Hartung-Gorre Verlag
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Rüdiger
Schell,
Das
Dominikanerinnenkloster
Auf Hof bei Neudingen
als Hauskloster der Grafen von
Fürstenberg.
3. Auflage September 2009; 320 Seiten, EUR
22,00.
ISBN 3-86628-217-6, 978-3-86628-217-9
Mit
dieser Klostermonographie liegt endlich eine Darstellung der
spätmittelalterlichen Geschichte dieses damals zum Dominikanerorden gehörenden
bedeutenden Frauenkonvents am Ursprung der Donau vor.
Rüdiger
Schell entwirft mit dem teils spärlich vorhandenen Quellenmaterial ein
lebendiges Bild einer Gemeinschaft, die in Randlage zeitweise (vor allem im 14.
Jahrhundert) ums Überleben kämpft. Nicht allein der Einsatz der Grafen und
ihrer Frauen und Töchter trug zum Fortbestand der Gemeinschaft bei, sondern
auch die Bereitschaft der Schwestern, ihren persönlichen Besitz dem Kloster zu
übereignen.
Zugleich
vermag der Autor am Beispiel dieses Klosters überzeugend nachzuweisen, dass es
sehr wohl „Hausklöster“ „als fester und zentraler Gedenkort“ einer adeligen
Familie auch im Spätmittelalter gab. Nach einer sorgfältigen Analyse der mit
der Entstehung der geistlichen Gemeinschaft Auf Hof verbundenen Einzelakte, vor
allem der Rolle der Grafen von Fürstenberg als „Gründerfamilie“, und der
Weiterentwicklung des Klosters Auf Hof (Maria Hof) bis ins 16. Jahrhundert
hinein, wendet der Verfasser sich im letzten und für die Frage nach der Funktion
des Konvents als „Hauskloster“ zentralen Teil seines Werkes diesem Thema zu.
Angesichts der von ihm herausgearbeiteten Rolle der Grafen von Fürstenberg bei
der Entstehung des Klosters und der Sorge der Fürstenberger um die Vermehrung
von dessen wirtschaftlicher Ausstattung und angesichts der sich aus der
Durchsicht der Archivalien ergebenden hohen Zahl weiblicher Mitglieder des
Grafenhauses als Angehörigen des Neudinger Konvents, sodann angesichts des vom
Konvent stets wahrgenommenen Gebetsgedenkens für Angehörige des Hauses
Fürstenberg und der ebenso unablässigen Pflege des „Erbbegräbnisses“ in der
Gruft der Klosterkirche und wegen der in der Kirche seinerzeit aufgestellten
fürstenbergischen Grabdenkmäler vermag Schell zumindest am Beispiel „seines“ Klosters
überzeugend deutlich zu machen, dass das Kloster Auf Hof bei Neudingen während
des gesamten Spätmittelalters den Grafen von Fürstenberg als konkurrenzloses
„Hauskloster“ gedient hat. Es bildete eindeutig den „festen und zentralen
Gedenkort“ einer adeligen Familie.
Stichworte: Kloster Neudingen,
Mittelalter, Kloster, Hauskloster, Grafen von Fürstenberg, Donaueschingen,
Klostergeschichte, sakrale Institution Kloster Auf Hof, Neudingen,
Dominikanerinnenkloster.
Zielgruppe: Interessenten für Geschichte,
Regionalgeschichte der Baar, Haus Fürstenberg, Religionswissenschaft,
Theologie, Kirchengeschichte, Soziologie, historische Anthropologie.
Rüdiger
Schell,
Das
Zisterzienserinnenkloster
Maria Hof bei Neudingen.
1. Auflage 2011, 280
Seiten, € 19,80.
ISBN 978-3-86628-402-9
Buchbesprechung beider Monographien
von Rüdiger Schell über Maria Hof bei Neudingen
in der „Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins“, Bd. 161 (Neue Folge 122), 2013. Seiten 699-700.
Mit den
beiden 2008 und 2011 erschienenen Monographien legt Rüdiger Schell eine
Klostergeschichte vor, die fast 530 Jahre geistliches Leben in einem
Frauenkonvent auf der Baar dokumentiert. Der erste Band, der die Dissertation
Schells darstellt, betrifft die Zeit von der Gründung Neudingens bis 1559, in
der das Kloster dem Dominikanerorden zugehörte und sich zur Grablege des Hauses
Fürstenberg entwickelte. Nach dem Niedergang des Konvents Mitte des 16.
Jahrhunderts setzte sich dann Graf Heinrich VTTT. Von Fürstenberg für eine
Wiederaufnahme des Klosterlebens ein, die durch die Ansiedlung von
Zisterzienserinnen aus dem Kloster St. Agnes in Lauingen
im Herzogtum PfalzNeuburg erreicht wurde. Der nun
einsetzenden zisterziensischen Zeit bis zur
Säkularisation und dem endgültigen Ende des Klosters durch eine
Brandkatastrophe 1852 widmet sich Schell im zweiten Band.
Beide Bände
zeichnen sich durch eine solide Darstellung auf einer breiten Quellenbasis aus,
die vor allem auf der Auswertung von Urkunden und Akten aus dem Archiv der
Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen beruht. Durch den Fund etwa von acht
Urkunden aus der Zeit von 1518 bis 1545 konnte Schell die früher in der
Forschung vertretene These über eine Aufhebung des Klosterlebens nach 1515 als
unhaltbar zurückweisen. Aussagen über die soziale Zusammensetzung der Konvente
beruhen im Wesentlichen auf der Auswertung des Neudinger Anniversarienbuches,
das in einem handschriftlichen Exemplar im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv
vorliegt und bis in die Anfänge des 18. Jahrhunderts fortgesetzt wurde.
Die beiden
anzuzeigenden Bücher weisen einen ähnlichen Aufbau auf. Darstellende Kapitel
werden durch Quellenauszüge oder Kurzregesten sowie Tabellen und Statistiken
etwa zu den namentlich nachweisbaren Klosterfrauen oder dem männlichen Personal
sowohl in der Zeit der dominikanischen als auch der zisterziensischen Observanz
ergänzt. Während das Zisterzienserinnenkloster der Paternität des Abtes von
Salem unterstand, der sich um die cura monialium kümmerte, wurden die Dominikanerinnen durch
die Rottweiler Prediger aber auch durch Weltgeistliche betreut. Im sog.
Übergabebrief von 1578, mit dem Graf Heinrich VIII. von Fürstenberg das Kloster
Neudingen dem Zisterzienserorden übertrug, erhob er schwere Vorwürfe gegen die
Dominikaner, die ihrer Fürsorgepflicht nicht nachgekommen seien. 1584 erreichte
er schließlich durch die Bulle Gregors XIII. die Inkorporation in den
Zisterzienserorden. Das Engagement der Fürstenberger hängt damit zusammen, dass
sie - wie Schell nachweist - als Mitbegründer des Frauenklosters gelten können.
Die im Anniversarienbuch als Stifterin genannte domina Agnes identifiziert er mit Agnes von
Fürstenberg, geb. von Truhendingen, deren Gemahl Graf Heinrich von Fürstenberg
ebenso als Förderer des Konvents hervortrat. Dieser geht auf eine lose
Beginensammlung zurück, die 1287 die Augustinerregel annahm und in den Jahren
1305 bis 1307 in den Dominikanerorden inkorporiert wurde. Schell zeichnet die
von Höhen und Tiefen gekennzeichnete Besitzgeschichte – mit Schwerpunkten im
Raum um Neudingen, Pfohren, Hondingen
und Gutmadingen - bis in die Zeit der Reformation
nach, ohne jedoch letztlich erklären zu können, was der Auslöser für den
Niedergang des Klosters im 16. Jahrhundert war, als nur noch zwei Nonnen in
Neudingen lebten. Der Dominikanerinnenkonvent bestand aus 20 bis 45
Klosterfrauen, die zur Hälfte dem landsässigen Adel, zur Hälfte umliegenden
Bürger- und Bauernfamilien entstammten. Aus dem Haus Fürstenberg, das mit 41
Jahrzeitstiftungen hervortrat, sind zwölf Klosterfrauen nachzuweisen. In
Auseinandersetzung mit der neueren Forschung arbeitet Schell heraus, dass
Neudingen als Hauskloster der Fürstenberger angesehen werden kann. 1337
begründete Graf Heinrich II. hier eine Begräbnistradition, die bis ins 21. Jahrhundert
anhält.
Dass die
Beziehungen zum Haus Fürstenberg jedoch zuweilen auch von Konflikten
gekennzeichnet waren, zeigt vor allem die im zweiten Band geschilderte
Geschichte des Zisterzienserinnenkonventes. Der Anspruch auf die Kastvogtei,
die die Fürstenberger nicht zuletzt aus ihrem Engagement zur Wiederbelebung des
Konventes ableiteten, erregte immer wieder Anstoß bei den Salemer
Vateräbten, die sich schützend vor die Nonnen stellten. Während diese weiter
das Gebetsgedenken für die Fürstenberger pflegten, versuchten jene bei jeder
Äbtissinnenwahl ihre Macht auszuspielen. Nicht zurückgezahlte Schulden der
Grafenfamilie, die Kriegseinwirkungen des 17. und 18. Jahrhunderts sowie zwei
Brände 1756 und 1761 setzten dem Konvent, in dem nun nur noch 18 bis 20 Frauen
meist aus dem umliegenden Bürger- und Bauerntum lebten, in wirtschaftlicher
Hinsicht besonders zu. Ein angebliches Kreuzbildwunder und die daraus folgende
Einrichtung einer Wallfahrt in das nun "Maria Hof' genannte Kloster unter
dem Vaterabt Angelus IJ. Schwab von Salem führten noch eine kurze neue Blüte
herbei, hevor mit der Säkularisation 1802/3 das Ende des Klosters auf der Baar
besiegelt war. Die Fürstenberger, die 1806 selbst mediatisiert werden sollten, zogen das Klostervermögen ein und statteten die noch
verbleibenden 18 Konventualinnen mit Leibrenten aus. Nach einem verheerenden
Brand ließen sie 1853 bis 1856 eine Grabeskirche im Neo-Renaissancestil
errichten, um an die im Spätmittelalter begründete Begräbnistradition des
Hausklosters anzuknüpfen, das im ersten Band eingehend von Schell beschrieben
wird. Das Verdienst seines zweiten Bandes besteht vor allem darin, die Zeit des
Zisterzienserinnenkonventes, die bisher in der Forschung vemachlässigt
wurde, aufgearbeitet zu haben. Dieser Monographie ist ein ähnlicher Erfolg zu
wünschen wie der ersten, die bereits ein Jahr nach ihrem Erscheinen in die
dritte Auflage ging.
Maria
Magdalena Rückert
01.09.2011
Rüdiger Schell schreibt seine Neudinger Klostergeschichte
weiter. Die Zisterzienserinnen folgen auf die Dominikanerinnen und liegen in
einem ständigen Konflikt mit den Grafen von Fürstenberg.
Donaueschingen – Rüdiger Schell hat sich im Rahmen seiner Dissertation intensiv mit dem „Kloster auf Hof“ bei Neudingen beschäftigt. Und dessen Geschichte hat ihn nicht mehr losgelassen. Sein 2008 erschienenes Buch befasste sich mit der Zeit der Dominikanerinnen. Für Schell war immer klar, dass die Fortsetzung der Klostergeschichte mit dem Orden der Zisterzienserinnen folgen musste.
Der zweite Teil der Neudinger Klostergeschichte ist nun so gut wie fertig gestellt, es stehen nur noch die Schlusswürdigung sowie die Überarbeitung des Registers aus. Der Veröffentlichung im Herbst steht nichts mehr im Wege. Den regional- und lokalgeschichtlich interessierten Leser erwartet eine lebendig und anschaulich erzählte Geschichte. Die umfasst das fast 300 Jahre lange Wirken des bedeutenden Ordens der Zisterzienserinnen auf der Baar.
Nach dem Scheitern der Dominikanerinnen ging es auch mit dem neuen Orden
nicht einfach weiter. Graf Heinrich glaubte 1562 in dem für das Haus
Fürstenberg günstigen Sinne die alte Tradition fortsetzen zu können. Zehn
verbliebene Frauen aus dem Kloster St. Agnes in Lauingen bei Ulm hatte er in
den noch vorhandenen Gebäuden von „Maria Hof“ angesiedelt.
Schell beschreibt ein wechselvolles, zuweilen auch konfliktträchtiges Verhältnis zwischen den Ordensfrauen und den Grafen von Fürstenberg, deren Verhältnis zu ihrem Hauskloster „Maria Hof“ nicht mehr so eng war wie in früherer Zeit. Denn die Zisterzienserinnen wollten sich weltlichen Einflüssen weitestgehend entziehen und strebten eine wirtschaftlich autarke Stellung an. Den sie betreuenden Reichsabt von Salem konnten sie dabei als gewichtigen politischen Rückhalt betrachten, da dieser ebenso wie die Grafen von Fürstenberg Mitglieder im Reichstag von Regensburg waren.
Dennoch gab es vor allem zwischen 1630 und 1750 immer wieder gespannte Situationen, die Schell an vielerlei interessanten Details lebendig werden lässt. Etwa das Schicksal des Advokaten Mathias Tinctorius, der einige Zeit die Interessen der Fürstenberger vertrat und dann in Hüfingen 1633 als Hexer verbrannt wurde.
Nach Schells Darstellung war die Lage der Klosterfrauen gerade nach Fertigstellung des Neubaus 1719 bis zur Mitte des 18. Jahrhundert recht stabil. Er erwähnt die fast modern zu nennende ärztliche Versorgung durch den Arzt Heinrich Screta aus Schaffhausen.
Die Säkularisierung seit Mitte des 18. Jahrhunderts machte aber auch vor Maria Hof nicht Halt. Nach 1785 gab es kaum noch Aufnahmen von Novizinnen. Die Säkularisation 1802/03 unter Napoleon brachte dann auch für das Neudinger Kloster praktisch das Aus.
Die Fürstenberger nahmen das Kloster in Besitz. Die 18 Nonnen, die 1802 noch das Kloster bewohnten (1825 waren es noch sechs), waren auf die Unterstützung der neuen Herren angewiesen. Schell kann von einer wechselvollen Geschichte der Nutzungsversuche, von einer Blindenanstalt, russischem Lazarett bis zur 1843 eingerichteten „Anstalt zur Rettung sittlich verwahrloster Kinder“ reichte.
Der große Brand vom 22./23. März 1852 – in diesem Zusammenhang ist von vielen Merkwürdigkeiten, Brandstiftung und kriminellen Machenschaften zu berichten – bedeutete dann das endgültige Ende des Klosters. Eines der wenigen sichtbaren Relikte ist heute nur noch die Grabplatte der letzten Äbtissin Maria Hildegardis Hafner an der Südseite der neuen Gruftkirche, in der die Tradition der Fürstenbergischen Grablege (seit 1337) fortwirkte.
Nach dem Brand werden die Gebäudereste von den Neudingern abgetragen oder als Steinbruch weiter genutzt.. Schell kommt zum recht traurigen Schluss, dass im allgemeinen Bewusstsein die Erinnerung an die klösterliche Geschichte von bald 600 Jahren recht schwach ausgeprägt ist. Verdrängt von der Gruftkirche mit der Grablege der Fürstenberger.
Das Gemälde im Neudinger Ortsrathaus zeigt das Kloster anno 1654.
Bilder: Horst Fischer
Rüdiger
Schell an der Gruftkirche in Neudingen. An der Wand die einzig bekannte Erinnerungstafel
an die letzte Äbtissin des Klosters Neudingen, Maria Hildegard II. Ursprünglich
war es die Grabplatte ihrer letzten Ruhestätte.
Quelle:
http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/donaueschingen/Schells-Zeitreise-in-die-Ortsgeschichte;art372512,5084817
Vom selben
Autor:
Rüdiger
Schell
Zeitgeschichte
und lokale Entwicklung im 20. Jahrhundert
am Beispiel
des Hüfinger Reichsarbeitsdienstlagers.
1. Auflage
2014. 258 Seiten, zahlr. Fotos und Abb., Format 17 cm x 24 cm.
EUR 24,00.
ISBN 978-3-86628-488-3
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