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Bronislaw
Erlich
Ein Überlebender
berichtet.
Von Warschau durch
das KZ Wołkowysk und nach
Fluchtversuchen als Zwangsarbeiter in Deutschland,
dann von Polen nach Israel, Deutschland und in die Schweiz.
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn.
1. Aufl. 2007, 2. Auflage 2016. 110 Seiten, € 18,-. CHF
20,-
ISBN 3-86628-141-2
Aus
dem Vorwort von Erhard Roy Wiehn
Bronislaw Erlich hat in
der Tat ein Dokument hinterlassen, das es in sich hat. Es beschreibt zunächst
die ganz normale kleine Welt einer mittelständischen jüdischen Schneiderfamilie
mit vier Kindern samt den Kindern der Nachbarschaft in Warschau, die sich
einmal im Jahr sogar Ferien leisten kann, wenn auch nur in der Nähe der
Hauptstadt. Besonders liebenswürdig geschildert erlebt man den Sederabend, den
Beginn des Pessachfestes im Frühling mit all seinem Zauber, das Fest zur
Erinnerung an den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten. Nach guten Jahren in
der Grundschule beginnt der Ernst des Lebens mit einer Lehre der Chemigraphie,
die mit Lernbegier gemeistert wird.
Dann folgen der Albtraum des Kriegsbeginns
in Warschau, des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen, die Leiden unter
deutscher Besatzung, der Abschied von der Familie und die Flucht in den
sowjetisch besetzten Osten Polens, um nach dem Angriff der Deutschen auf die
Sowjetunion nach dem 22. Juni 1941 auch dort wieder unter deutsche Besatzung
und nach gescheiterten Fluchtversuchen ins KZ von Wołkowysk und in eine
dortige Arbeitskolonne zu geraten, die unter Aufsicht der Besatzer verlassene
jüdische Wohnungen filzt. Nach einem abermaligen erfolglosen Fluchtversucht
entwickelt sich mit einer gefälschten Geburtsurkunde tatsächlich nach und nach
ein Ausweg, der todsicheren Vernichtung zu entgehen.
Nach Białystok kommt die Wende in der
Ortschaft Zaścianki, wo Bronislaw als Knecht bei einem Bauern Arbeit und
Zuflucht findet und wo sich das dann doch plötzlich drohende Unheil als
unerwartete Überlebenschance erweist: Anstelle eines ehemaligen polnischen
Kriegsgefangenen, der in der deutschen Landwirtschaft bereits Zwangsarbeit
verrichtet, auf Urlaub zu Hause aber nicht mehr zurückkehren will, wird nun
Bronislaw nach Deutschland geschickt und gelangt nach letzten gefährlichen
Kontrollen, die ihn beinahe als Juden enttarnt hätten, auf einem Bauernhof
zunächst in Illeben, dann im benachbarten Reichenbach in Thüringen, wo er sogar
einem lebensgefährlichen Konflikt mit seinem Bauern übersteht, um schließlich
durch die US Army endlich befreit zu werden.
Bald arbeitet er in der Küche einer US
MP-Einheit in Langensalza, findet Freunde in einem DP-Lager in Gotha, erlebt
das zerstörte Nürnberg, arbeitet eine Weile als Dolmetscher bei einer
Pioniereinheit der Roten Armee in Weimar, lernt dann durch Liebe auf den ersten
Blick seine künftige Frau Anna kennen, geht mit ihr nach Polen zurück, besucht
die Trümmerwüste des jüdischen Warschau, wo von seinem Geburts- und Elternhaus
kein Stein auf dem anderen und von seinen Eltern und seinem Bruder kein Spur
geblieben ist. Bronislaw findet in Wrocław (Breslau) Arbeit in seinem
Beruf und eine kleine Wohnung, vor allem aber trifft er hier seinen älteren
Bruder wieder, der in der Roten Armee gekämpft und seine Schwester, die
ebenfalls überlebt hatte.
Nach und nach werden zwei Kinder geboren,
1958 zieht die Familie nach Israel, kommt 1960 nach Deutschland und 1961 in die
Schweiz, wo sich Bronislaw Erlich beruflich sehr erfolgreich entwickeln kann,
weit über das normale Pensionsalter hinaus beruflich aktiv bleibt und
schließlich seine Erinnerungen aufschreibt, um Zeugnis abzulegen, ein Zeugnis,
das es in sich hat: Es ist einmal mehr ein Zeugnis der deutschen Barbarei in
Polen und der Sowjetunion, des Lebens und Leidens der Juden im deutsch
besetzten Europa, aber auch eines unglaublichen Lebensinstinktes und
Überlebenswillens eines ganz jungen Mannes damals, nicht zuletzt ein Dokument
von glücklichen "Zufällen" und einem alles in allem guten Ende, das
jedoch nichts an dem bleibenden Schmerz des Verlustes der Familie ändert.
„Was
aufgeschrieben, veröffentlicht und in einigen Bibliotheken der Welt aufgehoben
ist, wird vielleicht nicht so schnell vergessen.“ (Erhard Roy Wiehn)
Jüdische Überlebens- und Nichtüberlebensschicksale aus Polen
herausgegeben
von Erhard Roy Wiehn
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