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Andrei Oisteanu

Das Bild des Juden in der rumänischen Volkskultur.

Zum Problem scheinbarer positiver Vorurteile.
Aus dem Englischen von Marie-Elisabeth Rehn.
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn.

Konstanz 2002. 66 Seiten ISBN 3-89649-816-9 € 14,80

 

 

 

 

 

Buchrezensionen DAVID - Heft Nr. 70 - September 2006

Klischees und Vorurteile von Claus Stephani

In der Schriftenreihe „Schoah & Judaica", die von Prof. Dr. Erhard Roy Wiehn im Hartung-Gorre Verlag, Konstanz, betreut wird, erschien vor kurzem eine deutsche Fassung des Buches „Das Bild des Juden in der rumänischen Volkskultur. Zum Problem scheinbar positiver Vorurteile". Es handelt sich dabei um eine gekürzte Ausgabe des 404 Seiten starken rumänischen Originals, das 2001 vom Bukarester Humanitas Verlag herausgebracht wurde.

Dem in vier Kapiteln gegliederten Text des bekannten rumänischen Kulturanthropologen Prof. Andrei Oisteanu, Bukarest, sind zwei kurze Essays von Marie-Elisabeth Rehn („Kulturelle Anthropologie als Werkzeug scharfsinniger Analyse gesellschaftlicher Wirklichkeit") und Erhard Roy Wiehn („’Imaginäre Juden’ im alltäglichen Vorurteil") einführend vorangestellt.

Im Hauptteil des Buches setzt sich dann Oisteanu mit der vielfältigen Thematik seiner Untersuchungen auseinander, die er im Rahmen eines Forschungsprogramms des „International Center for the Study of Antisemitism" der Hebräischen Universität Jerusalem durchführen konnte. Die Ergebnisse seiner Arbeit werden nun hier in vier Abhandlungen präsentiert: „Der intelligente Jude (‚Ein jüdischer Kopf’)", „Der Jude als guter Geschäftsmann", „Der gute Jude (‚Wenn doch nur alle Juden wären wie du...’)", „Die schöne und tugendhafte Jüdin".

Abschließend sagt dann der Autor, dass er sich in seiner Arbeit besonders auf die mittel- und osteuropäische Volkskultur konzentriert habe, um „deren ethnische Selbst- und Fremdbilder und hier vor allem das Bild des Juden" zu untersuchen. Dabei entdeckte er im Volksdenken unter anderem „auffallende mentale Klischees", wie z.B. „Juden haben Hörner" u.a. Diese Zerrbilder „des imaginären Juden" wiederum, die sogar mit Eigenheiten von Fabelwesen ausgestattet sind, konnten sich dort frei entfalten und überleben, wo es keine „wirklichen Juden" gab, die durch ihre reale Existenz „dieses Bild korrigiert" hätten.

Dabei spielte, wie Oisteanu zeigt, das kulturelle Milieu, in dem diese und andere Klischees entstehen konnten, eine besondere Rolle, denn „die Koordinaten für dieses Vorgehen" sind – und das trifft besonders auf den osteuropäischen Raum zu – „gewöhnlich in einer archaischen und tief verwurzelten Volkskultur verankert". Ein bedauerlicher Fehler, der sich wohl bei der Übersetzung der englischen Fassung ins Deutsche eingeschlichen hat, ist die Verwechselung der rumänischen Provinz Moldau (rum. Moldova, Hauptort Iasi/Jassy) mit der 1924 gegründeten ASSR Moldau, die nach 1945 als Moldauische SSR, dem ehemaligen Bessarabien (Hauptstadt: Kischinjow), zur UdSSR gehörte und heute als selbständige Republik Moldawien bekannt ist. Der Volkname Moldauer hingegen – für die Einwohner des rumänischen Fürstentums Moldau – findet sich bereits in Dimitrie Cantemirs Werk, „Beschreibung der Moldau", 1771, Frankfurt und Leipzig, was der Übersetzerin anscheinend nicht bekannt ist. Außerdem werden die rumänischen Gebietsnamen Oltenia (dt. Oltenien) und Maramures (dt. Maramuresch bzw. Marmatien) ohne den bestimmten Artikel gebracht, was irreführend ist, da man annehmen könnte, es handle sich dabei um Ortsnamen.

Trotz dieser und einiger anderer Einwände – z.B. falsch zitiertes Jiddisch – kann Oisteanus Buch als erhellende Lektüre zur Geschichte des säkularen volkstümlichen rumänischen Antisemitismus empfohlen werden, da der Autor anhand einer Fülle von Beispielen und Belegen die Entstehung der negativen und auch der anscheinend positiven Stereotypen überzeugend dokumentiert.

Bücher über Czernowitz im Hartung-Gorre Verlag, Konstanz

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Zur jüdisch-ukrainischen Geschichte

 

 

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