Hartung-Gorre Verlag
Inh.: Dr.
Renate Gorre D-78465
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3. Auflage
2024
Arnulf
Moser
DIE NAPOLA REICHENAU
Von
der Heil- und Pflegeanstalt zur
nationalsozialistischen Eliteerziehung (1941
- 1945)
3. Auflage 2024 der 1997 im
Arbeitskreis
für Regionalgeschichte Bodensee e.V.
erschienenen Erstauflage
110
Seiten. € 19,80. ISBN 978-3-86628-501-9
Aus
dem Vorwort von Arnulf Moser
Klassentreffen
in langem Abstand von der Schulzeit haben ihre eigene Atmosphäre, ihre eigene
Fröhlichkeit des "Weißt Du noch, damals?". Die Familie nimmt Anteil,
während unbeteiligte Zuschauer allenfalls nachsichtig lächeln können.
Es
gibt aber auch Klassentreffen, die mit besonderer Diskretion ablaufen, man
möchte keine Öffentlichkeit, keine Zuschauer. Dazu gehören sicher auch
Klassentreffen ehemaliger Schüler der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten
(NPEA, Napola), der Elite- und Ausleseschulen des
Dritten Reiches. Man befürchtet, in die rechte Ecke gedrängt zu werden, als
rechtsradikaler Klüngel dargestellt zu werden. Die "FAZ" hat am
2.11.1985 ein solches Klassentreffen der Napola Plön beschrieben, einschließlich der Schwierigkeiten, einen
Altschüler für ein Interview zu gewinnen.
Die
Napola-Schüler sind schwer in das gängige
Täter/Opfer-Schema des Dritten Reiches einzuordnen. Täter sind sie nicht
gewesen, sie sind allenfalls noch Soldaten geworden. Sie sollten einmal Täter
werden, und zwar in den höchsten Positionen. Großes war ihnen, den Lehrlingen
der Macht, versprochen worden, und viel wurde von ihnen verlangt. Doch Karriere
auf der Grundlage ihrer Erziehung konnten einige von ihnen erst in der
Bundesrepublik machen. Als Nazi-Täter galten sie kurz im Herbst 1945, als man
sie nicht in die neuen demokratischen Schulen hineinlassen wollte. Kann man sie
deshalb als Opfer bezeichnen? Als Opfer werden sich wohl nur diejenigen sehen,
die schon damals unter dem Internatsdrill dieser
Schulen gelitten haben, doch das ist offensichtlich eine Minderheit. Kann man
die übrigen als Opfer, als Verführte bezeichnen, weil sie von einer besonderen,
totalen Erziehung geprägt wurden, die sie vielleicht selber wieder
weitergegeben haben, wie dies eine neuere Untersuchung aufzeigt? Die meisten
sehen sich aber auch in diesem Sinne nicht als Opfer.
Im
Herbst 1994 fand ein solches Klassentreffen auf dem Gelände des Psychiatrischen
Landeskrankenhauses Reichenau bei Konstanz statt, in dem von 1941 bis 1945 eine
Nationalpolitische Erziehungsanstalt eingerichtet war. Nun kann heute jeder
nach Belieben durch die öffentlichen Anlagen zwischen den zahlreichen Gebäuden
spazieren. Doch was ist, wenn die Ehemaligen bei dieser Gelegenheit die Gebäude
wieder betreten wollen, in denen sie damals untergebracht waren und in denen
heute wieder Patienten behandelt werden? Kann man bei diesem nostalgischen
Begehren einfach darüber hinwegsehen, daß in diesen
Gebäuden schon vor der Napola Patienten untergebracht
waren, die auf einmal verschwunden waren, weil sie umgebracht worden waren? Das
ist nicht die Schuld dieser Napola-Schüler, aber es
ist der unmittelbare Bezug zur Entstehung ihrer Schule, wie zu zeigen sein
wird.
Diese
besondere Problematik war der Auslöser, sich einmal näher mit der Geschichte
dieser Napola zu befassen. Das hieß nicht nur, Akten
und Dokumente zu finden, sondern vor allem auch, mit ehemaligen Schülern ins
Gespräch zu kommen. Den Einstieg brachte eine Anzeige vom 21. Dezember 1994 im
Konstanzer "Südkurier", und ich danke allen ehemaligen Schülern,
Lehrern, Angestellten dieser Schule, die mir mündlich oder schriftlich
Auskünfte erteilt, die mir Fotos und andere Dokumente zur Verfügung gestellt
haben.
Eine
erste Zusammenfassung der Ergebnisse erschien im Sommer 1996 in der Zeitschrift
"Badische Heimat". Deren Text habe ich den Informanten zur Verfügung
gestellt und konnte so ihre Reaktionen und Korrekturen noch verwerten.
Vom selben Autor oder
Mitautor
Arnulf Moser
Zur Geschichte der deutsch-
schweizerischen Grenze um Konstanz
1. erweiterte und überarbeitete Auflage 2011
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