Hartung-Gorre Verlag

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Neuerscheinung 2009

 

 

 

 

 

Paul Jakov Hronec

Der Flüchtling

Nach schöner Kindheit in der Slowakei

Jahre dortiger Verfolgung, Überleben in Ungarn und Befreiung in der Slowakei

Jüdische Schicksale 1927-1945

 

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. 2009, 142 Seiten. EUR 14,80.
ISBN 978-3-86628-274-2

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus dem Vorwort von Erhard Roy Wiehn

Mit der Kraft des Lebenswillens

 

Paul Jakov Hronec wird 1927 in der slowakischen Kleinstadt Hlohovec als zweiter Sohn einer frommen, durchaus wohlhabenden jüdischen Familie geboren und gerät mit 12 Jahren in die Mühle der schrecklichen politischen Ereignisse. Der Junge muß mehrfach die Schule wechseln, der Vater stirbt an den Folgen des massiven physischen und psychischen faschistischen Terrors. Der verehrte ältere Bruder meldet sich zum Transport und kehrt nie wieder zurück. Paul wird schließlich in vermeintliche Sicherheit nach Ungarn gebracht, lebt dort ein Jahr in verschiedenen Lagern, ist mehrfach vom Tode bedroht, kehrt schließlich zur Mutter in die Slowakei zurück und wird dort von der Roten Armee befreit, die er allerdings nur bedingt als Befreier erleben kann.

"Kann eine Qual, ein Schmerz durch das Bewußtsein gelindert werden, daß es noch viel größere Leiden gibt?" Oft plagt ihn schrecklicher Hunger, er befindet sich mehrfach in äußerster Lebensgefahr, vor allem aber hat er im Frühjahr 1944 über die Zustände in den Konzentrationslagern nicht den geringsten Zweifel. Und wie immer sein "Glaube an den Allmächtigen erschüttert" ist, bleibt ihm "doch ein kleiner Schimmer Hoffnung, daß eine höhere Macht über unser Schicksal entscheidet." Und unbedingter Lebenswille!

Inzwischen ist die frühere Wohnung der Familie anderweitig bewohnt, den Schlüssel zum Geschäft erhält die Mutter zwar zurück, es war jedoch leergeräumt, Entschädigung gibt es nicht. Auch das wertvolle Briefmarkenalbum des ermordeten Bruder wird widerwillig zurückgegeben, jedoch geplündert und fast völlig leer. Trotz allem findet die Mutter: Allen, die uns vernichten wollten zum Trotz: wir "haben beide um unser Leben gekämpft…, haben überlebt… Nie haben wir unser Selbstbewußtsein und den Glauben verloren, daß uns in der Not treue Freunde zur Seite stehen, und nie haben wir dabei die bewährte Hoffnung aufgegeben, daß es auch viele gute Menschen gibt, die uns helfen. Wir müssen es auch künftig, mit Hilfe G'ttes, schaffen, die Kraft aufzubringen, ein würdiges Leben zu führen!"

Paul holte seine versäumte Schulbildung nach, schafft sich eine berufliche Existenz in der Slowakei, heiratet dort 1955 und verläßt nach dem Einmarsch der Armeen des Warschauer Paktes 1968 die Slowakei, um – mit öfteren Aufenthalten in Israel - bis heute in Deutschland zu leben. "Ich denke, daß wir es geschafft haben - jedoch ohne jemals das in der Schoáh Erlebte vergessen zu können."

Denn nicht zuletzt: Was aufgeschrieben, veröffentlich und in einigen Bibliotheken der Welt aufgehoben ist, wird hoffentlich nicht so schnell vergessen.

30. Juli 2009 – Tischa be'Av 5769

 

 

Aus dem Vorwort Paul Jakov Hronec

Um unser Leben gekämpft

 

Die Ereignisse vor mehr als 60 Jahren schildere ich so, wie ich mich jetzt an sie erinnere. Es ist wahrscheinlich, daß andere sich an dieselben Ereignisse anders erinnern, weil die Betrachtung eines jeden aus seiner eigenen Sicht, aus seinem eigenen Empfinden der Tatsachen resultiert. Um so mehr ist jedes traumatische Erlebnis subjektiv. Ich halte es für unmöglich, eine allgemeingültige Abstufung und Grenze zu definieren, welche körperlichen und seelischen Qualen ein Mensch aushalten kann – und wie.

Darüber hinaus bin ich mir bewußt, daß meine Schoáh-Erlebnisse nicht mit denen der Überlebenden der Konzentrations- und Vernichtungslager zu vergleichen sind und aus der Sicht dieser Überlebenden wahrscheinlich sogar unbedeutend erscheinen.

Doch blieben mir diese Geschehnisse nicht nur unvergeßlich, sondern sie prägten in hohem Maße mein späteres Denken und mein Ich. Selbstverständlich beeinflußten sie auch die Erziehung meiner Kinder. In meinen Aufzeichnungen bemühe ich mich, meiner damaligen Sicht und den Reaktionen eines Jungen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren gerecht zu werden.

 

Bücher aus der Edition Schoáh & Judaica,herausgegeben von Erhard Roy Wiehn

 

Jüdische Schicksale in und aus der Slowakei und Ungarn

 

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