Hartung-Gorre Verlag
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Konstanzer
Schriften zur Schoáh und Judaica
Band 7
Nina
Klein
Die
polnische Erinnerung an Auschwitz
am Beispiel des Staatlichen Museums
Auschwitz-Birkenau
Vorwort von Aleida Assmann
1. Auflage 1999, 132 Seiten,€ 15,24. ISBN 3-89649-409-0 (vergriffen)
Das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau war bis 1989 Hüter
einer offiziellen, d. h. staatlich-kommunistischen Erinnerung an Auschwitz. Mit
dem Fall des "Eisernen Vorhangs" bröckelte auch der Grenzwall, hinter
dem sich eine spezifisch polnische Erinnerung an Auschwitz hatte ausbilden
können. Und hier offenbart sich dem westlich geprägten Blick ein Paradoxon:
Polen war durch die Tatsache, daß die
Vernichtungslager auf polnischem Boden standen, prädestiniert für die Rolle des
"Zeugen" der Schoáh. Bis Mitte der 80er Jahre umgab die Schoáh jedoch
eine "Zone des Schweigens" - die Ermordung der europäischen Juden war
weder in staatlichen Publikationen noch in denen des oppositionellen
Untergrunds ein Thema. Dieser "blinde Fleck" im Gedenken spiegelte
sich in der Konzeption des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau. Die
vorliegende Schrift macht es sich zur Aufgabe, dieses Schweigen
"beredt" zu machen. Stand dahinter nur die Ideologie des
Antifaschismus? Oder erwuchs dieses Schweigen aus der
besonderen Situation Polens - als Opfer der national-sozialistischen
Polenpolitik während des Krieges und als von der Sowjetunion abhängiges
Ostblockland danach?
Nina Klein,
geboren 1970 in Nürnberg, studierte Geschichte und Deutsche Literatur an den
Universitäten Konstanz und Wellesley/USA. Gegenwärtig
arbeitet sie als Journalistin in Berlin.
Aus dem Vorwort von Aleida Assmann:
"Wir leben in einer Zeit, in der die Erinnerung wie noch niemals zuvor zu einem Faktor öffentlicher Diskussion geworden ist. An die Erinnerung wird appelliert, um zu heilen, zu beschuldigen, zu rechtfertigen. Sie ist zu einem wesentlichen Bestandteil individueller und kollektiver Identitätsstiftung geworden und bietet einen Schauplatz für Konflikte ebenso wie für Identifikation." Dieser Satz aus einem neueren Sammelband (von Paul Antze, Michael Lambek, Hg., Tense Past. Cultural Essays in Trauma and Memory, New York und London 1997, vii) kann diesem Buch über die Erinnerung an Auschwitz in Auschwitz als Motto vorangestellt werden. An diesem historischen Schauplatz, der zugleich symbolisches Zentrum der Erinnerung an den Holocaust ist, hat sich das traumatische Geschehen der fabrikmäßigen Vernichtung von Menschen, die die Nationalsozialisten als Regimegegner definierten, in der grauenhaftesten Weise konzentriert ein Ort der "tense past", der verdichteten Vergangenheit, oder, um es mit einer Formel von Dan Diner zu sagen, "gestauter Zeit".
Nina Klein hat sich daran gemacht, die unterschiedlichen Erinnerungsschichten, die sich an diesem Ort abgelagert haben, auseinanderzupräparieren. Was dabei herauskommt, ist ein anschauliches Bild vom Kampf dreier Erinnerungen: der polnisch-sowjetischen, die in Auschwitz den Sieg des Kommunismus über den Kapitalismus kommemoriert, der polnisch-nationalen, die in Auschwitz das Martyrium der katholischen Polen kommemoriert, und der Juden, die in Auschwitz den an ihnen begangenen Völkermord kommemorieren. Die Erinnerungen, die mit verschiedenen Identitäten liiert sind, folgen unterschiedlichen Standpunkten und Interessen, die sich nicht vereinheitlichen lassen. Sie machen den Ort bis heute - man denke an die Provokation der Holzkreuze, die auf einem nahegelegenen Platz errichtet wurden - zu einem umkämpften Schauplatz der symbolischen Besetzung.
Nicht weniger spannend als die diachronische Nachzeichnung der erinnerungspolitischen Symbolkämpfe sind die Kapitel, die sich mit den Museumskonzeptionen der "jüdischen Ausstellung" befassen. Hier wird im einzelnen deutlich, wie schwierig der Weg zur Anerkennung der jüdi-schen Opfer aus polnischer Perspektive gewesen ist.
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Reihe "Shoah
" im Hartung-Gorre Verlag