Hartung-Gorre Verlag

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Rüdiger Schell,
Das Zisterzienserinnenkloster
Maria Hof bei Neudingen.

1. Auflage 2011; 280 Seiten, EUR 19,80.
ISBN 3-86628-402-0, 978-3-86628-402-9

 

Als 2008 das Buch von Rüdiger Schell über die Dominikanerinnen im fürstenbergischen Hauskloster Auf Hof bei Neudingen erschien, stellte der Autor bereits damals die Fortsetzung der Klostergeschichte nach 1565 - das Kloster dann geführt von Zisterzienserinnen - in Aussicht. Dieser zweite Teil der Historie liegt nun vor.

Die Darstellung zeigt, wie Graf Heinrich VIII. von Fürstenberg nach dem Niedergang des Dominikanerinnenklosters die Erneuerung des monastischen Lebens in die Wege leitete, indem er neun aus Lauingen (östlich von Ulm) geflohenen Zisterzienserinnen erlaubte, sich im Neudinger Kloster niederzulassen, worauf sich alsbald junge religiöse Frauen aus der Baar der neuen Gemeinschaft anschlossen. Der Graf erreichte zudem nach zähen Verhandlungen das Einverständnis des Päpstlichen Stuhles, das Neudinger Gotteshaus dem Zisterzienserorden anzuvertrauen. Da Papst Gregor XIII. zugleich dem Kloster Auf Hof das Prädikat "Maria" verlieh, wurde es seit 1584 immer häufiger „Maria Hof“ genannt.

Für die folgenden rund 200 Jahre beschreibt Schell, der in akribischer Kleinarbeit Hunderte von Aktenstücken und Urkunden, zudem das Neudinger Anniversar, zwei dicke Protokollbücher und eine umfangreiche Chronik ausgewertet hat, ein wechselvolles, zuweilen auch konfliktträchtiges Verhältnis zwischen den zisterziensischen Ordensfrauen und den Grafen und Fürsten zu Fürstenberg. Deren Beziehungen als Schirm- und Kastvögte zu ihrem Hauskloster waren nicht mehr so eng wie in früherer Zeit. Der neue Orden war nämlich gemäß seinen Regeln konsequent bestrebt, sich weltlichen Einflüssen zu entziehen und wirtschaftlich autark zu bleiben. Die Neudinger Zisterziensernonnen konnten sich daher bei ihrer ordensgemäßen Haltung stets des Rückhalts der sie betreuenden Zisterzienserabtei Salem - wie das Haus Fürstenberg Mitglied im Regenburger Reichstag - sicher sein.

Eben deshalb gab es vor allem zwischen 1620 und 1780 immer wieder angespannte Situationen, die der Verfasser an vielen interessanten Details lebendig werden lässt. Eben deshalb gab es vor allem zwischen 1620 und 1780 immer wieder angespannte Situationen, die der Verfasser an vielen interessanten Details lebendig werden lässt. Berichtet wird u. a. von der Tätigkeit des Advokaten in fürstenbergischen Diensten, Mathias Tinctorius, der 1632 in Hüfingen als Hexer verbrannt wurde, und über die fast modern zu nennende ärztliche Versorgung der Nonnen durch den Schaffhauser Arzt Heinrich Screta oder den Streit mit dem Dorfschmied Christoph Schaller wegen der Einrichtung einer klostereigenen Schmiede.

Schells zweiter Band der Klostermonographie bietet somit dem lokal- und territorialgeschichtlich Interessierten eine Lektüre, die lebendig und anschaulich, aber auch kritisch die Ereignisse des zweiten Teils der Neudinger Klostergeschichte beleuchtet. Und dabei das Wirken der Zisterzienserinnen in Gebetsgedenken und Begräbnistradition für das Haus Fürstenberg entsprechend würdigt.

 

 

Stichworte:Kloster, Maria Hof, Hauskloster, Grafen von Fürstenberg, Fürsten zu Fürstenberg, Donaueschingen, Klostergeschichte, sakrale Institution Kloster Maria Hof, Neudingen, Zisterzienserinnenkloster.

 

Interessenten für: Geschichte, Regionalgeschichte der Baar, Haus Fürstenberg, Religionswissenschaft, Theologie, Kirchengeschichte, Soziologie, historische Anthropologie, Klostergeschichte.

 

 

Beachten Sie bitte auch diesen Titel:

 

 

Rüdiger Schell,
Das Dominikanerinnenkloster
Auf Hof bei Neudingen
als Hauskloster der Grafen von
Fürstenberg.

3. Aufl. 2009; 320 Seiten, EUR 22,00.
ISBN 978-3-86628-217-9

 

 

Buchbesprechung beider Monographien von Rüdiger Schell über Maria Hof bei Neudingen

in der „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins“, Bd. 161 (Neue Folge 122), 2013. Seiten 699-700.

 

 

Mit den beiden 2008 und 2011 erschienenen Monographien legt Rüdiger Schell eine Klostergeschichte vor, die fast 530 Jahre geistliches Leben in einem Frauenkonvent auf der Baar dokumentiert. Der erste Band, der die Dissertation Schells darstellt, betrifft die Zeit von der Gründung Neudingens bis 1559, in der das Kloster dem Dominikanerorden zugehörte und sich zur Grablege des Hauses Fürstenberg entwickelte. Nach dem Niedergang des Konvents Mitte des 16. Jahrhunderts setzte sich dann Graf Heinrich VTTT. Von Fürstenberg für eine Wiederaufnahme des Klosterlebens ein, die durch die Ansiedlung von Zisterzienserinnen aus dem Kloster St. Agnes in Lauingen im Herzogtum PfalzNeuburg erreicht wurde. Der nun einsetzenden zisterziensischen Zeit bis zur Säkularisation und dem endgültigen Ende des Klosters durch eine Brandkatastrophe 1852 widmet sich Schell im zweiten Band.

Beide Bände zeichnen sich durch eine solide Darstellung auf einer breiten Quellenbasis aus, die vor allem auf der Auswertung von Urkunden und Akten aus dem Archiv der Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen beruht. Durch den Fund etwa von acht Urkunden aus der Zeit von 1518 bis 1545 konnte Schell die früher in der Forschung vertretene These über eine Aufhebung des Klosterlebens nach 1515 als unhaltbar zurückweisen. Aussagen über die soziale Zusammensetzung der Konvente beruhen im Wesentlichen auf der Auswertung des Neudinger Anniversarienbuches, das in einem handschriftlichen Exemplar im Fürstlich Fürstenbergischen Archiv vorliegt und bis in die Anfänge des 18. Jahrhunderts fortgesetzt wurde.

Die beiden anzuzeigenden Bücher weisen einen ähnlichen Aufbau auf. Darstellende Kapitel werden durch Quellenauszüge oder Kurzregesten sowie Tabellen und Statistiken etwa zu den namentlich nachweisbaren Klosterfrauen oder dem männlichen Personal sowohl in der Zeit der dominikanischen als auch der zisterziensischen Observanz ergänzt. Während das Zisterzienserinnenkloster der Paternität des Abtes von Salem unterstand, der sich um die cura monialium kümmerte, wurden die Dominikanerinnen durch die Rottweiler Prediger aber auch durch Weltgeistliche betreut. Im sog. Übergabebrief von 1578, mit dem Graf Heinrich VIII. von Fürstenberg das Kloster Neudingen dem Zisterzienserorden übertrug, erhob er schwere Vorwürfe gegen die Dominikaner, die ihrer Fürsorgepflicht nicht nachgekommen seien. 1584 erreichte er schließlich durch die Bulle Gregors XIII. die Inkorporation in den Zisterzienserorden. Das Engagement der Fürstenberger hängt damit zusammen, dass sie - wie Schell nachweist - als Mitbegründer des Frauenklosters gelten können. Die im Anniversarienbuch als Stifterin genannte domina Agnes identifiziert er mit Agnes von Fürstenberg, geb. von Truhendingen, deren Gemahl Graf Heinrich von Fürstenberg ebenso als Förderer des Konvents hervortrat. Dieser geht auf eine lose Beginensammlung zurück, die 1287 die Augustinerregel annahm und in den Jahren 1305 bis 1307 in den Dominikanerorden inkorporiert wurde. Schell zeichnet die von Höhen und Tiefen gekennzeichnete Besitzgeschichte – mit Schwerpunkten im Raum um Neudingen, Pfohren, Hondingen und Gutmadingen - bis in die Zeit der Reformation nach, ohne jedoch letztlich erklären zu können, was der Auslöser für den Niedergang des Klosters im 16. Jahrhundert war, als nur noch zwei Nonnen in Neudingen lebten. Der Dominikanerinnenkonvent bestand aus 20 bis 45 Klosterfrauen, die zur Hälfte dem landsässigen Adel, zur Hälfte umliegenden Bürger- und Bauernfamilien entstammten. Aus dem Haus Fürstenberg, das mit 41 Jahrzeitstiftungen hervortrat, sind zwölf Klosterfrauen nachzuweisen. In Auseinandersetzung mit der neueren Forschung arbeitet Schell heraus, dass Neudingen als Hauskloster der Fürstenberger angesehen werden kann. 1337 begründete Graf Heinrich II. hier eine Begräbnistradition, die bis ins 21. Jahrhundert anhält.

Dass die Beziehungen zum Haus Fürstenberg jedoch zuweilen auch von Konflikten gekennzeichnet waren, zeigt vor allem die im zweiten Band geschilderte Geschichte des Zisterzienserinnenkonventes. Der Anspruch auf die Kastvogtei, die die Fürstenberger nicht zuletzt aus ihrem Engagement zur Wiederbelebung des Konventes ableiteten, erregte immer wieder Anstoß bei den Salemer Vateräbten, die sich schützend vor die Nonnen stellten. Während diese weiter das Gebetsgedenken für die Fürstenberger pflegten, versuchten jene bei jeder Äbtissinnenwahl ihre Macht auszuspielen. Nicht zurückgezahlte Schulden der Grafenfamilie, die Kriegseinwirkungen des 17. und 18. Jahrhunderts sowie zwei Brände 1756 und 1761 setzten dem Konvent, in dem nun nur noch 18 bis 20 Frauen meist aus dem umliegenden Bürger- und Bauerntum lebten, in wirtschaftlicher Hinsicht besonders zu. Ein angebliches Kreuzbildwunder und die daraus folgende Einrichtung einer Wallfahrt in das nun "Maria Hof' genannte Kloster unter dem Vaterabt Angelus IJ. Schwab von Salem führten noch eine kurze neue Blüte herbei, hevor mit der Säkularisation 1802/3 das Ende des Klosters auf der Baar besiegelt war. Die Fürstenberger, die 1806 selbst mediatisiert werden sollten, zogen das Klostervermögen ein und statteten die noch verbleibenden 18 Konventualinnen mit Leibrenten aus. Nach einem verheerenden Brand ließen sie 1853 bis 1856 eine Grabeskirche im Neo-Renaissancestil errichten, um an die im Spätmittelalter begründete Begräbnistradition des Hausklosters anzuknüpfen, das im ersten Band eingehend von Schell beschrieben wird. Das Verdienst seines zweiten Bandes besteht vor allem darin, die Zeit des Zisterzienserinnenkonventes, die bisher in der Forschung vemachlässigt wurde, aufgearbeitet zu haben. Dieser Monographie ist ein ähnlicher Erfolg zu wünschen wie der ersten, die bereits ein Jahr nach ihrem Erscheinen in die dritte Auflage ging.

Maria Magdalena Rückert

 

 

 

 

Rüdiger Schell

Das RAD-Lager der Abt. 2/263 „Heinrich von Fürstenberg“
in Hüfingen und seine wechselvolle Geschichte.

Zeitgeschichte und lokale Entwicklung im 20. Jahrhundert

am Beispiel des Hüfinger Reichsarbeitsdienstlagers.

1. Auflage 2014. 258 Seiten, zahlr. Fotos und Abb., Format 17 cm x 24 cm.

EUR 24,00. ISBN 978-3-86628-488-3

 

 

 

 

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