Hartung-Gorre Verlag
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Friederika Richter,
Berta Camilla Sara von Hartlieb.
Eine außergewöhnliche Wiener Jüdin
und Wladimir von Hartlieb.
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
2006. 178 Seiten. [D] € 14,50, [A] € 14,90.
ISBN
3-86628-057-2
Aus dem Vorwort von Friederika
Richter:
Es
war an einem heißen Augustnachmittag, als ich meiner
Lieblingsbeschäftigung nachging, von der Veranda meiner kleinen Sommerwohnung
mit Atelier in den noch kleineren Garten zu schauen und den schnurrenden Kater
neben mir zu kraueln. Da erschien mein Lebensgefährte Artur in meiner Idylle,
in der Hand eines jener grauen Schulhefte mit großem blauem Namensschild, wie
sie mir von meiner Schulzeit bekannt waren.
"Schau,
was ich in der Familientruhe gefunden habe! Die Gedichte sind sicher von meinem
Onkel, mit dem meine Familie allerdings nicht verkehrte. Ich bekam das
Gedichtheft vor Jahren von der letzten Frau des verstorbenen Onkels, des
Schriftstellers Wladimir von Hartlieb; seine Witwe
hatte ich ein paar Mal besucht. Wer allerdings in diesen Gedichten gemeint ist,
weiß ich nicht. Lies einmal selbst!" - Ich las in der "BALLADE VON
EINER, DIE GING". Der Autor dieser Gedichte schildert den schrecklichen
Leidensweg einer Frau - seiner Frau? - ohne
Namen! Der Schlußvers gab mir den Hinweis, daß diese Frau unter furchtbaren Schmerzen 1942 in
Theresienstadt verstorben ist.
Heute
- am 21. November 2005, Milla Hartliebs Todestag -
kann ich nun das Vorwort zu meinem Buch schreiben, das nach fünfjährigen
Recherchen endlich abgeschlossen ist. Meine Camilla, deren Leben Artur und ich
wie ein Mosaik mühsam zusammengesetzt haben, und zwar einzig mit dem Ziel,
dieser Frau wieder ihren Namen zu geben, die - wie wir in den Jahren mit
Entsetzen feststellen mußten - die dritte Frau des
Schriftstellers Hartlieb war und - von ihm und der
Familie verlassen - mit vielen jüdischen Mitmenschen unserer Stadt Wien in
Theresienstadt ums Leben kam.
Wladimir
von Hartliebs 6000 Briefe, 20 Tagebücher, 40
Kriegstagebücher, seine 30 Bücher und 200 Mappen mit Gedichten und Entwürfen
von Schauspielen wurden von uns gesichtet. Und das Konvolut der
Nationalbibliothek enthielt auch Spuren der Lebensgeschichte unserer Milla. Wie
oft standen Artur und ich in der Handschriftensammlung auf dem kleinen Gang, um
eine Pause zu machen und das Gelesene zu besprechen oder um uns schweigend
anzuschauen: Wie kann ein Familienmitglied so totgeschwiegen werden? Was für
eine furchtbare Zeit, welche auch die unserer Kindheit und Jugend war! Wir
machten unzählige Anrufe und Wege auf Ämter, oft mit Erfolg, viele mit Mißerfolg. Unser Entsetzen war groß, als Artur mit der
Transportliste aus dem Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstandes
in Wien nach Hause kam, worauf der Name Berta Camilla
Sara Hartlieb stand.
Später
wollte ich die "BALLADE VON EINER, DIE GING" drucken lassen, doch
alle Verleger, bei denen Artur vorstellig wurde, sandten sie mit dem Bedauern
zurück, daß diese Sprache heute nicht mehr verstanden
würde. Sprache oder Inhalt? Kann man noch immer nicht "Weinen mit den
Weinenden - Paulus"? Wenn man
vielleicht heute auch solche Balladen nicht mehr gut versteht, kann man
wenigstens Millas Leidensgeschichte verstehen?
Ich
begann, ihre Lebensgeschichte zu schreiben. In diesem großen Hartlieb-Konvolut der Nationalbibliothek gab es nur einen
handgeschriebenen Brief von Milla, kein Foto, keine Notiz, kein Gedicht – außer
der BALLADE des Schriftstellers über Milla. Und weil ich in Bildern denke und schreibe, so entstand in einer Tuschpinselarbeit meine
Milla. - Bei der Auswahl der Tagebuchaufzeichnungen von Wladimir von Hartlieb war ich bestrebt, nichts zu verbergen und nichts
hinzuzufügen. Um die Zeit sichtbar zu machen, in dem sich dieses Drama
abspielte, nahm ich Briefe und auch Aufzeichnungen der Kriegs- und
Nachkriegszeit dazu.
Aber
das wichtigste war und blieb Milla! Beginnend mit der Kindheit, wo ich ihre
Spuren in Rechnitz suchte, über ihre Mädchenzeit in
Wien, dann die Niederkunft mit ihrer Tochter Ernestine in der kleinen Wohnung,
begleitete ich ein Frauenschicksal, das außergewöhnlich war. Doch angesichts
der nationalistischen Einstellung und der folgenden nazistischen Agitation
ihres Mannes Wladimir von Hartlieb hatte ich meine
ersten Probleme, und beginnend mit ihrer Inhaftierung bis zu ihrem Tod in
Theresienstadt versagte meine Vorstellungskraft.
Meine
Hilflosigkeit dokumentierte sich in einem unbeschriebenen weißen Blatt. Nachdem
ich anhand seiner Tagebuchaufzeichnungen auch in das Privatleben des Dichters
Wladimir von Hartlieb eingedrungen war, fühle ich
mich jedoch um so mehr verpflichtet, auch seine Bitte
posthum zu erfüllen und Milla ein literarisches Denkmal zu setzen. Ich bin
keine Schriftstellerin, normalerweise zeichnet nur der Pinsel in der Hand meine
Gedanken auf.
Rezension
in „Der neue Merkur“ Wien Nr. 126 Juni/Juli 2006
Friederika
Richter, bekannt auch als Malerin, hat ein Buch über eine bemerkenswerte Frau
geschrieben, eine der Frauen des Schriftstellers Wladimir von Hartlieb, des Onkels von Richters Lebensgefährten Artur von
Hartlieb-Wallthor. Die Sichtung von 6000 Briefen, 20
Tagebüchern, 40 Kriegstagebüchern, 30 Büchern und 200 Mappen von Wladimir von Hartlieb ergaben eine Geschichte, die sich spannend wie ein
Kriminalroman liest, aber ein erschütterndes Dokument über den
Nationalsozialismus ist, dem Wladimir von Hartlieb
anfangs sehr zustimmend, später aber immer kritischer gegenüber stand. Aus
dieser Sicht ist auch das Verhalten seiner jüdischen Frau gegenüber abzuleiten,
von der er scih zuerst scheiden ließ, um sich dann
aber vehement –jedoch vergeblich – für sie einzusetzen.
Rezension
in „Die Presse“ Nr. 17.517 vom 1./2. Juli 2006, S. VIII:
Die Jüdin und der Nazi.
„Liebste,
kommst du wieder lebend / Aus dem Abgrund dieser Zeit?“ Berta Camilla Sara von Hartlieb, geborene
Nussbaum, kam nicht mehr. Deportiert ins KZ Theresienstadt, wo sie 1942
63-jährig starb. Der verzweifelte Schrei in Gedichtform stammt von Wladimir,
einem engagierten Nazi. Die 1879 in Ungarn als Tochter eines jüdischen
Schneiders gebornen Berta verliebte sich in Wien in
den Schriftsteller Wladimir Eurgen Freiherr Hartllieb von Wallthor, der als
„nationaler Autor“ lebte, finanziert vom jüdischen Zuckerfabrikanten Kurt von
Redlich. Als er von der jüdischen Herkunft seiner Frau Berta erfährt, lässt er
sich 1938 einvernehmlich scheiden. Und heiratet eine gemeinsame Freundin. Friederika Richter erzählt diese Geschichte, bei
der der Freiherr zu spät erkennt, was er angerichtet hat.
Rezension
in „Wiener Zeitung“ Nr. 133 vom 11. Juli 2006, Seite X:
Biografie aus der NS-Zeit
(rm).Am 22. Juli 1942 wurde die 63-jährige
Wienerin Berta Camilla von Hartlieb von Wien nach
Theresienstadt deportiert, wo sie vier Monate später starb. Sie war die
geschiedene Frau des Schriftstellers Wladimir von Hartlieb,
der von 1933 an mit den Nazis sympathisiert und eifrig antisemitische Klischees
gepf1egt hatte. Erst nach dem Anschluss wurde ihm klar, mit wem er sich
eingelassen hatte. Aus seinen Tagebüchern hat. Friederika
Richter seine und Berta Camillas Geschichte rekonstruiert.
Um ein Buch publizieren zu können, ließ
sich Wladimir von seiner Frau scheiden, heiratete ohne deren Wissen eine
gemeinsame Freundin, ließ aber die Kontakte nicht ganz abreißen. Von einem SA-
Mann denunziert, geriet er selbst in Schwierigkeiten, Berta Camilla wurde wegen
abfälliger Bemerkungen über den Polen- Feldzug festgenommen und schließlich
nach Theresienstadt deportiert. Wladimir litt lebenslang darunter, weil er zu
spät erkannt hatte, dass er sie durch die Scheidung praktisch ausgeliefert
hatte.
Rezension
in „Heruth“ 49. Jg. Nr. 2 SIWAN 5766/Juni 2006:
Es
ist die tragische Geschichte der Camilla Nussbaum, die 1879 in Ungarn, als
Tochter eines jüdischen Schneiders geboren wurde und zuerst im Burgenland und
ab 1891 in Wien aufwuchs.
Im
Jahre 1926 lernte sie den österreichischen DichterWladimir
Eigen Kajetan Moritz Freiherr Hartlieb
von Wallthor kennen und lieben.
….
Eine
Geschichte zweier Liebender in den Wirren einer aus den Fugen geratenen Zeit,
ein aufwühlendes Buch. (Herbert Reisner)
Rezension
in „ILLUSTRIERTE NEUE WELT“ Literatur, Seite 21, Dezember 2006/Jänner2007:
Die
Rekonstruktion – z. T. an Hand von Tagebuchaufzeichnungen und Briefen – einer
problematischen Ehe zwischen einer Jüdin und einem antisemitischen deutschnationalen Schriftsteller.
Rezension
in „KURIER“ Privatlesung Seite 15, 8. März 2007:
Zwei Liebende: Der Nazi und
die Jüdin
„Liebste,
kommst du wieder lebend / Aus dem Abgrund dieser Zeit?“ dichtete der
Schriftsteller Wladimir von Hartlieb, als seine
geschiedene Frau, die 63-jährige Wienerin Berta Camilla, 1942 nach
Theresienstadt deportiert wurde und dort starb. Berta Camilla war Jüdin.
Wladimir war ein Nazi. Er hatte sich – rechtzeitig für ihn – scheiden lassen.
Erst später wurde ihm klar, dass er sie dadurch ausgeliefert hatte. Erst zu
spät setzte er sich vehement für sie ein. Aus Tagebüchern und Briefen
rekonstruierte Friederika Richter – Wladimir war ihr
Onkel – die Geschichte zweier (ja, doch) Liebender; vor allem, um Berta Camilla
ein Denkmal zu setzen. Es ist sehr ergreifend geworden.
Rezension in biblos. Beiträge zu Buch, Bibliothek und Schrift,
Band 56, 1 (2007)
Themenschwerpunkt: Süd-Ost-Europa
Wien : Phoibos Verlag, 2007, S.
155, 156
Am Ende von fünf Jahren Recherche in der
Handschriftensammlung der ÖNB, nach Durchsicht von 600 Briefen, 60
(Kriegs-)Tagebüchern, Mappen, unzähligen Entwürfen und Manuskripten des
Altösterreichers Wladimir von Hartlieb, liegt hier eine verschollene, tragische
Frauengeschichte vor unseren Augen, die auch ein wichtiger Beitrag zur
„Theresienstadt- und Holocaust-Literatur" ist.
Wie so oft - wenn es um die Aufarbeitung
schicksalsträchtiger Geschichten geht, steht am Anfang der Zufall - einer
Familiengeschichte wird nachgegangen...
Artur Hartlieb von Wallthor findet auf dem
Dachboden ein altes Schulheft mit Gedichten eines längst verstorbenen Onkels,
des Schriftstellers Wladimir Hartlieb von Wallthor (1887-1951) an den er fast
keine Erinnerungen hat. Diese Gedichte („Ballade von einer, die ging")
weisen auf das traurige Schicksal von dessen dritter Ehefrau, Jüdin,
Lebenskünstlerin, Spielerin, Berta Camilla Sara von Hartlieb (1879-1942) hin.
Sie wurde brutal aus dem Leben gerissen, nachdem sie wegen einer
regimekritischen Bemerkung zu Hitlers Polenfeldzug denunziert, verhaftet und nach einem mehrmonatigen Gefängnisaufenthalt schließlich
nach Theresienstadt deportiert
wurde, wo sie bereits nach
ein paar Monaten verstarb.
Erst im Zuge
der Verhaftung erfährt der Gatte, dass
seine Ehefrau Jüdin ist. So lebte der nationale Schriftsteller, der in den 30er Jahren vom Nationalsozialismus begeistert war und sich öfters
antisemitisch geäußert hat, ohne es zu wissen, mit einer jüdischen Frau
zusammen. Erst an ihrem Leiden, ihrem Schicksal wird ihm die ganze
Tragweite des Hitlerschen Regimes bewusst.
Das bedeutet auch die ideologische
Wende in seinem Leben.
Aus Spielen,
aus der Leichtigkeit eines Schriftsteller-Lebens, entsteht Grauen und Tod.
Panikreaktionen und
Fehlentscheidungen (wie die voreilige
Ehescheidung) folgen. Auch das Netzwerk der alten
Freunde und Interventionen - er wagt sich sogar in das Büro des SS-Führers Ernst Kaltenbrunner - können seine Frau nicht mehr retten.
Es sind diese letzten
Lebensmonate „seiner Milla", die sich
der Autor immer wieder vor Augen führt
- mit denen er nicht zu Rande kommt. Es beschäftigt ihn Tag und Nacht, wie seine schöne Frau die Härte des
Lagerlebens erfahren musste, den Hunger, die Not, die Kälte, das Stehen auf
offenem Feld in kalter Nacht. Diese Phantasien verfolgen ihn nicht nur in den Träumen, sondern auch untertags. Die Vorstellung von ihrem Leiden und
Tod zermürbt sein weiteres Leben. Dabei aber vor
allem auch der Gedanke, dass „seiner Milla" gewiss war, dass ihr Sterben
ja auch ihm großen Schmerz bereiten
würde. („Ihr letzter Gedanke war ein Liebesgedanke an mich?"). Er sah sich als ein „Gezeichneter".
Musste sie sterben, damit er zur Einsicht kam? Im Mai 1944 fragt sich
Hartlieb: „Warum hat das Schicksal gerade an mir zeigen wollen, wie sehr
man unter einem barbarischen Regime misshandelt und erniedrigt werden kann?" Doch es gelingt ihm, diese geheimsten Gedanken vor der nächsten Ehefrau, der Künstlerin Maria „Bims" Klinger,
die ihm während der Kriegs- und Nachkriegsjahre zur Seite stand, ihn materiell versorgte und ihn Jahrzehnte überleben sollte, zu verbergen.
Die Mühsal
des Alltags, die Furcht vor den Bomben, die Wohnungs- und Versorgungsnot werden ebenfalls
eindringlich geschildert und liefern damit auch ein Wiener Zeitdokument.
Beim Lesen
der Tagebücher erfährt man viel über eine verletzte Männer- und Schriftsteller-Seele, einen Mann, der sein Ego im Schreiben
ertränkt, der sich immer im
Mittelpunkt sieht, der bei
seinen Freunden und Frauen immer die Rolle des Nehmenden hat und oftmals in Selbstmitleid zerfließt („Ihre tiefe, übergroße
Liebe zu mir ist ihr zur Tragödie geworden").
Wie Erhard
Roy Wiehn in seinem Vorwort schreibt,
konnte sich Hartlieb von Wallthor durch seine Teilhabe am Schicksal der Jüdin Camilla von
Hartlieb vom Mittäter zum Opfer des Nationalsozialismus stilisieren. Doch Ehre wem Ehre gebührt - wir Nachgeborenen, die geheime, intimste
Aufzeichnungen und Tagebücher lesen, die vielleicht niemals zur Veröffentlichung bestimmt waren, sollten uns jeglicher Moralisierung enthalten.
Zum von Hartlieb oft
versprochenen „schriftlichen
Erinnerungstempel" an Milla
durch Veröffentlichung ihrer
Leidensgeschichte, oder der eingangs erwähnten
Ballade an sie sollte/konnte es in den Nachkriegsjahren
nicht mehr kommen.
Nicht
zuletzt sind diese Aufzeichnungen auch ein interessantes autobiographisches Zeugnis für den Gender-Diskurs, da sie bestimmte Aspekte des Mann-Frau-Verhältnisses während des Dritten Reiches aufzeigen.
Christa Bittermann-Wüle
Richter,
Friederika:
Berta Camilla Sara von Hartlieb : eine aussergewöhnliche Wiener Jüdin und
Wladimir von Hartlieb. Hrsg. Erhard Roy Wiehn. – Konstanz : Hartung-Gotte,
2006.
Signatur: 1806110-B.Neu in der Österreichischen
Nationalbibliothek
Die Kindheit dieser außergewöhnlichen Frau aus Rechnitz (Burgenland), die in
einem Roman des Schriftstellers Wladimir Hartlieb von Wallthor geschildert
wird, bringt auch ein Kinderspiel mit Glaskugeln in Erinnerung, das um die
Jahrhundertwende sehr beliebt war. Für Berta Camilla, später nur „Milla“
genannt, war es der Ausgangspunkt für weitere „Spielereien“ – ihre erste Liebe
zu einem ungarischen Offizier und später Glückspiele in Velden und Monte Carlo
– die ihr Leben beeinflußten. Ihre Liebe zu dem deutschnationalen
Schriftsteller und die nachfolgende Ehe wurde durch dessen Spielleidenschaft
und die Ereignisse der Zeit um 1938 dramatisch gestört. Eine ungeschickte
Äußerung von „Milla“ zum Polenkrieg verursachte eine Haftstrafe und später die
Verschickung nach Theresienstadt, wo sie 1942 starb. Der Dichter, der anfangs
mit dem Nationalsozialismus sympatisierte, führte ab 1941 regelmäßig Tagebuch,
wo er sich allmählich vom Regime distanzierte. Es grenzt an ein Wunder, daß diese
Tagebücher während der Zeit des Nationalsozialismus nicht aufgefunden wurden.
Es hätte für den Dichter und seine spätere vierte Frau unvorstellbare
Konsequenzen gehabt. In einer unveröffentlichten Ballade und in Briefen hat der
Schriftsteller die ganze Dramatik von „Milla’s“ Leben und Sterben und die
seines Lebens festgehalten und so die Erinnerung an sie wachgehalten. Er konnte
seinen Wunsch, die Aufzeichnungen zu veröffentlichen, nicht mehr verwirklichen.
Dies gelang erst der Autorin Friederika Richter durch fünfjährige Recherchen in
der Handschriftensammlung der ÖNB. (Artur Hartlieb-Wallthor)
Frederic Baker, Regisseur
und Filmemacher, London-Wien:
"Milla" - she was one
of the six million. We have no picture of her and only one letter, but she has
not been forgotten. Strange as it may
seem – the Nazi husband who divorced her on discovering her Jewish roots,
changed sides. While not managing to save her life, he wrote a poetic
masterpiece that preserves her memory for us to read today.
"Berta Camilla Sara von
Hartlieb - an exceptional Jewish woman from Vienna is the moving story of a
Jewish-Austrian woman of Hungarian origin who perished in Theresienstadt in
1942. The story is told through the eyes of her ex-husband, Austrian writer and
aristocrat Wladimir von Hartlieb (d. 1951). He abandoned his national-socialist
views shortly before World War II when he realized the true nature of the Nazi
regime. "Milla" describes the life of an exceptional Viennese woman
whose marriage to an early Nazi
sympathiser Wladimir von Hartlieb, was cut short when she told him her Jewish
roots after Hitler marched into Austria in 1938. This was however the beginning of their real love affair. Caught
between his career and his guilt for the increasingly desperate fate of Milla's
people, Hartlieb visits her secretly in the Jewish ghetto, looses his right to
publish and pleads for Milla's life with his Nazi friends. But in vain, Milla
is deported to a concentration camp where she dies in 1942.
Hartlieb spends the rest of his
life racked by guilt mourning the woman, who inspired him to write his
unpublished masterpiece "The ballad of one who departed". Written in
a verse form more appropriate to Byron or Goethe, Hartlieb's ballad is an
exceptional work epic verse, which is full of a passionate anger at Milla's
fate and his initial blindness to the evil of the Nazi cause. It is this
literary jewel that lay forgotten until 1988, when it was rediscovered by Friederike
Richter and Artur Hartlieb, two elderly Austrians, who have spent years combing
archives to piece together Milla's story.
"Milla" was composed in
2006 by Austrian artist Friederika Richter (b. 1935), who also contributed
several ink drawings to the book (Verlag Hartung-Gorre, Konstanz). The life of
Camilla von Hartlieb is reconstructed from the diaries and letters of Wladimir
von Hartlieb, and arranged into a narrative by Friederika Richter. Milla, from
whose own hand only one single letter has survived, comes to life through the
writings of her divorced husband Wladimir, a complex, torn character whose
honest endeavours to save Camilla´s life his diary entries transformed into
distinctly literary, twisted and desperate reflections on guilt, hope, and
distress.
"Milla" is the
unconventional tale of two lovers: full of human strengths and weaknesses, they
find their true love in a last desperate fight to escape the deadly fate of
their times.
"Berta Camilla Sara von
Hartlieb - an exceptional Jewish woman from Vienna" was first published in
German in 2006, followed by a CD version (excerpts) in 2007. No English
translation exists to date. Copyright,
movie rights and all other rights reserved.
Jüdische Überlebens- und Nichtüberlebensschicksale in
Österreich /Jewish Fates in
Austria
bearbeitet
und herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
Alexander
Fürst,
2006; XXII,
222 Seiten; € 14,80. ISBN 3-86628-086-6
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