Friederike Mager-Beck
Die vierte Träne
Satz und Layout: Martin Rolshoven (Kaarst), Lektorat: Camille Roseau, Danielle Kohls (Düsseldorf, Köln)
Herausgeber und Projektbetreuer: Dr. Kurt Tohermes (Hünxe)
1. Auflage 2002, 212 Seiten, € 12,00. ISBN 3-89649-762-6
"Moj Bosche, moj Bosche!"- die Bäuerin wiegte den Kopf und faltete die Hände - "Was wird aus uns werden?"
Diese Frage zieht sich auch für den Leser wie ein roter Faden durch Friederike Mager-Becks "Die vierte Träne", eines Erlebnisberichtes aus der Zeit der Judenverfolgung durch die Deutschen in Polen. In autobiographischer Form erzählt die im polnischen Rzeszow aufgewachsene Autorin ihre eigene Geschichte, ihre Geschichte vom Überleben in einer unmenschlichen Zeit. "Rika" ist eine lebensbejahende junge Frau, die 1939 ihr Abitur besteht und viele Pläne hat. Die Flucht vor den Nazis, die Ängste und Sorgen um ihre Familie, all ihre Erlebnisse sind in diesem Buch in erschütternder Form niedergelegt. Der Versuch, den normalen Alltag einer Heranwachsenden zu leben, wird durch die Nazis zerstört. Sie muss schon als junges Mädchen Verantwortung für ihre Familie übernehmen. Das Leben auf dem Bauernhof, die Evakuierung ins Ghetto und das Leben dort werden so real und nahegehend erzählt, dass dieses Buch als wichtiges geschichtliches Dokument verstanden werden muss. Das Unverständnis über die Grausamkeit der Menschen spiegelt sich in jedem Kapitel wider. Die Frage nach dem "Warum?" lässt die junge Frau nicht mehr los. Rika muss sich fast täglich mit ihr auseinandersetzen, wenn sie miterlebt, wie ihre Liebsten verschleppt und brutal getötet werden. Die Tapferkeit und der Mut, mit denen sie dieses erniedrigende und fast jede Hoffnung erstickende Leben erträgt, ringt dem Leser höchsten Respekt ab.
Obwohl, oder vielleicht auch gerade weil Friederike Mager-Beck dabei einen einfachen, leicht verständlichen, ja gar jugendlichen Schreibstil wählt, gelingt es ihr, den Leser zu fesseln, ihm dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte erschreckend nahe zu bringen. Nur mit der Grausamkeit der Geschehnisse ist das detailvolle Erinnerungsvermögen, welches Mager-Beck auf jeder Seite ihres Buches wiedergibt, zu erklären. Persönlich sind für die meisten der Leser Begriffe wie Unterdrückung, Verachtung, Verfolgung und Mord an Unschuldigen wahrscheinlich Fremdworte, doch die Autorin versteht es, jedem dieser Worte eine unmissverständliche Bedeutung zukommen zu lassen. Dieses Buch, das die schreckliche und unmenschliche Zeit des 2. Weltkrieges aus der Sicht eines jungen Mädchens beschreibt, ist absolut lesenswert, da ein persönliches Schicksal beschrieben wird und wir uns immer wieder vor Augen halten müssen, dass dieses Leben eines unter Millionen ist.
Anja Corsten und Michael Jansen
Friederike Mager-Beck wurde im Jahre 1922 in Südpolen, dem damaligen Galizien, geboren. Auf dem jüdischen Gymnasium legte sie im Mai 1939 das Abitur ab. Die folgenden Jahre waren durch eine Odyssee durch das von den Nationalsozialisten bedrohte Europa geprägt. Nach der Befreiung vom Faschismus lebte sie in Breslau und Warschau. Sie arbeitete als Führungskraft in staatlichen Wirtschaftsunternehmen. Ihre erste Ehe, 1944 geschlossen, wurde 1950 geschieden. 1956 wanderte sie nach Israel aus. Im Oktober 1961 lernte sie bei einem Besuch in Essen ihren zweiten Ehemann kennen, den sie im Mai 1962 heiratete. Sie entschloss sich, in Deutschland zu bleiben. Friederike Mager-Beck lebt heute immer noch in Nordrhein-Westfalen.
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