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S 2004 |
Franka Kühn,
Dr. Eduard Reiss –
Der erste jüdische Bürgermeister von Czernowitz
1905-1907.
Vorwort von Peter Rychlo
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
Konstanz 2004, 82 Seiten. EUR 13,80.
ISBN 3-89649-891-6
Aus dem Vorwort von Peter
Rychlo
Eine
Hommage für Dr. Eduard Reiss
Die
Lebensdaten von Dr. Eduard Reiss (1850-1907)
markieren Ecksteine der höchsten politischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Blüte des Habsburgerreiches. Zugleich versinnbildlichten diese Jahre auch das
"goldene Zeitalter" von Czernowitz. Aus der historischen Perspektive
gesehen, war diese Periode die produktivste und glücklichste Zeit in der
Geschichte der Stadt. Es waren die Gründerjahre, in denen man alle wichtigsten
Elemente ihrer Infrastruktur gestiftet hatte. Im März 1849 wurde im Wiener
Parlament eine neue Verfassung verabschiedet, die den Juden in der gesamten
Monarchie die gleichen Rechte verlieh. … Fünfzehn Jahre später wurde die
Bukowina zum Kronland erhoben, und Czernowitz erhielt
den Status einer Landeshauptstadt.
Schlag auf
Schlag schossen hier wie Pilze nach dem Regen neue Gebäude aus dem Boden,
Institutionen und Vereine wurden gegründet, Anlagen hergerichtet. 1866 wurde
die Eisenbahnstrecke Lemberg-Czernowitz in Betrieb
genommen, 1873 das imposante Rathaus (S. 10) am Ringplatz errichtet,
1875 die Universität "Francisco Josephina"
eröffnet und der große Israelitische Tempel im Stadtzentrum (S. 76)
eingeweiht. Dies alles geschah buchstäblich vor den Augen des jungen Eduard Reiss, der, obwohl schon im nordgalizischen Zaloze geboren,
bereits als sechsjähriger in die bukowinische Hauptstadt kam, um dann hier,
abgesehen von einigen Studienjahren in Wien, sein ganzes Leben zu verbringen.
In der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und insbesondere gegen sein Ende war
Czernowitz alles andere als ein ruhiges Nest. Es wimmelte hier an Ideen, Einfallen
und einem kaum bezähmbaren Veränderungsdrang. Obwohl schon in manchen neueren
Publikationen diese Stadt als eine "pädagogische Strafkolonie" und
"das österreichische Sibirien" bezeichnet wird, sind solche Charakteristiken
eher skeptisch denn ernst zu nehmen. Jedenfalls betrachteten die Offiziere, die
man aus den dumpfen galizischen Garnisonen nach Czernowitz versetzte, als ein
besonderes Glück, hier ihren Dienst machen zu dürfen. Viele Staatsbeamte, die
hierher von den anderen Orten der Monarchie geschickt wurden, verließen die
Stadt mit Tränen in den Augen, wenn es darum ging, die notwendige „amtliche
Rotation“ durchzuführen.
….
Nach dem Tod
von Dr. Reiss am 27.April 1907 wurde er auf dem
jüdischen Friedhof von Czernowitz gleich hinter der einst imposanten und heute
total vernachlässigten Leichenhalle in der Nähe der Grabstätten des
Oberrabbiners Dr. Lazar Igel und des langjährigen
Präsidenten der jüdischen Kultusgemeinde, des Landtag- und Reichsratsabgeordneten
Dr. Benno Straucher beigesetzt. Über seinem Grab
hatte man auf Kosten der jüdischen Gemeinde eine kunstvolle kleine Kapelle aus
Metall errichtet, mit einern Davidstern gekrönt, auf
der in feinen lateinischen Lettern zu lesen war: "Dr. Eduard Reiss - Bürgermeister". In fast 100 Jahren, die
seitdem verstrichen sind, verrostete die metallische Konstruktion bis in die
letzten Ecken, sodass der Name allmählich unleserlich wurde und dann endgültig
verschwand. Und so schmückt heute dieses Grab nur noch ein einziges Wort:
"Bürgermeister" (S. 75). Hier hat sich die Paraphrase verselbstständigt
und ist nahezu absolut geworden. Man muss sie aus dieser absoluten Anonymität
herausholen. Mit der vorliegenden Abhandlung über den ersten jüdischen
Bürgermeister von Czernowitz, die auf gründlichen, tiefschürfenden Recherchen
fußt, macht die Verfasserin Franka Kühn die Spur dieses Namens wieder sichtbar.
Czernowitz/Cernivci, im November 2003
„Was aufgeschrieben, veröffentlicht und in einigen Bibliotheken
der Welt aufgehoben ist, wird vielleicht nicht so schnell vergessen.“ (Erhard
Roy Wiehn)
Bücher über Czernowitz
im Hartung-Gorre Verlag, Konstanz
Jüdische Überlebens- und Nichtüberlebensschicksale aus
Rumänien
herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
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/ Jewish Studies
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