichen hinaus", doch Sternenfinsternis erscheint damit zugleich als eine bemerkenswerte zeitgenössische neue Stimme in und aus Deutschland zur Schoáh, als eine Art nichtjüdisches Totengebet und zugleich als Warnung vor einer immerzu "drohenden Möglichkeit menschlichen Verhaltens." - Ein auf seine Art neuer deutscher, "schmerzlicher Reim"? (Paul Celan)

   20. August 2007

 

Martin Roemer wurde 1958 in Hamburg geboren; er studierte deutsche Literatur, Kunstgeschichte und Geschichte. Er arbeitet als freier Schriftsteller und Komponist für klassische Musik. In intensiver Auseinandersetzung mit dem Holocaust lotet der Autor die eigene Betroffenheit aus, die er bis zu potenzieller Schuld steigert. Entgegen dem bekannten Verdikt von Th. Adorno, nach Auschwitz sei es barbarisch Gedichte zu schreiben, kleidet er seine Reflexionen in lyrisch gebundene Form.



Weiterhin aktuell sind die folgenden von Erhard Roy Wiehn herausgegebenen Titel:

Gedenkschriften zur Schoáh

Zum Inhaltsverzeichnis der Edition / to the contents of the edition Shoáh & Judaica / Jewish Studies

 

Buchbestellungen in Ihrer Buchhandlung, bei www.amazon.de

oder direkt:

 

Hartung-Gorre Verlag / D-78465 Konstanz

Telefon: +49 (0) 7533 97227  Telefax: +49 (0) 7533 97228

http://www.hartung-gorre.de   eMail: verlag@hartung-gorre.de