Hartung-Gorre Verlag
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Gábor Hirsch
Als
14-jähriger durch Auschwitz-Birkenau
Aus dem ungarischen Békéscsaba
sieben Monate Konzentrationslager
überlebt und über Kattowitz, Czernowitz,
Sluzk zurück 1944–1945.
Mit einer Dokumentation zum jüdischen Zensus
in Békéscsaba
und
zu den Deportationszügen von Ungarn nach Auschwitz-Birkenau.
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. 2011, 132 Seiten, viele Fotos und Dokumente
sowie eine Foto- und Dokumenten-CD. € 19,80. CHF 23,50.
ISBN 978-3-86628-383-1 & 3-86628-383-0
Gábor
Hirsch
Gegen das Vergessen nicht nur in Ungarn
Bereits
vor einigen Jahren hatte ich die Absicht, für meine Söhne schriftlich über
meine Familie und über die Verfolgung in den 1940er Jahren zu berichten.
Zusätzliche Beweggründe waren, dass ich den Eindruck hatte, dass das Wissen
über die Schicksale der Juden von Békéscsaba
allgemein sehr lückenhaft, die Literatur über das Schicksal der Juden der Stadt
spärlich und fehlerhaft ist. Es deutet nichts mehr darauf hin, dass vor einigen
Jahrzehnten hier ein blühendes wirtschaftliches und kulturelles jüdisches Leben
herrschte. In der ehemaligen neologischen Synagoge befindet sich heute ein
Möbelgeschäft und in der früheren orthodoxen Synagoge ein Vorführraum für
Kühlaggregate (Fotos S. 63). In meiner ungarischen Heimatstadt, wo vor dem
Krieg ca. 3.000 Juden lebten, sind es heute vielleicht noch 40. Es ist
schwierig, zehn Männer für einen Gottesdienst zusammenzubringen. Eine
Gedenktafel mit den Namen der Ermordeten gibt es auch nach 67 Jahren nicht.
Als
ich mich einmal im Komitats-Archiv nach Deportationslisten erkundigte, fand ich
keine. Erst Jahre später erhielt ich in einem Internet-Diskussionsforum auf
meinen Beitrag eine Antwort und wenig später (1998) zwei Namenslisten. Es
handelte sich um den jüdischen Zensus der beiden jüdischen Gemeinden von Békéscsaba. Es war nicht genau das, was ich suchte, aber
immerhin Listen von April 1944, kurze Zeit nach der deutschen Besetzung
Ungarns. Diese Listen waren auch die Grundlage zuerst für den Zusammenzug der
Menschen in sogenannten "Jüdischen Hausern"
("Judenhäuser") und später auch für die Gettoisierung der jüdischen
Bevölkerung. Für die meisten Ortschaften sind diese Listen heute nicht mehr
auffindbar, der Gendarmerie-Distrikt Debrecen, wozu auch Békéscsaba
gehörte, ist einer der 10 Distrikte, für die Listen erhalten geblieben sind. Ob
man sie andernorts vernichtete oder ob sie auf andere Weise verschwanden, weiß
ich nicht. Die Listen weniger Gemeinden erschienen in einer Serie unter dem
Namen "Nevek, שמות ,
Names", finanziert von der "Beate und Serge
Klarsfeld Foundation" bei Yad
Vashem (Jerusalem) herausgegeben.
Ein
weiterer Beweggrund für meine Schrift war, dass man sehr wenig über die
Selektionen im Lager weiß. Als ich mich im Juli 1998 in Yad
Vashem dazu erkundigte, erhielt ich von der
Vizedirektorin des dortigen Archivs folgende Antwort: "Bezüglich Ihrer Anfrage hinsichtlich Informationen zu Selektionen
im Krankenrevier u. Lagerselektionen bzw. Nachselektionen: Es existiert
tatsächlich keine Aktengruppe, in der dezidiert
Material über Nachselektionen gesammelt wäre, aber ich teile Ihre Ansicht, dass
es mit ziemlicher Sicherheit noch mehrere Fälle wie den Ihren gegeben hat und
sich in unserem Archiv auch mit großer Wahrscheinlichkeit diesbezügliche
Zeugenaussagen befinden.
Ich
muss Ihnen aber leider mitteilen, dass wir uns momentan außerstande sehen, die
in Frage kommenden Aktenbestände (ca. 750 Akten) nach den gewünschten
Informationen abzusuchen. Sollte es Ihnen möglich sein, nach Israel zu kommen,
steht Ihnen unser Archiv selbstverständlich offen, und soweit wir Ihnen
behilflich sein können, tun wir es gerne."
Es
hat etliche Jahre gedauert, bis ich entsprechende Berichte fand. Die erste
Veröffentlichung durfte ich gegen Ende der 1940er Jahre gesehen haben, leider
konnte ich dieses Buch später nicht mehr finden. In den 1990er Jahren fand ich
in Martin Gilberts Buch Holocaust
– The Jewish Tragedy (London
1986) zwei Kapitel über Selektionen; die verwendeten Dokumente stammen aus der
68. und 71. Sitzung des Eichmann-Prozesses (1961), es handelt sich um die
Zeugenaussagen von Joseph Zalman Kleinman
und Nahum Hoch.
Nach
den Erinnerungsfeiern zum 50. und 60. Jahrestag der Befreiung des
Konzentrationslagers Auschwitz (1995 u. 2005) erschienen weitere diesbezügliche
Zeitungsartikel in Kanada, Israel und Tschechien. Auf der Homepage von degob.hu
(Deportaltakat Gondozo Orszagos Bizottsag /
Landesfürsorge-Komitee der Deportierten) fand ich weitere Zeugenaussagen über
Lagerselektionen. Leider fehlen bei den meisten Berichten die Details, so dass
schwer zu beurteilen ist, ob von denselben oder von ähnlichen Ereignissen
berichtet wird.
Ein
anderer Fall, der mich stark interessierte, ist die Glaser-Liste – in meinen
Augen – ein sehr vernachlässigtes Kapitel: Es handelt sich um eine Liste, die
ein Kapo der Kleiderkammer in Auschwitz-Birkenau über die arbeitsfähigen Männer
der eintreffenden Transporte in dem Zeitraum zusammenstellte, als auch die
ungarischen Massentransporte ankamen. Was mich noch immer beschäftigt; Wie ist
es möglich, dass nach 67 Jahren noch immer nicht geklärt ist, wann die 137 Transporte,
die Kassa in Richtung Auschwitz-Birkenau passierten, ihren Bestimmungsort
erreichten.
Esslingen/Schweiz, 20. Februar 2011
This book is
available in English:
Gábor Hirsch
Békéscsaba – Auschwitz-Birkenau
and back
1st Edition 2018.
116 pages and Glaser´s List and arrival
dates
based on DEGOB and other testimonies.
Photos and
Documents-CD
Published in Budapest by Tevan
Alapítvány
€ 19,80. ISBN 978-3-86628-619-1
Gábor Hirsch was born into a Neolog-Jewish family in Bekescsaba
in 1929, where he spent the early years of his childhood. On June 29/1944/ at
the age of 15/ Gábor Hirsch was deported to
Auschwitz-Birkenau by the Hungarian authorities, along with 1,900 other Jews of
his hometown, including his mother, grandmother, aunt, and cousins. More than
one hundred of the deported children were killed in the gas chambers upon
arrival. Gábor Hirsch was among the few who were
considered qualified to work and thus remained imprisoned in Birkenau until the
liberation.
The book Gábor
Hirsch set out to write is not a traditional memoir. Rather, it is a detailed
and meticulously researched history of the life of the Jewish people in Békéscsaba before and during the Holocaust. Supported by
painstakingly pieced together sources including documents, newspaper articles,
and transport lists from numerous different archives, as well as testimonies of
other survivors, Hirsch succeeds in piecing together a mosaic of local history
previously skimmed over by historical researchers. In a unique way, the
historical background is interwoven with scenes of personal remembrance,
including selections on the high religious holidays in the Gypsycamp
and the last months of his mother's life.
Jüdische Überlebens- und Nichtüberlebensschicksale in Ungarn
/Jewish Fates in Hungary
bearbeitet und herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
Zum Inhaltsverzeichnis
/ to the contents of Shoáh & Judaica / Jewish Studies
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