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Victor Rusu,

Damals im Schtetl –

Jüdisches Leben in Rumänien.

Erlebte und überlieferte Geschichten.

Aus dem Rumänischen von Kathrin Lauer.

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn

2001, 166 Seiten, € 24,52. ISBN 3-89649-671-9

 

 

 

 

 

 

 

Aus dem Vorwort von Kathrin Lauer

 

Untergegangen und fast vergessen

Victor Rusus Schtetl ist nicht nur untergegangen. Mehr noch: In seiner früheren Heimat Rumänien läuft es Gefahr, ganz vergessen zu werden. Denn in dem exkommunistischen Land in Südosteuropa gibt es noch keine breit angelegte, ernsthafte und ehrliche Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte und schon gar nicht mit der Vorkriegszeit.

Verdrängt wird allgemein die historische Rolle der nationalen Minderheiten für die allgemeine Entwicklung des Landes. Juden, Ungarn, Deutsche, Bulgaren, Griechen, Türken, Armenier, Tataren und viele andere bildeten mit den Rumänen ein charmantes und anregendes Potpourri - freilich durchaus nicht frei von Ressentiments und Konflikten, deren Opfer vor allem Juden waren. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Rumänien etwa 800.000 Juden. Davon wurden etwa 400.000 von den Nazis und ihren rumänischen Helfern ermordet und fast 400.000 wanderten während des Kommunismus aus. Derzeit leben nur noch etwa 12.000 Juden in Rumänien.

Dass Victor Rusu mit der Schilderung jüdischen Lebens in seiner nordostrumänischen Heimatstadt Botosani jetzt das untergegangene Schtetl in Rumänien wieder aufleben lässt, kann daher nicht hoch genug geschätzt werden. … Ihm ist es zu verdanken, dass nun auch die deutschen Leser in die engen Wohnküchen des Schtetls schauen, den Gesprächen in den Werkstätten zuhören, mit den geplagten Hausfrauen leiden, den Schabbat-Geruch nach frischem Weißbrot spüren dürfen und auch den Geschmack der eingelegten Äpfel, die jüdische Straßenverkäufer zu Frühlingsbeginn feilboten. Im Interview-Teil "Gespräche" lernen wir außerdem Geschichten von Holocaust-Überlebenden kennen.

Als Nichtjüdin und Journalistin, die sich mit dieser Ecke Europas beschäftigt, habe ich aus Victor Rusus Schilderungen viel gelernt. Wegen meiner sehr vagen Vorkenntnisse wäre ich bei der Übersetzung vollkommen hilflos gewesen ohne Frau Dr. med. Mirjam Bercovici (Bukarest), die mir die vielen jiddischen Ausdrücke erläutert hat. Außerdem hätte mich niemand anderer als sie, die selbst aus einem rumänischen Schtetl stammt, darüber aufklären können, was eine "falsche Bohnensuppe" ist. …

Bukarest, im Mai 2001

 

 

 

 

Das Buch von Victor Rusu ergänzt unsere Bücher über jüdische Schicksale aus Rumänien, die von Erhard Roy Wiehn herausgegeben wurden.

 

Zum Inhaltsverzeichnis / to the contents of Shoáh & Judaica / Jewish Studies

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