Hartung-Gorre Verlag
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August Bohny
Unvergessene
Geschichten
Zivildienst, Schweizer Kinderhilfe
und das Rote Kreuz in Südfrankreich
1941-1945
Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild
Bearbeitet und eingeleitet von Helena Kanyar Becker
Herausgegeben von
Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. 2009; 164 Seiten. EUR 14,80.
ISBN 3-86628-278-8, 978-3-86628-278-0
Aus dem Vorwort von August Bohny
und Helena Kanyar Becker
Zur Entstehung dieser Schrift
Zwischen Herbst 2003 und
Frühling 2005 führten der damalige Mitarbeiter des Schweizerischen Roten Kreuzes in Bern, Stéphane
Gillioz, und August Bohny
Gespräche über seine Tätigkeit bei der Schweizer Kinderhilfe in Südfrankreich 1941-1944 und über seine
Nachkriegsjahre in Basel.
Das Protokoll dieser Gespräche fanden wir
beim Sichten des Archivs Friedel und August Bohny-Reiter
im Februar 2009. Da wir das umfangreiche Material für das Archiv für Zeitgeschichte/ETH Zürich (AfZ) monatelang ordneten, stiessen wir stets auf neue interessante
Dokumente, Fotos, Rapporte und Korrespondenzen. Während unserer
Arbeitsgespräche entwickelten wir ein neues Erinnerungskonzept: Unser Dialog
wandelte sich zu einem Monolog über die Unvergessenen
Geschichten.
August Bohny
erzählte über die Vorkriegsjahre in Basel, über seine musikalische Familie,
Schuljahre und Lehrerseminar, aber auch über seinen Militärdienst und die
damalige politische Situation. Aufschlussreich waren seine Kontakte zum Zivildienst, die ihn 1941 zur
freiwilligen Kinderhilfe in der zone libre in Vichy-Frankreich brachten.
Nach frisch absolviertem Lehrerseminar
engagierte er sich in Südfrankreich für die Schweizerische
Arbeitsgemeinschaft für kriegsgeschädigte Kinder (SAK), die ab Anfang 1942 mit dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK,
Kh) fusionierte. August Bohny
evoziert in den vorliegenden Memoiren seine Tätigkeit als Leiter der Kinderkolonien für unterernährte Kinder
und bedrohte jüdische Jugendliche. Er schildert den arbeitsintensiven Alltag
und die Gefahren, denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderhilfe, besonders nach der
Okkupation der freien Zone im
November 1942, ausgesetzt waren.
In Südfrankreich lernte August Bohny die Krankenschwester und Malerin Friedel Reiter
kennen, die im Internierungslager Rivesaltes
spanische und jüdische Kinder und Kranke betreute und vor der Deportation in
die Vernichtungslager zu retten versuchte. August und Friedel heirateten im
Frühjahr 1944, gründeten eine Familie und verbrachten fast 60 arbeitsreiche
Jahre zusammen.
In der Schweiz engagierte sich August Bohny weiterhin für das SRK
und leitete unter anderem die Buchenwaldkinder-Aktion,
die im Sommer 1945 über 370 Jugendlichen aus dem Konzentrationslager Buchenwald
einen Erholungsaufenthalt bot. Im Frühling 1946 begann August Bohny in Basel
schwer erziehbare Kinder zu unterrichten und wurde er Logopädie-Spezialist,
auch engagierte er sich als Gewerkschafter, in der sozialen Arbeit und nicht
zuletzt im Basler Musikleben.
Als man sich während der 1990er Jahre auch
in der Schweiz mit den Kriegsjahren auseinanderzusetzen und die Rolle der
freiwilligen Kinderhilfe und des Schweizerischen Roten Kreuzes zu
diskutieren begann, wurden Friedel und August Bohny-Reiter
zu gefragten Persönlichkeiten. Für ihre Tätigkeit in Südfrankreich wurden sie
mehrmals international ausgezeichnet – als Gerechte
unter den Völkern in Yad Vashem zu Jerusalem, im
Holocaust Memorial Museum in Washington und anderswo.
Die preisgekrönte Verfilmung von Friedels
Tagebuch Journal de Rivesaltes
1941-1942 der Regisseurin Jacqueline Veuve (1997)
löste ein unerwartetes Echo aus. Überlebende aus aller Welt meldeten sich bei
Friedel und August Bohny-Reiter.
Eine französische Vorlage des Tagebuchs
wurde von der Historikerin Michèle Fleury-Seemuller erstellt (1993). Die deutsche Ausgabe
veröffentlichte Prof. Erhard Roy Wiehn unter dem
Titel Vorhof der Vernichtung (1995).
Wir möchten uns bei Prof. Erhard Roy Wiehn für seine Bereitschaft bedanken, die Erinnerungen von
August Bohny in der gleichen Reihe des Hartung-Gorre
Verlags herauszugeben.
Unser Dank geht überdies an Margot Wicki-Schwarzschild für ihre Erinnerungsworte und an Stéphane Gillioz, der die
ursprünglichen Gespräche mit August Bohny
protokollierte. Wir danken Beat Wagner, Leiter Kommunikation des SRK in Bern, und Altnationalrat François
Loeb für ihre Vermittlungen, Dr. Uriel Gast, Leiter
der Jüdischen Dokumentationsstelle des AfZ in Zürich, für seine Zusammenarbeit, Peter Kanyar für seine Übersetzung aus dem Französischen,
Jeannette Gschwind und Udo Breger
für die Begleitung unseres Projekts, nicht zuletzt auch Krunoslav
Kiko Keteleš für das fotographische Porträt der Umschlagrückseite.
Da die Unvergessenen
Geschichten während unserer Arbeit mit dem Archiv Friedel und August Bohny-Reiter
entstanden, ergänzten wir den Text mit Hinweisen auf Quellen und
Sekundärliteratur.
Basel, im Sommer 2009
Weiterhin
aktuell sind die folgenden von Erhard Roy Wiehn
herausgegebenen Titel:
Jüdische Überlebens- und Nichtüberlebensschicksale in
Deutschland
Weitere Buchtitel zu Schicksalen in Frankreich
herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
Zum Inhaltsverzeichnis der Edition / to the contents of the
edition Shoáh & Judaica
/ Jewish Studies
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