Hartung-Gorre Verlag
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Inge Auerbacher
Jenseits des gelben
Sterns
Nach Theresienstadt
ein neues
Leben in Amerika für die Versöhnung
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
1. Aufl., Konstanz 2005, 144 Seiten. €
9,80, ISBN 3-89649-969-6
Martin Groß
Eine Botschafterin der Versöhnung
Die Versöhnung ist für jede
menschliche Gemeinschaft, für jede Gesellschaftsordnung, für jede Kultur ein
grundlegender Akt. Wenn Kultur tatsächlich das Mittel ist, durch das der Mensch
immer mehr Mensch wird, dann ist Versöhnung der Weg zu einer wirklich
humanistischen Kultur.
Inge Auerbacher gelang schon
in ihrem ersten Buch Ich bin ein Stern, pädagogisch ambitioniert,
fesselnd geschrieben und leicht verstehbar eine Kultur der Versöhnung zu
proklamieren. Als Botschafterin der Versöhnung, Toleranz und Menschlichkeit ist
Inge Auerbacher in den USA, in Europa und in Israel unterwegs. Wer erlebt hat,
wie sie insbesondere Jugendliche, aber auch Erwachsene sehr herzlich und
versöhnlich für Versöhnung, Toleranz und Menschlichkeit anspricht und gewinnt,
der wird sich dafür interessieren, welchen Weg diese Frau gegangen ist, als sie
nach ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager Theresienstadt den gelben
Stern abgelegt hatte, um in den USA ein neues Leben zu beginnen. Es ist von
höchstem Interesse, lesen zu können, wie Inge Auerbacher in ihrem Leben den
Teufelskreis des Beschuldigens und Hassens durchbrochen und aufgehoben hat.
Dieses Buch gibt Gelegenheit dazu.
Für den Deutsch-Israelischen
Arbeitskreis südlicher Oberrhein (DIA), der seit über 30 Jahren den
deutsch-jüdischen und den jüdisch-christlichen Dialog vorantreibt und
maßgebliche Impulse für die Versöhnung gesetzt hat, ist Inge Auerbacher eine der
wichtigsten Persönlichkeiten der Versöhnungsarbeit. Ihr Name steht für
Versöhnung. Wir wünschen ihrem Buch, daß es die
Herzen der Menschen jeden Alters erreichen möge. Wir hoffen, daß mit diesem Buch die Versöhnung immer mehr Eingang
findet in unserer Gesellschaft. Wir denken, daß
dieses Buch die Kultur der Versöhnung als Weg zu einer wirklich humanistischen
Gesellschaft unumkehrbar machen hilft.
Lahr, 20. Mai 2005
Prof. Dr. Erhard Roy Wiehn, Herausgeber
Inge Auerbacher wurde 1934 in
Kippenheim/Baden geboren und lebte dann mit ihren Eltern in Jebenhausen
und Göppingen, bevor sie 1942 von Stuttgart nach Theresienstadt deportiert
wurde. Für Inge Auerbacher und ihre Eltern war Theresienstadt die Hölle und ist
lange ein schrecklicher Alptraum geblieben.
Fast drei Jahre lang, nämlich vom 23. August 1942 bis 8. Mai 1945 haben sie
Theresienstadt durchleiden müssen, nur weil sie Juden waren, haben "die(se) dunkle Zeit des Schreckens" (S. 17) nur mit viel
Glück überlebt: "Mir wurde das Leben geschenkt", so Inge Auerbacher,
"aber viele meiner Freunde hatten ihr unschuldiges Leben verloren, weil
sie Juden waren." Inges Mutter fand später: "Es war ein Wunder! Mein
Mann ist ein versehrter Kriegsveteran des Ersten Weltkriegs, aber das half uns
nur für kurze Zeit. Wir verbrachten drei Jahre im Konzentrationslager
Theresienstadt in der Tschechoslowakei, wo fortwährend Selektionen für die
Gaskammern in Auschwitz durchgeführt wurden. Wir verloren 13 Mitglieder unserer
Familie. Alle wurden ermordet. Meine Mutter wurde nach Riga in Lettland
deportiert, wo sie in einem Wald erschossen wurde. Fast alle Klassenkameraden
meiner Tochter Inge befanden sich in diesem Transport und erlitten das gleiche
Schicksal. Nur ganz wenige Kinder haben überlebt. Kein jüdisches Kind in Europa
sollte am Leben bleiben. Von den ca. 15.000 Kindern, die in Theresienstadt
inhaftiert waren, haben nur wenige überlebt. Inge ist eines von ihnen."
(S. 45)
Inge Auerbacher und ihre
Eltern wurden am 8. Mai 1945 von der Roten Armee befreit und bald in ein
Flüchtlingslager nach Stuttgart gebracht, da die Familie generationenlang
in Süddeutschland zu Hause war. Dann versuchten die Eltern, in Jebenhausen bei Göppingen Fuß zu fassen, im Heimatort der
Mutter, das Haus der in Lettland ermordeten Großmutter war aber seit damals
bewohnt, die Familie bekam in Göppingen eine Wohnung in einem Haus, das einmal
Juden gehörte: "Ich wünschte mir, daß der Sommer
1945 nie zu Ende gehen würde. Es war etwas besonderes, 10 Jahre alt zu sein und
endlich die Freiheit genießen zu können…" Doch obwohl sich die Eltern
bereits wieder eine wirtschaftliche Existenzgrundlage geschaffen hatten,
beschlossen sie, die Vergangenheit völlig hinter sich zu lassen, Deutschland
den Rücken zu kehren und ein neues Leben in Amerika zu versuchen. Die Schrecken
der NS-Zeit in Deutschland und Theresienstadt saßen zu tief.
Mit dem zweiten
Flüchtlingsschiff, dem amerikanischen Truppentransporter "Marina Perch", verließen sie im Mai 1946 Bremen und betraten
10 Tage später amerikanischen Boden in New York, doch der Neuanfang war für die
ganze Familie viel schwerer als gedacht. Überdies erkranke Inge ganz plötzlich
an Lungentuberkulose, die sie für zwei Jahre ans Krankenbett fesselte, wo
Theresienstadt in vielen Alpträumen wiederkehrte.
Bald nach ihrer Entlassung im Sommer 1948 erkranke sie wieder, erst 1950 konnte
sie endlich eine Schule für begabte Mädchen besuchen, ein normaler Teenager
sein und erfuhr nach und nach, daß auch Liebesglück
und Liebesleid zum Leben gehören. Nachdem sie im Frühjahr 1953 stolze Amerikanerin
geworden war und nach drei Jahren auch die High School
erfolgreich abschließen konnte, wollte sie eigentlich Ärztin werden und begann
begeistert ihr College-Studium, das sie jedoch wegen abermaliger Erkrankung
bereits nach sechs Wochen abbrechen mußte und erst
ein Jahr später wieder aufnehmen konnte, um ihre College-Ausbildung mit dem
"Bachelor of Science" in Chemie erfreulicherweise doch abzuschließen
und in den folgenden Jahren als Chemikerin in der medizinischen Forschung zu
arbeiten.
1966 besuchte erstmals wieder
ihren und des Vaters Geburtsort Kippenheim in Südbaden sowie Jebenhausen, den Geburtsort ihrer Mutter, aber auch
Theresienstadt, wo sie im Alter von sieben bis 10 Jahren mit ihren Eltern
gelebt und gelitten hatte. Kurzzeitig trug sie sich damals auch mit dem
Gedanken, in Heidelberg doch noch Medizin zu studieren. Später und bis heute
hielt und hält sie Vorträge über ihre Kindheit in Theresienstadt, das Schicksal
ihrer Familie und die Schoáh. Denn: "Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich
nicht an das Geschehene erinnert werde, aber ich leide nicht mehr unter Alpträumen." Einerseits möchte sie die Vergangenheit
vergessen, andererseits klammert sie sich daran, weil sie die "Wichtigkeit
des Erinnerns als Mahnung für die Zukunft" erkennt. Tief tröstlich, wenn
nach einem Vortrag und Gespräch in einer Schule ein Mädchen zu ihr sagt:
"Ich bin so froh, daß Sie leben!" Inge
Auerbacher hat "ein erfülltes Leben in Amerika gefunden, ein Leben
jenseits des gelben Sterns." (S. 137)
Konstanz, im Juni 2005
Ebenfalls
erhältlich von Inge Auerbacher:
Inge Auerbacher
22 Gedichte zu Ich bin
ein Stern
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Susanne
Bruckner,
bearbeitet von Andrea Meller,
herausgegeben vom Deutsch Israelischen
Arbeitskreis
Südlicher Oberrhein e.V., Ettenheim
1. Auflage 2015. 52 Seiten, € 4,00.
978-3-86628-512-5
Der
folgende Titel ist herausgegeben vom
Deutsch
Israelischen Arbeitskreis Südlicher Oberrhein e.V.
Alice Dreifuss Goldstein
Normale Bürger - widrige Zeiten
Aus dem Amerkanischen übersetzt von Edith DuBose
1. Auflage
2009; XII, 128 Seiten, € 7,50.
ISBN 978-3-86628-252-0
Weiterhin aktuell sind die folgenden
von Erhard Roy Wiehn herausgegebenen Titel:
Jüdische Überlebens- und Nichtüberlebensschicksale in
Deutschland
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