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Konstanzer Schriften zur Schoáh und Judaica Band 4
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn

 

Stefan Baumeister
NS-Führungskader
Rekrutierung und Ausbildung bis zum Beginn

des Zweiten Weltkriegs 1933-1939
1. Auflage 1997, 132 Seiten, € 15,24. ISBN 3-89649-160-1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In einer bis zum damaligen Zeitpunkt historisch einmaligen Weise hat die Führung der NSDAP versucht, eine personale Struktur aufzubauen, die ideologisch gefestigt in der Lage wäre, politische Führungsaufgaben zu übernehmen und dadurch auch die Kontinuität des Hitler-Staates zu gewährleisten. Der Aufbau, der Erwerb und die Erhaltung von Machtanteilen im Staat waren ebenfalls Beweggründe im polikratischen Herrschaftsgefüge um Hitler, die Anlass gaben, eine künftige "NS-Elite" auszuwählen und auszubilden.

 

Der Autor nimmt dies zum Anlass, sich mit der Bildung dieser "neuen" nationalsozialistischen Eliten und insbesondere mit der Rolle der dabei wirkenden speziellen Ausbildungseinrichtungen näher zu beschäftigen bzw. diese zu untersuchen. Im Zentrum der Arbeit stehen die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, die Adolf-Hitler-Schulen und die NS-Ordensburgen, auf einige weitere Sonderschulungsstätten (Akademie für Jugendführung der Hitlerjugend in Braunschweig, Reichsschule der NSDAP Feldafing, Hohe Schule der Partei) wird kursorisch eingegangen.

 

Für alle Anstalten werden Aufbau und Organisation, Ausbildungsinhalte und Zielsetzungen sowie Ausleseverfahren und Teilnehmerstrukturen rekonstruiert. Einführend entwickelt der Autor die dazu nötigen elitentheoretischen Grundlagen und verbindet diese mit einer Darstellung des NS-Eliteverständnisses samt der Führungsideologie. Anschließend wird die damit verbundene politische NS-Pädagogik mit dem NS-Erziehungsgedanken daraufhin betrachtet, wie sie in den oben genannten Institutionen vermittelt werden sollte. Grundlagen sind hierfür die "Rassentheorie", das "Führungsprinzip" sowie eine "Schule der Bestenauslese" für eine Führerrekrutierung.

 

Angesichts der nicht unproblematischen Quellenlage geht der Autor auch auf unterschiedliche wissenschaftliche Positionen und konträre Auffassungen ein und arbeitet Differenzierungen heraus. Zitate aus zeitgenössischen Quellen an vielen Stellen des Buches zeigen den Versuch des Autors, den Geist der damaligen Zeit sichtbar und erfahrbar werden zu lassen. Somit ist die vorliegende Arbeit auch ein Zeugnis für das inhumane Wesen des Nationalsozialismus und seiner erklärten Absicht, durch seine "rassische" Auslese und ideologischen Erziehung eine neue, privilegierte Kaste schaffen zu wollen.

 

Was aus den Eliteschulen und Anstalten, ihren Maximen und ihren Absolventen geworden wäre, hätte nicht der verlorene Krieg dem Nationalsozialismus ein radikales Ende gesetzt, vermag man sich nach Lektüre dieses Buches vielleicht vorstellen, bleibt aber letztlich spekulativ.

 

Stefan Baumeister, geboren 1967 in Lindau, absolvierte seine Berufsausbildung zum Finanzwirt an der Fachhochschule für Finanzen in Ludwigsburg. Danach studierte er Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz mit Schwerpunkten in Verwaltungsmanagement und Politik. 2001 wurde er im Fachbereich Geschichte und Soziologie promoviert.

 

Konstanzer Schriften zur Schoáh und Judaica

Inhaltsverzeichnis / to the contents of Shoáh & Judaica / Jewish Studies

 

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