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Wenda Focke
Rainer
Maria Rilke - schwerelos irdisch
Drei
Essays über
Lou Andreas-Salomé, Marina Zwetajewa
Seine Engel.
Erste
Auflage 2005, 84 Seiten; € 14,80. ISBN 3-89649-984-X
Einleitung zum Buch:
Zwei russische Frauen
besonderer geistiger und emotionaler Größe gab es im Leben Rainer Maria Rilkes,
die ihm Heimat hätten sein und werden können. Nur: Heimat – des Herzens. Eine
äußere Heimat hätte Bindung bedeutet und ein ihn Herauslösen aus dem Prozess
seiner gewichtlosen und zugleich erdrückenden Arbeit,
dem Lebens-Dienste an der Poesie.
Eine der Frauen stand am Anfang seines schöpferischen Lebens, Lou Andreas-Salomé. Die andere begegnete ihm kurz vor seinem
Ende. Es war die wohl größte russische Dichterin des 20. Jahrhunderts – Marina Zwetajewa.
Was aber war der Anlass zu den vorliegenden drei Essays?
Zum einen faszinieren mich Leben und Werk der Zwetajewa
seit Jahren, zum anderen erscheint mir der Mensch Lou Andreas-Salomé
weit mehr als eine "femme fatale", sicher
in den Augen einer heute lebenden Frau.
Sodann näherte sich mir über Dichtung und Briefe Rilkes das Phänomen der Engel,
das in die letzte große Elegie an Marina einmündet. Irdisch war Rilke fast bis
in den Tod hinein und dennoch schwerelos, liebend schwerelos.
Diese drei Menschen, Rainer Maria Rilke, Lou Andreas-Salomé
und Marina Zwetajewa verband eine tiefe
Gemeinsamkeit: sie waren sich bis ins Ende hinein treu. Vielleicht würde man
das heute nüchterner mit "sie waren authentisch" übersetzen.
Unbedingte Treue der eigenen Seele und dem eigenen Werk sowie den geliebtesten
Personen gegenüber ist auch heute für manch einen etwas fast Undenkbares:
"... aber – man wird doch etwas Wasser in den Wein ... ?"
Nein – sie kannten sich, sie wussten, und sie liebten das Leben zu sehr, um es
zu betrügen.
Und dann waren da zwischen ihnen die Engel, die sich aus erschreckender
Unerträglichkeit zu Schwingen entwickelten, Himmel und Erde
zueinanderschwebend, in einer innersten Bewegung, damit das Sichtbare in
leuchtend Unsichtbares wandelnd.
O Herr, gib jedem seinen eigenen Tod! -
Während Rainer durch Höllen ging und Lou im Tode noch einmal der Ironie des
Lebens anheim fiel, zerbrach Marina am Menschenverrat.
Sie vertrauten jedoch zeitlebens alle drei darauf, dass im Wissen um die
ureigene, reine Schwingung der Liebe das wirkliche Leben niemals verloren geht.
Größeren Frauen konnte Rilke nicht begegnen – weniger große Seelen hätten ihn
auch wohl kaum ertragen.
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