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S 2000 |
Ingrid Decker,
Jüdisches
Exil in Mexiko
und der Dominikanischen Republik
1923-2010
Unter Mitarbeit von Marie-Elisabeth Rehn
herausgegeben von Erhard Roy Wiehn.
1. Aufl. Konstanz 2011. 118 Seiten. € 14,80.
ISBN 978-3-86628-364-0
Aus der Einleitung von
Marie-Elisabeth Rehn
Zuflucht in Mexiko und der Karibik
Als Adolf Hitler im
Januar 1933 in Deutschland an die Macht kam, lebten etwa 525.000 Juden in
Deutschland. Bereits im Juni 1933 waren es nur noch 500.000. Besonders
Hellhörige, vorwiegend Akademiker, Künstler und Funktionäre des linken
Parteienspektrums wurden von der ersten Emigrationswelle erfasst und verließen
das Land. Anlässlich des Erlasses der Nürnberger Gesetze 1935 und nach der
sogenannten "Reichskristallnacht" im November 1938 versuchten weitere
deutsche Jüdinnen und Juden, sich durch die Flucht ins Ausland zu retten.
Während 1933 noch 74%
der Emigranten ins europäische Ausland – nach Frankreich, in die Niederlande
oder in die Tschechoslowakei – flohen, stieg der Anteil der Flüchtlinge in
überseeische Länder ab 1937 auf 69%. Endlich wurden nach quälend langen
Wartezeiten spärliche Visa erteilt. Neben den USA wandten sich die Flüchtlinge
vor allem nach Argentinien, Brasilien, Uruguay, Kolumbien oder Chile. Sogar bis
nach Fernost in das japanisch besetzten Schanghai gingen die Flüchtlingsströme.
Insgesamt verließen bis 1938 etwa 187.000 Jüdinnen und
Juden ihre deutsche Heimat. Genaue Zahlen gibt es nicht, denn es gibt keine
offiziellen Statistiken.
Auf die steigende
antijüdische Agitation in Deutschland gab es Reaktionen im Ausland. Vom 6. bis
15. Juli 1938 kam es durch die Initiative des US-Präsidenten Franklin D.
Roosevelt zur internationalen Flüchtlingskonferenz im französischen Kurort
Evian. 32 Staaten beteiligten sich, es kam jedoch fast nur zu unverbindlichen
Absichtserklärungen für ein umfassendes Hilfsprogramm.
Es ist qualvoll
nachzulesen, wie zögernd Reaktionen auf die Nachrichten der ersten planvollen
Ausrottungsaktionen im von Deutschland okkupierten Polen einsetzten. Selbst
Nachrichten, die von couragierten, glaubwürdigen Zeugen stammten, wurden im
Jahr 1942 absichtlich unter den Tisch gekehrt, z. B. über das Massaker von
Kiew-Babij-Jar.
Die hier gesammelten
Zeitzeugenberichte betreffen die ersten Phase der Hitlerschen Judenpolitik: die
"Endlösung" durch Auswanderung bzw. Vertreibung. Während alle
Teilnehmerländer in Evian sich weigerten, vermehrt Juden aus Europa
aufzunehmen, weil sie entweder keine Kaufleute und Intellektuelle als
Flüchtlinge (Lateinamerika) oder weil sie kein "Rassenproblem
importieren" wollten (Australien), zeigte sich lediglich der Diktator
Rafael Leónidas Trujillo Molina (1891–1961) aufgeschlossener: Die
Dominikanische Republik erklärte sich bereit, bis zu 100.000 Einwanderer
aufzunehmen. Tatsächlich waren es dann nur einige hundert Juden, die auf
regierungseigenen Grundstücken der Insel mit finanzieller Unterstützung des
American Jewish Joint Distribution Committee angesiedelt werden konnten.
Mexiko unterschied sich
in Evian nicht von den Ländern, die sich eher zurückhaltend gegenüber
Rettungsaktionen für verfolgte Juden verhielten. Der mexikanische Konsul in
Frankreich, Gilberto Bosques, war es jedoch, dem zahllose politisch und nach
der Nazi-Ideologie "rassisch" verfolgte Emigranten aus Europa die
Möglichkeit zur Einreise nach Mexiko verdankten.
Link zu einer
Buchbesprechung
http://www.menschenschreibengeschichte.at/index.php?pid=30&kid=1208&buid=12659&i=2
„Was
aufgeschrieben, veröffentlicht und in einigen Bibliotheken der Welt aufgehoben
ist, wird vielleicht nicht so schnell vergessen.“ (Erhard Roy Wiehn)
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Deutschland
herausgegeben
von Erhard Roy Wiehn
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