Hartung-Gorre Verlag
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Therese Müller
Als junge ungarische Jüdin im Holocaust
Aus Jászberény durch Auschwitz,
das KZ Außenlager
Walldorf beim Flughafen Frankfurt am Main,
Ravensbrück,
Mauthausen und Gunskirchen nach Schweden
1925–2007
Übersetzung aus dem
Ungarischen von Klara Strompf
Herausgegeben von
Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. 2014; 164 Seiten,
EUR 18,00
ISBN
978-3-86628-478-4
Cornelia
Rühlig
Etwas
wirklich Zukunftsweisendes
Lebensgeschichte, wie
sie hier von Therese Müller beschrieben und von Klara Strompf übersetzt wurde,
nun noch einleitende Gedanken voranzustellen, fällt nicht leicht.
Dieses Buch
veranschaulicht am Beispiel einer Biographie das letztlich doch immer wieder
unvorstellbar große Verbrechen, das während der NS-Zeit von Deutschen an der
jüdischen Bevölkerung Europas begangen wurde. Es geschieht hier in einer
außergewöhnlich eindrucksvollen Form: Zwischen den unzähligen Schilderungen
rassistischer Grausamkeiten, Terror, Folter und Mord spüren wir die so feine
und hochdifferenzierte Persönlichkeit von Therese Müller, die sich trotz
alledem eine von tiefer Humanität geprägte Grundhaltung bewahren konnte.
Immer wieder kommt
Therese Müller darauf zu sprechen, dass es vor allem die Liebe war, die sie in
ihrer Kindheit und Jugend von der Familie und den Freunden empfing, die es ihr
später ermöglichte, nach 1945 ein in einem zwischenmenschlichen Sinne so
reichhaltiges Leben zu führen. Und dies heißt bei Therese Müller, eben nicht zu
verdrängen, was geschah, sondern genau zu erzählen, was sie erlebte, damit
stets zugleich an diejenigen zu erinnern, die aus ihrer Familie im Holocaust getötet
wurden. Zudem aber hat sie stets ebenso einfühlsam die Gegenwart im
Bewusstsein, d.h. diejenigen, zu denen sie heute spricht. So betont Therese
Müller gleich auf ihren ersten Seiten ausdrücklich, dass sie "gleichzeitig
über das menschliche Vertrauen und die seelische Kraft berichten" möchte
(S. 29). Dies gibt ihrem Buch etwas wirklich Zukunftsweisendes. Ihre Art zu
erzählen ist mehr als eine Erinnerung an die eigene Familie, ist mehr als ein
weiteres konkretes Beispiel für den millionenfachen Mord im Holocaust. Die
Autorin Therese Müller erzählt nicht "nur" von zwischenmenschlichem
Vertrauen, sondern sie ist es selbst, die mit jedem Wort und jeder Geste eben
diese große "seelische Kraft" verkörpert. Dies weist weit über die
historische Epoche des Holocaust hinaus.
Klara Strompf ist es in bemerkenswerter Weise gelungen, in ihrer
Übersetzung auch diesen Erzählstrang, diesen Subtext, der sich durch das
gesamte Buch zieht, mit ins Deutsche zu übertragen. Bereits beim Lesen der
ersten Seiten spürt man, dass sie sich nicht nur unendliche Arbeit mit der
korrekten Übersetzung und der Recherche nach weiteren Familiendaten und
historischen Zusammenhängen machte, sondern an vielen einzelnen Textstellen
selbst innehielt und Therese sehr nahe ist. Ihre eigene Familiengeschichte
deckt sich in so vielen Facetten mit der von Therese Müller. Sie stammen beide
aus Jászberény. Sie kennen die gleichen Straßen und
Häuser. Der Bahnhof (S. 62 u. 143), von dem aus Therese mit ihrer Familie
deportiert wurde, ist ebenso Teil der Geschichte von Klara Strompf;
auch sie ist ungarische Jüdin. Und noch etwas sehr Entscheidendes verbindet
sie. Auch Klara Strompf verharrt nicht in der Welt der Vergangenheit und des
Schmerzes, auch sie engagiert sich immer wieder voller Energie als Brückenbauerin
in die Gegenwart und die Zukunft.
Schlagwörter:
Holocaust, Judenfeindschaft, Antisemitismus, Nationalsozialismus, Ungarn,
Flughafenbau Frankfurt, Vernichtungslager Auschwitz, KZ-Außernlager
Walldorf, KZ Ravensbrück, KZ Mauthausen, Gunskirchen, Schweden
Das
Buch von Therese Müller ergänzt unsere Bücher über
jüdische Schicksale aus Ungarn, die von Erhard Roy
Wiehn herausgegeben wurden:
Zum Beispiel
Klara Strompf
Jüdische Frauen
aus Ungarn am Flughafen Frankfurt/Main 1944.
1. Auflage
2009. 68 Seiten. € 14,80.
ISBN
978-3-86628-155-4
„Was
aufgeschrieben, veröffentlicht und in einigen Bibliotheken der Welt aufgehoben ist,
wird vielleicht nicht so schnell vergessen.“ (Erhard Roy Wiehn)
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