Hartung-Gorre Verlag
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Martin Roemer
Sternenfinsternis.
Siebzig Gedichte zur Schoah
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
2007, 142 Seiten, € 14,80.
ISBN
3-86628-166-8
Nachwort von Erhard Roy Wiehn
Ein
Gang durch das Tal des Todes
"Theodor
Adornos berühmter Satz", so Andrei Corbea-Hoişie
in seinem Vorwort zu Bernhard und Laura Horowitz' Stimmen der Nacht – Gedichte aus der Deportation in Transnistrien 1941-1944 (Konstanz 2000, S. 8/9),
"in dem behauptet wurde, dass es barbarisch sei, nach Auschwitz Gedichte zu
schreiben, galt und gilt noch heute als definitives Urteil über einen von
bürgerlichen Werten ernährten Bildungskanon und über dessen mit ihm eng
verbundene Sprache, deren klägliches Versagen vor dem absoluten 'Grauen' die Nazi-Herrschaft
besiegelte." Doch für die deportierten Juden "blieben die deutschen
Verse eines Schiller oder eines Heine … der letzte Inbegriff einer 'kulturellen
Menschenwürde', an der man festhielt – wider die Bedenken gegen die 'Sprache
der Mörder', die der junge Paul Celan grade in jenen Jahren formulierte, indem
er das eigene Selbstverständnis als deutschsprachiger Dichter in Frage stellte:
'Und duldest du, Mutter, wie einst, ach daheim – den leisen, den deutschen, den
schmerzlichen Reim?'"
Die in unserer Edition Schoáh & Judaica bisher
veröffentlichten Gedichte von Bernhard und Laura Horowitz, Stimmen der Nacht (Konstanz
2000), von Hans Munk, Theresienstadt in Bildern und Reinem.
Kommentiert von Jehuda Manor alias Peter Munk (Konstanz
2004) und von Richard Moschkowitz, Ich nenn' mich einen
"deutschen Dichter" – Von Bielitz-Bielsko durch Sibirien nach
Buchara. Verse und Zeichnungen (Konstanz
2006) sind Verse Betroffener, die von den damaligen deutschen Machthabern in
Europa zur "'Endlösung' freigegeben" waren.
Martin Roemers Sternenfinsternis
- Siebzig versteinerte
Tafeln: Proklamation, Vierzig Tage Texte, Zehn Gebete Nacht, Zehn Splitter Sinai, Zu Viergestirn und Viergestüm, Daß alles tanzt - sind
Gedichte eines heutigen Deutschen, der für sich nicht die "Gnade der
späten Geburt" in Anspruch nimmt, sondern sich vielmehr dem in der Welt
präsent gebliebenen "unerhörten Kultur- und Zivilisationsbruch"
schonungslos aussetzt und dieses Geschehen ganz in sich hineinzunehmen
versucht: "Man möchte vielmehr vom Erdboden verschwinden – oder über diese
Erfahrung schreiben." Und "Die Erkundung der eigenen Seele wird dabei
zum Gang durch das Tal des Todes – begleitet von allen 'Geistern', die sich
dabei am Wegesrand einstellen werden." Denn diese Gedichte
"identifizieren sich daher nicht nur mit der Perspektive der Opfer,
sondern konfrontieren sich und damit auch den Leser oder Zuhörer mit der potenziellen Täterschaft."
(Martin Roemer, hier S. 9)
Diese Verse sind eine ebenso ungewöhnliche
wie schwere Kost und gehen teilweise "über den Rand des Erträglichen
hinaus", doch Sternenfinsternis erscheint
damit zugleich als eine bemerkenswerte zeitgenössische neue Stimme in und aus
Deutschland zur Schoáh, als eine Art nichtjüdisches
Totengebet und zugleich als Warnung vor einer immerzu "drohenden
Möglichkeit menschlichen Verhaltens." - Ein auf seine Art neuer deutscher,
"schmerzlicher Reim"? (Paul Celan)
20. August 2007
Martin Roemer wurde 1958 in Hamburg
geboren; er studierte deutsche Literatur, Kunstgeschichte und Geschichte. Er
arbeitet als freier Schriftsteller und Komponist für klassische Musik. In
intensiver Auseinandersetzung mit dem Holocaust lotet der Autor die eigene
Betroffenheit aus, die er bis zu potenzieller Schuld steigert. Entgegen dem
bekannten Verdikt von Th. Adorno, nach Auschwitz sei es barbarisch Gedichte zu
schreiben, kleidet er seine Reflexionen in lyrisch gebundene Form.
Weiterhin aktuell sind die folgenden von Erhard Roy
Wiehn herausgegebenen Titel:
Zum
Inhaltsverzeichnis der Edition / to the contents of
the edition Shoáh & Judaica
/ Jewish Studies
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