Hartung-Gorre Verlag
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Lucie Ondřichová
Fredy Hirsch
Von Aachen über
Düsseldorf und Frankfurt am Main
in Prag, Ostrava, Brünn, Prag und andernorts
dann durch
Theresienstadt nach Auschwitz-Birkenau
Eine jüdische Biographie
1916-1944
Aus dem Tschechischen
von Astrid Prackatzsch
Mit Beiträgen von
Rachel Masel und Pavel Stránský
Herausgegeben von
Erhard Roy Wiehn
1. Auflage 2000, 104 Seiten,. ISBN
3-89649-593-3 (vergriffen)
2.
erweiterte und überarbeitete Auflage 2017.
124
Seiten, € 19,80, ISBN 978-3-86628-586-6
Fredy Hirsch (1916 Aachen - 1944
Auschwitz-Birkenau) war ein sportlich besonders begabter Junge und jüdischer
Pfadfinder, am Ende ein vorzeitig ergrauter, reifer Mann, der sich in
Theresienstadt als Erzieher größte Verdienste erworben hatte, in
Auschwitz-Birkenau vergeblich um das Schicksal von mehreren Hundert Kindern
kämpfte. Ungeklärt bleibt, ob Fredy Hirsch sich selbst das Leben genommen hat
oder durch Überdosierung seitens des Sanitätspersonals zu Tode kam.
Durch das Ghetto
Theresienstadt gingen ca. 10.000 Kinder, im letzten Kriegswinter 1944/45 lebten
dort noch 1086. Alle anderen waren "nach Osten weiter verschickt"
worden. Endstation war meistens Auschwitz-Birkenau. Kinder, die jünger als 14
waren, hatten dort keine Chance. Die Überlebenden kann man an den Fingern einer
Hand abzählen, von den Älteren kehrten nach dem Krieg nur etwa 250 zurück. Fredy Hirsch hatte jeden zu retten versucht. Heute erinnert
an ihn eine bescheidene Gedenktafel am Gebäude der ehemaligen Theresienstädter Schule.
Bei der Einweihung dieser
Gedenktafel sagte Zuzana Ruzicková,
die als Mädchen im Theresienstädter Kinderblock war,
unter anderem: "Wir Juden haben keine Heiligen. Wir haben jedoch die 'Zaddikim' - Gerechte - oder könnte man vielleicht
übersetzen - Anständige? Fredy Hirsch war ein Mensch,
er hatte seine Fehler, er war kein Heiliger. Er war jedoch ein Gerechter - ein Zaddik. Und so wollen wir hoffen, dass, wenn der Letzte von
uns, die wir ihn kannten, dahingegangen ist, künftige Generationen vor dieser
Tafel stehen bleiben und sagen: Dies muss ein guter, tapferer und schöner
Mensch gewesen sein."
Lucie Ondřichová, stammt aus Prag; ihr erster Beruf war Krankenschwester,
später studiere sie Journalistik an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Karls-Universität in Prag. Seit 2000 arbeitet sie als
Journalistin mit Spezialisierung auf Gesundheitswesen und Medizin; zuerst war
sie bei den Tageszeitungen Lidové noviny und Mladá Fronta Dnes tätig, später bei
Fachzeitschriften für Ärzte und Personal im Gesundheitsbereich; derzeit ist sie
Chefredakteurin des Wochenblattes Medical
Tribune CZ. Die moderne jüdische Geschichte bleibt ihr großes Interesse.
Aus
einer Besprechung der 1. Auflage des Buches:
Heinz Moll in: Beilage Literatur, Prager Zeitung, 10. Mai 2001, S. 10.
Schuf
eine Oase der Menschlichkeit in Auschwitz
Die Prager Journalistin Lucie
Ondřichová zeichnet das Bild des deutschen Juden
Fredy Hirsch Seit einigen Jahren erinnert eine Gedenktafel im ehemaligen Ghetto
Theresienstadt an Fredy Hirsch. Nun liegt aus der Feder der Prager Journalistin
Lucie Ondřichová auch eine längst überfällige Biographie über diesen
achtbaren Mann vor.
Die Juden kennen keine
Heiligen, aber Gerechte: "Zaddikim". Der
deutsche Jude Fredy Hirsch war ein "Zaddik". Erstarb am 8. März 1944 28-jährig in der
Todesfabrik Auschwitz-Birkenau durch die Einnahme von Gift.
Hirsch war in "BIIb", dem berüchtigten "Familienlager" der
tschechischen Juden, Leiter des "Kinderblocks" gewesen. Seine
Einrichtung hatte er dem teuflischen Lagerarzt Mengele
förmlich abgerungen. Im Kinderblock schufen Fredy
Hirsch und eine kleine Gruppe blutjunger Erzieherinnen und Erzieher eine Oase
der Menschlichkeit inmitten des Grauens.
Fredy Hirsch kam gebürtig aus dem
Rheinland, genauer aus Aachen. Seit seiner Kindheit war er im Jüdischen
Pfadfinderbund (JPD) aktiv und wurde bereits als Jugendlicher zu einem
Vorzeigeathleten der zionistisch orientierten Sportorganisation Makkábi Hatzaír, die ihn bald mit Leitungsaufgaben betraute. Nach
der Verkündung der Rassengesetze floh Hirsch in die Tschechoslowakei ins Exil,
wo er zu einem beliebten Erzieher der jüdischen Jugend heranreifte.
Nach Theresienstadt
verschleppt wurde Hirsch bereits wenige Tage nach der Ende November 1941
erfolgten Errichtung dieses Ghettos. Als einer der
Beauftragten der Jüdischen Kultusgemeinde für die Jugendfürsorge setzte er sich
für diese Aufgabe mit ganzer Kraft ein. Dank seiner athletischen Erscheinung
und seines schneidigen Auftretens genoss Hirsch selbst bei der SS eine gewisse
Achtung, die er zum Vorteil der Kinder auszunutzen verstand. "Die SS
behandelte ihn fast wie ein menschliches Wesen", erinnert sich der heute
80-jährige Pavel Stránský,
Erzieher im Auschwitzer Kinderblock, in seinem
bewegenden Bericht Als Boten der Opfer (Konstanz 1997).
Am 8. März 1944 war es damit
vorbei: Die SS ermordete den Septembertransport von 1943 – 3.792 Menschen
wurden in der Nacht in die Gaskammern getrieben. Hirsch, ebenfalls zum
Septembertransport gehörig, war kurzfristig von einem Mithäftling, der in der
Schreibstube arbeitete, vor der Mordaktion gewarnt worden. Die Forderung, sich
an die Spitze eines Häftlingsaufstandes zu stellen, fühlte sich der Überraschte
nicht gewachsen. Als der Emissär nach einer Bedenkstunde zurückkehrte, fand er
ihn im Koma liegend. Der Emissär war Rudolf Vrba, der
nach seiner Flucht aus Auschwitz zusammen mir Alfred Wetzlar im April 1944 zum
wichtigsten Zeugen über die Schoah wurde.
Die wertvolle Arbeit von
Lucie Ondřichová ist in der von Erhard Roy Wiehn
(Universität Konstanz) betreuten Reihe Konstanzer Schriften zur Schoáh und
Judaica erschienen. Ihr sind viele Leser zu wünschen.
Reihe Shoah
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