Hartung-Gorre Verlag
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S
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Dawid Budnik &
Jakow Kaper
Verpflichtet darüber zu berichten
Zwei jüdische Überlebensgeschichten der
NS-Aktion 1005 in Kiew Babyn Jar 1943
1. Auflage 2018; 142 Seiten, € 19,80.
ISBN 978-3-86628-605-4
Aus
dem Vorwort von Erhard Roy Wiehn, Jüdische Schicksale in Kiew 1941–1943 (1993)
…
Im
Frühjahr 1942 wurde am nordwestlichen Stadtrand von Kiew ein
Konzentrationslager errichtet bzw. ausgebaut, von den Deutschen nach einem
benachbarten Stadtteil Lager Syrez genannt.
Dort gab es Hunderte von Gefangenen, Männer und Frauen, Juden, Russen, Ukrainer;
Lagerchef war der SS-Sturmbannführer (Major)
Paul (von?) Radomski, ein Killer und Sadist, der
die Häftlinge schrecklich quälen und viele erschießen ließ. SS-Standartenführer
(Oberst) Paul Blobel gab in einer am 18. Juni 1947 datierten eidesstattlichen
Erklärung zu Protokoll, die am 8. April 1948 vor dem Internationalen
Militärtribunal in Nürnberg verlesen wurde, dass er im Juni 1942 mit der
Aufgabe betraut wurde, die Spuren der von den deutschen Einsatzgruppen im Osten
durchgeführten Exekutionen zu beseitigen. Die Aktion erhielt nach dem
Geschäftszeichen des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin die Bezeichnung 1005, unterstand
dort dem Amt IV und begann im Frühsommer des Jahres 1942.
Im
Lager Syrez waren damals ca. 330 Menschen in primitiven Erdhütten inhaftiert,
vor allem Juden, die alle seit 1941 schon Schreckliches durchgemacht hatten.
Diese Häftlinge wurden nun dazu eingesetzt, Tausende von Leichen derer auszugraben,
die seit Ende September 1941 in Babij Jar erschossen worden waren, sie auf
Wertgegenstände zu untersuchen, schließlich zu verbrennen, ihre Knochen zu
zerkleinern und ihre Asche zu verstreuen. – Im Augenzeugenbericht eines
Angehörigen der Schutzpolizei vom Oktober 1945 heißt es unter anderem:
"Jeder Häftling war an beiden Beinen gefesselt mit einer 2–4 Meter langen
Kette... Die Leichenhaufen wurden nicht zu regelmäßigen Zeiten angezündet,
sondern immer, wenn ein oder mehrere Haufen fertig waren, bedeckt mit Holz und
getränkt mit Öl und Benzin." In Blobels eidesstattlicher Erklärung vom 1.
August Juni 1947 heißt es: "Bei meinem Besuchen im August besichtigte ich
selbst die Verbrennung von Leichen in einem Massengrab bei Kiew. Dieses Grab
war ungefähr 55 m lang, 3 m breit und 2 ½ m tief. Nachdem die Decke abgehoben
worden war, wurden die Leichen mit Brennstoff bedeckt und angezündet. Es
dauerte ungefähr zwei Tage, bis das Grab bis zum Boden durchgeglüht war. Danach
wurde das Grab zugeworfen, und alle Spuren waren damit so gut wie verwischt.
Wegen des Anrückens der Front war es nicht möglich, die weiter im Süden und
Osten befindlichen Massengräber, die von den Exekutionen der Einsatzgruppen
herrührten, zu zerstören." – Da die Häftlinge des Lagers
Syrez fürchten mussten, als lästige Zeugen am Ende selbst erschossen zu werden,
brachen sie am 29. September 1943 aus dem Sklavenlager aus, wobei die meisten
schon auf der Flucht erschossen wurden. Nur 14 Männer überlebten damals, zwei
von ihnen leben heute (1992/93!)
noch in Kiew: Dawid Budnik und Jakow Kaper (Kapjer).
…
"Meine
Generation hat alles für den Sieg über das faschistische Deutschland
getan", so Dawid Budnik am Ende seiner Überlebensbiographie: "Der Faschismus
wurde zerschlagen, ist aber noch nicht restlos vernichtet. Heute versucht er,
wieder aufzuleben und droht der Menschheit mit neuen Katastrophen. Ich glaube
aber, daß unsere Kinder und Enkel das nicht zulassen werden." Hoffentlich.
Damit jedenfalls auch künftig nachlesbar bleibt, wohin Hass und
Völkerfeindschaft führen, musste dieses Buch zweier einzigartiger Zeitzeugen
zustande gebracht werden. Darüber hinaus handelt es sich um eine Würdigung von
Menschen, die für alles erlittene Unrecht und Leid niemals auch nur die Spur
einer Wiedergutmachung erfuhren. Nicht zuletzt aber ist diese Publikation
speziell zu Ehren von Dawid Budnik und Jakow Kaper gedacht, die am 29.
September 1993 den 50. Jahrestag ihrer Befreiung feiern.
Schlüsselwörter:
Holocaust, Ukraine, Babij Jar, Babyn Jar, Kiew, Aktion 1005,
Vernehmungsberichte, Enterdungsarbeiten, Nationalsozialismus, Judenfeindschaft,
Antisemitismus, Sonderkommando 1005, Zweiter Weltkrieg, Lager Syrez
Weitere Buchtitel zum Massaker von Kiew-Babij-Jar am
29./30.September 1941
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