Hartung-Gorre Verlag

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Juni 2013

 

 

Gabriel Groszman

 

Semi Uffenheimer

Jüdische Familiengeschichten aus Breisach,

Lörrach, Bühl, Graben in Baden

und in Argentinien

1902–1981–2013

 

Aus dem Spanischen von Rudolf Barth

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
Konstanz 2013; 382 Seiten, EUR 24,80.
ISBN 978-3-86628-460-9

 

 

 

GABRIEL GROSZMAN

VOR DEM BEGINN

 

Ein Überlebender ist, in der tiefsten Bedeutung des Wortes, ein Zeuge. Wer dem Tod entkommen ist, ihn überlistet oder besiegt hat, hat die Verpflichtung, seine Geschichte zu erzählen, schon allein um zu rechtfertigen, dass er noch lebt. Das ist seine Schuldigkeit. Die Geschichte verlangt es. (...)

Die Berichte gleichen sich, aber dennoch sind sie niemals gleich ... Jeder einzelne Überlebende hat das Recht, sein Zeugnis für das wichtigste zu erachten, auch wenn es nicht das einzige ist.

Elie Wiesel, Vorwort zu "The Fire and the Light" von Herman Kahan, niedergeschrieben von Knut M. Hansson.

 

Flora Uffenheimer, ihre Eltern und viele ihrer Verwandten hatten nicht das Glück zu überleben. Andere konnten den Schrecken der Hölle entkommen, sind aber inzwischen verstorben. Einer von ihnen, Semi Uffenheimer, hat uns als Vermächtnis Hunderte von Briefen hinterlassen, geschrieben von ihm, seiner Schwester Flora, seinen Eltern und anderen Verwandten vor mehr als 70 Jahren. Für mich war es eine ehrenvolle Aufgabe, meinen Beitrag zur Veröffentlichung dieser Dokumente zu leisten, damit alle, die Überlebenden und die Opfer des Holocaust, ihre "Verpflichtung, ihre Geschichte zu erzählen", erfüllen können.

Semi Uffenheimer emigrierte Anfang 1938 aus seiner Heimatstadt Breisach nach Argentinien. Im Jahr 1954 heiratete er, 52 Jahre alt, meine Schwiegermutter, die – schon in jungen Jahren verwitwet – zusammen mit ihrer Tochter Ruth, meiner künftigen Ehefrau, von England nach Argentinien übergesiedelt war. Nach Semi Uffenheimers Tod im Jahr 1980 entdeckten wir auf dem Speicher seines Hauses einen KOFFER mit Hunderten von Briefen und Dokumenten aus der Nazizeit. Bei den Briefen handelt es sich um seine Korrespondenz mit seinen Verwandten, die zunächst noch in Deutschland gelebt hatten und später in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert worden waren oder sich ins Exil gerettet hatten. Wie es sich für einen disziplinierten Deutschen gehört, hatte Semi auch Durchschläge seiner eigenen Briefe aufbewahrt. So stellt der Fund ein organisches Ganzes dar, das eine tragische Familiengeschichte enthüllt, ähnlich dem Schicksal der meisten jüdischen Familien, die der Naziherrschaft unterworfen waren. Semi hatte uns sehr wenig über diesen dramatischen Abschnitt seines Lebens erzählt; wir wussten nur, dass seine Eltern und seine Schwester im Zuge der NS-Verfolgung ums Leben gekommen waren.

Meine wichtigste Informationsquelle waren die Briefe aus Semi Uffenheimers KOFFER. Durch sie bekam ich Kenntnis von den Familien Roos, Kaufmann und Kahn. Informationen über die Uffenheimers trugen die Söhne von Semis Onkel Nathan Uffenheimer bei: in Argentinien war es Ludwig, der schon im Jahr 1926 ausgewandert war, und in Israel Benno und Martin. Während unserer Besuche in diesem Land lernten wir die Familie kennen und konnten mit ihrer Hilfe den am Ende dieses Buches abgedruckten Stammbaum erweitern (S. 304).

Weniger Glück schien ich zunächst im Fall von Anna Roos, der Mutter Semi Uffenheimers, zu haben. Trotz unzähliger Erwähnungen in seiner Korrespondenz war es mir lange nicht möglich, diesen Zweig der Familie zu rekonstruieren. Doch dank der liebenswürdigen Hilfe der Historiker Dr. Marco Müller vom Stadtgeschichtlichen Institut Bühl und Dr. Günther Mohr konnte ich dann dieses Ziel schließlich doch erreichen und so den Stammbaum auch um die genealogischen Daten der Familie Roos ergänzen, deren Mitglieder überwiegend aus dem Städtchen Lichtenau stammten.

Die Dokumente, die ich von verschiedenen Institutionen und von befreundeten Nachfahren verfolgter Juden erhielt, haben es mir ermöglicht, die Chronik der Familie Uffenheimer im Kontext der Geschichte der Juden in Deutschland während der letzten 300 Jahre zu schreiben.

Eine Lesung der Briefe der Familie Rosenberg aus dem Lager Gurs, veranstaltet vom Goethe-Institut in Freiburg, gab mir den Anstoß, Victor Rosenberg zu kontaktieren, der die Zusammenstellung für die Lesung in Freiburg besorgt hatte. Er öffnete mir sein Archiv und stimmte auf meine Bitte auch dem Abdruck darin gefundener Dokumente in diesem Buch zu. Der Vergleich der Rosenberg-Briefe mit denen der Familie Uffenheimer bestätigt Geschehnisse, welche die Uffenheimers – aus Angst vor Repressalien – nur angedeutet hatten.

 

“We sit together in high-school in Budapest, Hungary with Gabriel Groszman after World War II and wanted to be historians at the age of 17 because history was around us, history was our life. His book is an excellently researched, wonderfully written great history work about derailed lives, shared by millions in Europe in the mid-twentieth century and after. A must read!” Ivan T. Berend

 

Ivan T. Berend is Distinguished Professor at the University of California Los Angeles, Director of the European Studies Program. He was one of the masterminds of regime change in Hungary. He made a career in Hungary as a university professor, Rector of the University of Economics (1973–79), and President of the Hungarian Academy of Sciences (1985–90). He was President of the International Committee of Historical Sciences (1995–2000), and Vice-President of the International Economic History Association (1986–1994).

 

“Gabriel Groszman und ich waren nach dem 2. Weltkrieg Klassenkameraden am Gymnasium in Budapest.  Wir waren 17 Jahre alt und wollten Historiker weden, denn wir waren umgeben von Geschichte, Geschichte war unser Leben. Sein Buch ist ein großartiges, hervorragend recherchiertes und glänzend geschriebenes historisches Werk über Leben, die aus ihrer Bahn geworfen wurden, Schicksale, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts Millionen von Menschen in Europa teilten. Ein Buch, das man unbedingt lesen muss!” Ivan T. Berend

 

Ivan T. Berend ist Inhaber eines Lehrstuhls an der Universität von Kalifornien in Los Angeles und Direktor des Programms für Europäische Studien. Er war einer der geistigen Väter der Wende in Ungarn. Dort war er Universitätsprofessor, Rektor der Universität für Wirtschaftswissenschaften (1973 – 1979) und Präsident der ungarischen Akademie der Wissenschaften (1985 – 1990). Er war Präsident des Internationalen Komitees für Geschichtswissenschaften (1995 – 2000) und Vizepräsident der Internationalen Gesellschaft für Wirtschaftsgeschichte (1986 – 1994).

 

„Was aufgeschrieben, veröffentlicht und in einigen Bibliotheken der Welt aufgehoben ist, wird vielleicht nicht so schnell vergessen.“

(Erhard Roy Wiehn)

 

 

Link zu einer Buchbesprechung, die im Badischen Tagblatt vom 27.1.2015 abgedruckt war.

 

 

 

Seine eigene Lebensgeschichte schrieb der Autor in:

 

 

3866283911

Gabriel Groszman

Als Junge in Ungarn überlebt

Nach jüdischer Kindheit in Vámosmikola

Monate des Terrors im Untergrund

und Emigration nach Argentinien

1870–1930–2011

Vorwort von Iván Berend

Aus dem Spanischen von Rudolf Barth

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
2011. 236 Seiten, 19,80.
ISBN 978-3-86628-391-6

 

 

 

Weitere Titel zur Geschichte der Juden aus Breisach am Rhein oder der näheren Umgebung:

 

3866283342

 

Louis Dreyfuss

Untergetaucht und überlebt

Aus Breisach am Rhein mit der Fremdenlegion in Nordafrika und nach traurigem Wiedersehen in Gurs als Kleinbauer in Frankreich überlebt nach Breisach zurückgekehrt 1933–1945

Unter Mitarbeit von Marie-Elisabeth Rehn
herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. 2010;  164 Seiten, EUR 14,80.
ISBN 3-86628-334-2, 978-3-86628-334-3

 

 

 

 

 

 

Hans David Blum,

Juden in Breisach

Von den Anfängen bis zur Schoáh. 12.-19. Jahrhundert.

Band 1.

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn

1998, 275 Seiten, 19,94 €. ISBN 3-89649-362-0

 

 

3866283415Heidi Beck-Braach und Rosita Dienst-Demuth, Herausgegeberinnen

 

98 Briefe ins englische Exil.

Die gewaltsame Trennung der
jüdischen Familie Levi aus Friesenheim.

Zum Gedenken an die Deportation Alfred

und Brunhilde Levis nach Gurs, Rivesaltes

und Auschwitz.

1. Aufl. 2010; 172 Seiten, EUR 14,80. ISBN 978-3-86628-341-1

 

 

 

 

Werner Nickolai, Jürgen Sehrig, Michael N. Ebertz

Das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in
der Zeit von 1933 bis 1940 in Breisach.

Ein Projekt der Katholischen Fachhochschule Freiburg
Juden in Breisach Band 2
1. Auflage 2006, 114 Seiten, € 9,90. ISBN 3-86628-050-5

 

Alice Dreifuss Goldstein, Normale Bürger - widrige Zeiten. Herausgegeben vom Deutsch Israelischen Arbeitskreis Südlicher Oberrhein e.V. Aus dem Amerkanischen übersetzt von Edith DuBose. Juli 2009; XII, 128 Seiten, € 7,50. 978-3-86628-252-0

 

 

 

 

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Margot und Hannelore Wicki-Schwarzschild

Als Kinder Auschwitz entkommen

Unsere Deportation von Kaiserslautern
in die französischen Internierungslager
Gurs und Rivesaltes 1940/42
und das Leben danach in Deutschland
und der Schweiz

Ein Sammelband mit Texten, Fotos und Dokumenten

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn

1. Aufl. 2011, 2. Aufl. 2012. 206 Seiten., € 19,80.
ISBN 978-3-86628-339-8

 

 

 

 

Weiterhin aktuell sind die folgenden von Erhard Roy Wiehn herausgegebenen Titel:

Jüdische Überlebens- und Nichtüberlebensschicksale in Deutschland

Zum Inhaltsverzeichnis der Edition / to the contents of the edition Shoáh & Judaica / Jewish Studies

 

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