Hartung-Gorre Verlag
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Neuerscheinung
Oktober 2010
Hans-Dieter Kuhn
Die Plansprachen
Volapük und Esperanto
in Konstanz –
Geschichte und lokale Ereignisse
Hegau-Bilbiothek Band 145.
1. Auflage 2010. 132
Seiten, 29 Bilder,
fester Einband, 14,80 €,
ISBN 978-3-86628-357-2.
Nach mehreren erfolglosen Versuchen zur
Schaffung einer Weltsprache im Zeitalter der Aufklärung und im 19. Jahrhundert
gelang dem Litzelstetter Pfarrer Johann Martin Schleyer 1879 die Erfindung der
ersten Weltsprache Volapük. Anfangs war der Erfolg der Sprache recht
vielversprechend, doch schon nach wenigen Jahren meldeten sich Kritiker mit
Verbesserungsvorschlägen zu Wort, und die leichtere Konkurrenzsprache Esperanto
war bereits im Kommen. Volapük ging nach zwei Jahrzehnten unter. Esperanto hat
sich, obgleich die Sprache nicht zur verbindlichen Weltsprache aufsteigen
konnte, bis heute behauptet. Neben prägnanten Darstellungen über die
Entwicklung der beiden Sprachen schildert der Autor die zahlreichen, bisher
nicht erforschten Ereignisse, die in Konstanz und Umgebung diesbezüglich
stattfanden. Er stellt diese in den Zusammenhang der allgemeinen und regionalen
Geschichte. Einer der Schwerpunkte ist Schleyers Wirken in Konstanz auf dem
Gebiet der Weltsprache, ein weiterer die Darstellung der kulturellen
Entwicklung der Stadt während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg in
Verbindung mit den zahlreichen Veranstaltungen der Esperantisten. Der Autor hat
nach intensiven Forschungen viele bislang unbekannten Details zusammengetragen.
Auch Fakten aus der neueren Zeit bis in die Gegenwart werden ausführlich
behandelt, wie z. B. das kleine Esperanto-Zentrum des Hegaus, das Stockach in
den 1980/90er Jahren war, und die Gründung der heutigen Esperanto-Gruppe
Konstanz. Der Anhang enthält eine chronologische Übersicht und ein
Literaturverzeichnis.
Buchbesprechung im Jahrbuch HEGAU des
Hegau-Geschichtsvereins, Band 71, 2014, S. 303-304.
Kommt
die Rede auf Volapük, sorgt diese eigenwillige, ja für heutige Ohren eher
unfreiwillig komische Wortschöpfung im Allgemeinen für eine gewisse Heiterkeit.
Dabei ist das 1879/80 von dem Prälaten und Litzelstetter Pfarrer Johann Martin
Schleyer (1831–1912) ersonnene Volapük von einiger Bedeutung als erste
systematische Plansprache überhaupt und Wegbereiter der heute viel bekannteren
Plansprache Esperanto. Gleichwohl ist das Volapük – von „vola“ für Welt und
„pük“ für „speak“, also „Weltsprache“ – bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts,
noch zu Lebzeiten Schleyers, nahezu ganz in Vergessenheit geraten.
Die
„Volapükans“ hatten sich in Scharen vom Volapük ab und dem 1887 von dem
polnischen Arzt Ludwig Lazarus Zamenhof (1859–1917) entwickelten
Esperanto zugewandt. Das Esperanto war nicht nur in Wortschatz und Grammatik
viel einfacher aufgebaut und so viel leichter zu erlernen. Auch hatte es vom
Volapük schon bald mehrere konkurrierende Versionen gegeben, während Schleyer
vehement die Oberhoheit über „seine“ Sprache für sich beanspruchte. Dagegen
hatte Zamenhof auf jegliches Autorenrecht an Esperanto verzichtet, es von
Beginn an ganz „der Welt“ zur Verfügung gestellt und war für Veränderungen und Verbesserungen
offen.
Dennoch
schaffte es auch das Esperanto bis heute nicht, zur erhofften
völkerverbindenden Weltsprache zu werden. Die „Esperantisten“ sind ein eher
elitärer Kreis geblieben, aber immerhin gibt es auf der ganzen Welt noch
Esperanto-Gruppen – während die „Volapükans“ bis auf exotische Ausnahmen fast
ganz ausgestorben sind. Auch in Konstanz gibt es eine Esperanto-Gruppe, die der
Ausgangspunkt dafür war, dass Hans-Dieter Kuhn dieses Buch vorgelegt hat.
Konstanz
war hinsichtlich der beiden Plansprachen kein beliebiger Ort wie andere, denn
hier hatte Schleyer das Volapük erfunden, hier war ab 1885 sein
„Volapük-Zentralbüro“ und hier ist er auch gestorben. Gerade hier gab es ab
1886 einen äußerst lebendigen „Volapükaklub“, der 1890 ca. 300 Mitglieder
hatte, aber wohl bereits 1905 nicht mehr bestand. Etwa zur selben Zeit kam in
Konstanz das Esperanto auf, 1927 wurde in Kreuzlingen die – wieder sehr
lebendige – „Gesellschaft Konstanzer und Kreuzlinger Esperantisten“ gegründet,
als deren Nachfolger sich die Konstanzer Esperanto-Gruppe sehen darf.
Hans-Dieter
Kuhn hat nun die Aufgabe übernommen, die Geschichte der Plansprachen Volapük
und Esperanto in Konstanz nachzuzeichnen. Von Hause aus Finanzbeamter, hat sich
Kuhn mittlerweile ganz der Regionalgeschichte verschrieben, und mit derselben
Akribie und Gründlichkeit, die sein früherer Beruf erforderte, ging er dieses
Buchprojekt an. Zuerst gibt er einen Überblick über Plansprachen-Vorläufer,
über das Volapük und das Esperanto, ihren jeweiligen Aufbau, ihre Geschichte
und Entwicklung (S. 7–25). Dann folgt eine umfassende Darstellung des Volapük
in Konstanz (S. 26–59), zugleich – da Schleyer hier lebte und wirkte – eine
Geschichte des Volapük und seiner Geschichte überhaupt, von seinen Anfängen bis
zu Schleyers Tod und darüber hinaus. Dieses Thema hat Kuhn in anderer Form auch
im Jahr¬buch HEGAU 67/2010 beschrieben.
Das
Kapitel zu den „Esperanto-Aktivitäten in und um Konstanz“ (S. 60–121) ist dagegen
viel spezieller gehalten und widmet sich hauptsächlich der lokalen Entwicklung
des Esperanto, die natürlich dennoch stellvertretend für die Entwicklung dieser
Sprache auch andernorts stehen mag. In aller wünschenswerten Ausführlichkeit
und untermauert durch vielfältige Doku¬mente, Zeitungsartikel und einschlägige
Literatur stellt Kuhn die Geschichte des Esperanto in und um Konstanz dar: das
Aufkommen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der Neubeginn nach dem Ersten und
wieder nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zur jüngeren Vergangenheit und zur
aktuellen Konstanzer Esperanto-Gruppe, deren Mitglied Kuhn ist. Eine
Chronologie (S. 122–124) und eine vollständige Literaturliste (S. 128–132)
runden das Buch ab.
Zu
den „Plansprachen Volapük und Esperanto in Konstanz“ liegt damit eine
umfassende Bearbeitung vor, die keine Wünsche offen lässt und zudem – das ist
ja nicht selbstverständlich – gut zu lesen ist. Wer sich für das Thema
interessiert, für den ist die Lektüre des Buches Pflicht. Zwar ist der
Rezensent eher skeptisch, ob sich das Esperanto jemals als Weltsprache
etablieren wird, doch soll diese Rezension mit denselben Worten enden, mit
denen auch Hans-Dieter Kuhn sein Buch beschließt: „Vivu Esperanto!“
Franz
Hofmann
Buchbesprechung
in http://sezonoj.ru/2012/08/recenzo-2/
Ĉe represo bonvolu
indiki la fonton:
La Balta Ondo: http://sezonoj.ru/2012/08/recenzo-2/
Vom selben Autor
Hans-Dieter Kuhn,
Chronik des Finanzamts Konstanz.
Mit Auszügen aus der Steuergeschichte.
1.
Aufl. 1991. 134 Seiten. € 10,-. ISBN
978-3-89191-495-3
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