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Neuerscheinung 2000
Klára Rajk,
Den
Kampfgeist nie verloren –
Jüdische Schicksale in Ungarn 1910-1999.
Aus dem Englischen von Marie-Elisabeth Rehn.
2000, 74 S., 14,83 €. ISBN 3-89649-545-3
Aus
dem Vorwort von Marie-Elisabeth Rehn
Den Holocaust
überlebt
KIára Rajk, Jahrgang
1910, hat den Holocaust überlebt. Sie beginnt ihre Darstellung mit einem
Selbstporträt ihrer Mädchenjahre. Als behütete Tochter aus gutem Haus verbringt
sie ein Jahr in einem Dresdener Mädchenpensionat, wo sie erstmals mit einigen
weniger erfreulichen Aspekten der rauen Wirklichkeit konfrontiert wird. Nach
ihrer Heimkehr beweist sie erstmals, wie viel Willenskraft und
Durchsetzungsfähigkeit in ihr steckt. Sie findet eine Anstellung als Sekretärin
und plant auf eigene Faust einen Auslandsaufenthalt. Die verheiratete junge
Frau beobachtet voller Argwohn die antisemitischen Neigungen unter ihren
ungarischen Landsleuten und Bekannten und warnt schon früh vor den möglichen
Folgen der aggressiven Expansionspolitik Hitler-Deutschlands. All dies spielt
sich vor dem Hintergrund einer assimilierten gutbürgerlichen Familie ab, die
sich vom Judentum weit entfernt hat und darauf hofft, in die Gesellschaft der
Nichtjuden voll integriert zu sein. Dies macht den Kampf von Klára Rajk um das Überleben ihrer Familie zu einer besonders
tragischen Geschichte.
In
den folgenden Lebenserinnerungen schildert sie voll packender Intensität den
während der letzten Kriegsmonate in Budapest einsetzenden Nazi-Terror und ihre
verzweifelten Bemühungen, ihre Familie der "Endlösung der Judenfrage"
zu entziehen.
Ehemann
Imre (S. 66) wird sofort von den Deutschen zur Zwangsarbeit
verpflichtet und entgeht der Deportation nur, weil es KIára Rajk gelingt, ihn
mit Hilfe Raoul Wallenbergs aus dem abfahrbereiten Zug zu holen. Das Haus, in
dem die Familie lebt, wird zum "Judenhaus" erklärt. Dicht gedrängt
leben jetzt zahlreiche Verwandte und Bekannte in der einst geräumigen
5-Zimmerwohnung, bis spezielle Papiere den Aufenthalt in einer Wohnung
erlauben, die unter dem Schutz der schwedischen Botschaft steht. Aber als die
Russen vorrücken und Budapest belagern erweist sich auch diese Zuflucht nicht
als sicher vor den Übergriffen der fanatischen Pfeilkreuzler, den ungarischen
Nationalsozialisten. Tagelang halten die Angreifer ihre Häftlinge gefangen,
quälen sie und beginnen schließlich mit der systematischen Exekution ihrer
Opfer. Imre Rajk wird vom
Rest der Familie getrennt und zusammen mit zahlreichen Leidensgenossen auf
bestialische Weise in der Donau ertränkt. Klára Rajk,
die zusammen mit ihrem kranken Sohn das Massaker überlebt, sucht zunächst in
den Überresten des Gettos Schutz und schlägt sich dann durch zur Adresse einer
einstigen nichtjüdischen Freundin durch, wo sie schließlich die Befreiung durch
sowjetischen Truppen erlebt. In den Wirren der letzten Kriegstage, während die
Gefechte noch andauern, findet Klára schließlich auch ihre Eltern wohlauf und
auch die Tochter stößt wohlbehalten wieder zu ihr. Der Neubeginn ist schwer.
Einige Monate verbringt die Familie, die ihr Oberhaupt verloren hat, in Szeged,
und zurück in Budapest, beweist Klára Rajk, dass sie als tüchtige Geschäftsfrau
ganz allein ihre Kinder ernähren kann.
Klára
Rajk widmet den Geschehnissen der Nachkriegszeit nur
wenig Raum. Israel und Belgien, zwischen diesen Ländern ist die Autorin hin-
und hergerissen, nachdem sie Ungarn wegen ihres Sohnes Ferko
verlassen musste. In Israel kann sie beruflich nicht Fuß fassen, obwohl ihr
dort lebender Sohn ihrer Hilfe bedarf, in Belgien lässt sie sich schließlich
nieder, betreut ihre Mutter und ihre kranke Schwester.
Das Buch von Klára Rajk ergänzt unsere Bücher
über jüdische Schicksale aus Ungarn, die von Erhard Roy Wiehn herausgegeben wurden.
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