Hartung-Gorre Verlag
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Neuerscheinung 2005
Sidi Gross,
Zeitzeugin sein.
Geschichten aus Czernowitz
und Israel.
2005, 108 Seiten, 14,80 €.
ISBN 3-86628-016-5
Aus dem Vorwort von Erhard Roy Wiehn: Wenn die Erinnerung kommt
…
Die hier
gesammelten Beiträge sind zumeist in den Israel Nachrichten erschienen,
beinhalten vor allem Erinnerungen an Czernowitz, aber auch einige Geschichten aus Israel und
sind ungefähr in der zeitlichen Abfolge ihres Inhalts und nicht nach ihrer
Erstveröffentlichung geordnet.
Die Kindheits- und Jugenderinnerungen betreffen die
wirkliche oder vermeintliche gute alte Zeit in Czernowitz
mit vielen liebens- und erinnerungswürdigen Reminiszenzen, sodann die
schockierende Zeit des ersten "Russenjahres"
1940/41 mit den sowjetischen Deportationen sogenannter "Volksfeinde"
nach Sibirien, die schreckliche Zeit der Schoah 1941-1944, die in Rumänien
besonders grausam verlaufen ist, teils wie in der Ukraine sofort mit Mord
begann, teils mit der Deportation in die Arbeits- und/oder Todeslager Transnistriens
(die Region in der südlichen Ukraine zwischen dem
südlichen Bug im Osten, dem Dnjestr im Westen, dem Schwarzen Meer im Süden,
Mohyliv-Podilskyi im Norden), aber auch die Zeit der Rückkehr der Roten Armee
Ende März 1944. Dieser Teil der Schoah ist bis heute kaum bekannt und nicht in
das kollektive Gedächtnis Deutschlands aufgenommen worden, obwohl auch Deutsche
entscheidend daran beteiligt waren.
"Wie erinnert man sich? Welche Erlebnisse sind es,
die bleiben? Wer oder was trifft die Auswahl, was bleibt und was vergessen
wird?", fragt Sidi Gross: "Ich weiß nur, dass traumatische Erlebnisse
wie der Krieg, die Schoah, das Ghetto, in seinem ganzen Umfang nicht erfassbar
sind; Was geblieben ist, sind einzelne Bilder, einzelne Szenen." (S. 56) -
"Am 22. Juni 1941 begann der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die
Sowjetunion, es kamen Deutsche und Rumänen und mit ihnen der Tod und das Ende
des jüdischen Lebens in der Bukowina. Sie mordeten wahllos in den Straßen, in
den Wohnungen, überall wo sie Juden fanden. ... Wir wurden ins Ghetto getrieben und sollten von dort nach Transnistrien
deportiert werden. Es gelang uns jedoch im letzten Moment, aus dem Viehwaggon
zu entkommen und uns zu verstecken." (S. 12) - "Das ist mehr als ein
halbes Jahrhundert her, aber der Schmerz der Erinnerung tut heute noch genau so
weh wie damals. " (S. 57)
Das Leben der Schoah-Generation
bleibt auch in Israel von den damaligen Erfahrungen entscheidend geprägt:
"Wie es mir geht?", so Sidi Gross an anderer Stelle: "Ich
schlafe nachts wenig oder überhaupt nicht, das Radio ist 24 Stunden in Betrieb,
jede kleinste Verspätung, wenn jemand kommen sollte und noch nicht da ist, wird
zu einem Trauma. Wie lange wird dieser endlose Alptraum
noch dauern? Wahrscheinlich bis die Palästinenser verstehen, dass sie uns mit
Terror nie besiegen werden. ... Heute besteht unsere wichtigste Aufgabe darin,
durchzuhalten und unseren guten und weniger guten Freunden in aller Welt
klarzumachen, dass wir unser Israel verteidigen werden, bis unsere Nachbarn
einsehen, daß ihr Kampf aussichtslos und sinnlos ist,
und dass es für sie das beste ist, mit uns in Frieden zu leben." (S. 86)
Im Jahres 2005 scheint es ja diesbezüglich immerhin gewisse Hoffnungen zu
geben.
Was aufgeschrieben, veröffentlicht und in einigen
Bibliotheken der Welt aufgehoben
ist, wird vielleicht nicht so schnell vergessen.
Sidi Gross
Weitere Geschichten aus Czernowitz,
der Schoáh und Israel
Herausgegeben von
Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. 2010; 120 Seiten, EUR 14,80.
ISBN 978-3-86628-322-0
Sidi Gross,
Weitere Geschichten aus Israel und Czernowitz
sowie Rezensionen.
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
2007. 138 Seiten, EUR 14,80. ISBN 3-86628-142-0
Mit Sidi Gross' Zeitzeugin
sein verzeichnet unsere Edition Schoáh & Judaica
nun mehr als 30 Titel zum jüdischen Leben und Leiden im damaligen Rumänien bzw. in der
Ukraine, darunter viele Titel mit Bezug zu Czernowitz/Černivci.
Zum Inhaltsverzeichnis / to the contents of Shoáh & Judaica / Jewish
Studies
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