Jassyer Beiträge zur Germanistik
werden im Auftrag des Germanistik-Lehrstuhls der
"Alexandru Ioan Cuza"-Universität zu Jassy
im Verlag der "Alexandru Ioan Cuza"- Universität Jassy
und im Hartung-Gorre Verlag Konstanz
von
Prof. Dr. Andrei Corbea-Hoisie herausgegeben
Band XIII:
Ana-Maria Palimariu, Elisabeth Berger (Hg.)
Die fiktive Frau.
Konstruktionen von Weiblichkeit
in der deutschsprachigen Literatur.
1. Auflage Jassy 2009, Konstanz 2010,
502 Seiten, € 39,90. ISBN-10: 3-86628-283-4
ISBN-13: 978-3-86628-283-4
Aus der Vorbemerkung der Herausgeberinnen
Der vorliegende 13. Band aus der Reihe Jassyer Beiträge zur Germanistik ist
in der Nachfolge der Tagung Peiformative Konstruktionen von Weiblichkeit in
der "rumäniendeutschen " Literatur nach 1945 in Jassy/Iasi
von 5.12. und 6.12.2008, die aus einer Kooperation im Rahmen der Institutspartnerschaft
der Universität Iasi und der Universität Konstanz mit Unterstützung des DAAD
erwuchs, entstanden. Die internationale Konferenz versammelte Referenten aus
Rumänien, Deutschland, Österreich, Kanada und verstand sich als
wissenschaftlicher Austausch von Forschungen zu Frauenbildern in der
deutschsprachigen Literatur des 20. und 2l. Jahrhunderts und ihrer Performanz.
Die in den letzten
Jahren sich verstärkende Migration setzte auch die Vorstellung darüber, was
Weiblichkeit ist / sein soll, zunehmend in Bewegung. Im Zuge allgemein
wachsender Mobilität wurden nationale Identitäten gegen neue und sich immer neu
bildende Rollen und Masken, die andere Kulturräume und -erfahrungen
assimilieren, ausgetauscht. Die Veränderung der Erfahrungsräume richtet daher
die Fragestellung neu aus: Mit welchen performativen Strategien wird
Weiblichkeit in Szene gesetzt? Versuchen weibliche Figuren repressive
Gegenfiguren oder Organisationen zu irritieren und eine herrschende Ordnung zu
unterlaufen? Wie handeln diese Figuren ihre soziale Rolle aus? Dabei erweist
auch die Rolle des Körpers bei der Konstituierung der Geschlechtsidentität
sowie die geschlechtsspezifischen textuelIen Kodierungen als besonders
relevant. Die Diskussionen schließen an die Körperdebatten in den
Kulturwissenschaften an. Wie werden weibliche und männliche Körper konstruiert
und vielleicht normiert? Dabei geht es implizit nicht nur um Beziehungen
zwischen den Geschlechtern (männlich vs. weiblich), sondern auch um
innergeschlechtliche Verhältnisse (wie zum Beispiel Beziehungen zwischen
unterschiedlichen Generationen desselben Geschlechts, oder kulturelle und
räumliche Differenzen).
Dazu wird sowohl die
Literatur von Frauen, die also von Frauen verfasst werden kann, als auch
Literatur über Frauen, die nicht nur aus der weiblichen, sondern auch aus der
männlichen Perspektive geschrieben werden kann, analysiert, wobei der
Unterschied Mann - Frau nicht immer der Opposition zwischen Männlichkeit und
Weiblichkeit zugrunde liegen muss. In anderen Worten: "Weiblich" kann
auch ein "Mann" sein, ebenso wie "Männlichkeit" nicht
allein dem "Mann" eignen muss.
Die Gestaltung des
Bandes orientiert sich am Konzept der Tagung; drei funktionale
Abgrenzungskriterien der Beiträge sind dabei von Belang: theoretische Einblicke,
weibliche Identitäten in ihren jeweiligen zeitlich-räumlichen
Literaturkontexten und Weiblichkeitsbilder als interkulturelle Identitäten.
Im ersten Teil werden
Weiblichkeitsbegriffe aus philosophischer, politischer und semiotischer
Perspektive verhandelt. Eine der Fragen dabei ist, wie die geschlechtliche
Identität durch bereits existierende diskursive Ordnungen vorgeschrieben wird,
wie sie sich präsentiert und sich politisch manifestiert.
Im Mittelpunkt des
Interesses, dessen verbindendes Element die zeitlich-räumlichen
Literaturkontexte sind, steht die Frage, auf welche Weise die performativen
Merkmale der Weiblichkeitskonstruktion in den Texten der Bukowiner Autoren
(Rose Ausländer, Gregor von Rezzori, Paul Celan), "rumäniendeutschen"
Autorinnen und Autoren (Andreas Birkner, Hans Bergei, Anemone Latzina, Rolf
Bossert, Carmen Elisabeth Puchianu, Herta Müller) umgesetzt werden. Im
darauffolgenden Kapitel wird das Selbstverständnis, mit dem die rumänische
Autorin Carmen Francesca Banciu und der rumänische Autor Catalin Dorian
Florescu aus ihrem rumänischen Blickwinkel deutsche Gegenwart verstehen,
analysiert. Ein umfangreicheres Kapitel wird den modernen und zeitgenössischen
deutschen und österreichischen Autorinnen und Autoren (Heinrich Mann, Ingeborg
Bachmann, Martin Wals er, Ruth Klüger, Christa Wolf, Peter Handke, Bernhard
Schlink, Barbara Köhler) gewidmet.
Abschließend werden
diese Fragen durch die sprachlichen Interferenzen der aus der Genderperspektive
befragten interkulturellen Literaturen (Elfriede Jelinek, Herta Müller, Tresa
Rüthers-Seeli) erweitert. Ein Dokumente enthaltendes Kapitel schließt den dem
Gender gewidmeten Hauptteil dieses Bandes ab. Ein Beitrag über Peter Huchel als
politischen Dichter schafft den Übergang zum Rezensionenteil, in dem
Neuerscheinungen zu Ernst Jünger, Rose Ausländer, Elias Canetti, Hedwig
Brenner, Paul Celan, Herta Müller, Peter Handke und zum Konzept der
Interkontextualität besprochen werden.
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