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Konstanzer Schriften zur Sozialwissenschaft
Herausgegeben von
Horst Baier und Erhard R. Wiehn
Band
62
Jost Bauch
Krankheit
und Gesundheit
als gesellschaftliche Konstruktion.
Gesundheits- und
medizinsoziologische Schriften 1979 – 2003.
2004,
196 Seiten, € 19,80. ISBN 3-89649-929-7
Dieses Buch besteht aus einer
Aufsatzsammlung des Autors aus den Jahren 1979 bis 2003. "Gesundheit und
Krankheit als gesellschaftlich Konstruktion" bezeichnet den Sachverhalt,
dass uns Körperzustände nicht unmittelbar zugänglich sind. Wenn wir über
Gesundheit oder Krankheit reden, so beziehen wir uns immer auf ein bereits
kommunikativ zugerichtetes Konstrukt. So sicher es Gesundheit und Krankheit in
der wirklichen Wirklichkeit gibt, so sicher ist deren kognitive letztendliche
Unfassbarkeit, weil jede Auseinandersetzung mit ihnen kommunikativ imprägnierte
und irritierte "Bewußtseine" voraussetzt. So präformiert unsere
gesellschaftliche Existenz ganz wesentlich unseren Umgang mit Körperzuständen
und Befindlichkeiten und widerlegt so naive ontologische Vorstellungen von der
allein "vorgesellschaftlichen" Existenz von Krankheit und Gesundheit.
Die Medizin ist auch schon deshalb eine "soziale Wissenschaft", um
uns auf Virchow zu beziehen, weil die soziale Welt, in der wir leben, alle
Etikettierungen und jede Attribuation mitprägt. Nicht nur unsere Auffassungen
von Gesundheit und Krankheit sind gesellschaftlich
"überdeterminiert", die gesellschaftliche Ordnung selbst wirkt als
Agens des Krankheitspanoramas, als die meisten Krankheiten – denken wir nur an
die chronisch-degenerativen Erkrankungen – das eine Mal direkt, das
andere Mal vermittelt und subtil gesellschaftlich "mit verursacht"
sind. Unsere Körperlichkeit ist zwar außergesellschaftlich, wird aber durch
gesellschaftliche Einflüsse affiziert.
Die vorgelegten Aufsätze gehen in unterschiedlicher Form auf diese sozialen
Verursachungszusammenhänge ein. Einige Aufsätze bemühen sich um eine
"soziale Krankheitsätiologie", andere befassen sich mit dem
Gesundheitsbetrieb als sozialem System und gehen so der sozialen
"Bearbeitung" nach und wieder andere fragen nach der herrschaftssoziologischen
Aneignung dessen, was als Gesundheit und Krankheit rubriziert wird. Für alle
Aufsätze gemeinsam gilt: In der politisch und ökonomisch dominierten Diskussion
um Gesundheit und Gesundheitswesen hat die soziologische Betrachtungsweise in
der Öffentlichkeit an Bedeutung zuzulegen! Nur sie kann uns vor der naiven
Vorstellung schützen, dass wir auf gesellschaftlicher Ebene so weitermachen
können, wenn wir alleine dem Individuum zunehmend die Verantwortung für seine
Gesundheit "zuschanzen". Wir vertreten die These, dass Krankheit auch
eine außergesellschaftliche Folgewirkung des gesellschaftlichen Prozessierens
ist. Dabei droht die Moderne an den gesellschaftlichen wie
außergesellschaftlichen Folgewirkungen ihrer Prozesse wie funktionale
Differenzierung, Individualisierung, Zerstörung subsistenzbasierter
Lebensformen, Kontraktualisierung, Auflösung gemeinschaftlicher Netzwerke, zu
ersticken.
Jost Bauch ist außerplanmäßiger Professor an der
Universität Konstanz und lehrt Gesundheits- und Medizinsoziologie. Er studierte
Soziologie an der Universität Bielefeld und promovierte dort. Er habilitierte
sich an der Universität Konstanz mit dem Thema: "Gesundheit als sozialer
Code". Von 1979 bis 1997 war er als wissenschaftlicher Referatsleiter bei
der Bundeszahnärztekammer tätig und entwickelte maßgeblich die
oralepidemiologische Forschung und die zahnmedizinische Prävention. Als
Geschäftsführer der "Hessischen Arbeitsgemeinschaft für
Gesundheitserziehung" setzte er neue Präventionskonzepte um. Zur Zeit ist er als freiberuflicher Dozent und Publizist
tätig.
Eine online-Besprechung
findet sich bei: http://www.pflege.de/html/krankheit_und_gesellschaft.html
Beachten Sie bitte die folgenden Buchhinweise:
Yvonne Bühl
Psychosoziale Belastungen durch Angeborenen Herzfehler bei
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und deren Umfeld
1. Aufl.
Konstanz 2008. 394 Seiten. € 36,00. ISBN 3-86628-188-9
Karin
Haug
Arbeitsteilung
zwischen Ärzten
und Pflegekräften in deutschen
oder
Warum
arbeiten doppelt so viele Krankenschwestern
pro Arzt
in englischen wie in deutschen Krankenhäusern?
1. Aufl.
1995, 204 Seiten. € 24,80. ISBN 3-89191-904-2
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