Hartung-Gorre Verlag

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S

 

Neuerscheinung Oktober 2011

 

Beschreibung: 3866283393

Margot und Hannelore Wicki-Schwarzschild

Als Kinder Auschwitz entkommen

Unsere Deportation von Kaiserslautern
in die französischen Internierungslager
Gurs und Rivesaltes 1940/42
und das Leben danach in Deutschland
und der Schweiz

Ein Sammelband mit Texten, Fotos und Dokumenten

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn

1. Aufl. 2011, 2. Aufl. 2012. 206 Seiten., € 19,80.
ISBN 978-3-86628-339-8

 

 

 

 

 

 

Aus dem Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild

 

Schweigen statt reden?

Bei allem Verständnis und aller Sympathie für uns Überlebende des Holocaust, die ich immer wieder von Freunden und Bekannten zu spüren bekomme, treffe ich auch Menschen, die unausgesprochene oder frei geäußerte Einwände bringen: "Ist nicht genug darüber berichtet worden?" – "Kann man das Geschehen vor mehr als 70 Jahren nicht endlich ad acta legen?" – "Wird man nicht überfüttert mit längst bekannten Tatsachen?" – "Könnte man nicht einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen?"

Ich nehme diese Bedenken durchaus ernst und kann sie verstehen. Sollten wir wirklich besser schweigen statt reden? Sollten wir aufhören, die Menschen an die grauenvollen Zeiten der Schoáh zu erinnern? Es einfach sein lassen und zur Tagesordnung übergehen?

Aber dann vernehme ich in den Medien Nachrichten von den Neonazis und Revisionisten im Allgemeinen und von der PNOS (Partei National Orientierter Schweizer) im Speziellen. Sie leugnen den Holocaust und die Massenvernichtung der Juden während des Zweiten Weltkriegs, obwohl es kaum etwas gibt, das so gut dokumentiert ist wie der Holocaust. Sogar die Echtheit des Tagebuchs der Anne Frank wird von diesen Gruppierungen angezweifelt. Dummheit? Oder gezielte, bösartige, rassistische, gefährliche Hetze – wie wir sie aus der Zeit des Nazi-Regimes noch sehr gut in Erinnerung haben? Oder unbedeutende, nicht ernst zu nehmende Mini-Parteien? Wie dem auch sei: Die braune Gefahr ist noch immer nicht gebannt. Sie ist da und Achtsamkeit am Platz. Schweigen statt reden? Ich höre im Geiste die verzweifelte Stimme der deportierten Frau, kurz vor Abfahrt des Zuges in den Tod im Osten: "Schweizer Schwester, sagen Sie es in Ihrer Heimat, sagen Sie es der ganzen Welt, was hier geschieht!" Diese Stimme hätte auch die unseres Vaters sein können. Tausendfach wird dieser Ruf der Verzweiflung aus den Todeszügen zu hören gewesen sein.

Genau diese Stimmen sind es, die mir klar machen: Ich darf nicht schweigen! Wir dürfen nicht schweigen! Wir müssen auch heute noch nach mehr als 70 Jahren unsere Stimme erheben, reden für die, die nicht mehr reden können, reden für die, die verstummt sind: für unseren Vater und für die Millionen von Menschen, für die Kinder, die Jugendlichen, für Menschen jeglichen Alters, für die Betagten und Kranken, die kaltblütig ermordet wurden, nur weil sie Juden waren.

Trotzdem ist es uns wichtig, nicht bei den Ungeheuerlichkeiten des Dritten Reiches stehen zu bleiben, sondern hinzuweisen auf all die Krisen- und Kriegsgebiete und auf das Elend vieler heutiger Menschen, auf "ethnische Säuberungen", auf die Millionen hungernder Kinder in dieser Welt und auf die Missachtung der Menschenrechte in vielen Ländern.

Uns ist es besonders wichtig, den Unterschied deutlich zu machen, dass nämlich damals mit teuflischer Akribie die industrielle Vernichtung der Juden geplant und durchgeführt wurde, wie sie die Menschheit noch nicht erlebt hatte. Um Europa "judenrein" zu machen, wurde dieses logistische Unterfangen, die "Endlösung der Judenfrage" organisiert. Man muss sich nur die Planung eines solchen Horrors vorstellen: Wie vernichtet man sechs Millionen Juden, ohne dass die Welt davon Kenntnis nimmt, ohne dass sie aufschreit? Wie bringt man so viele Juden um? Wie "entsorgt" man Millionen von Menschen? Mit deutscher Gründlichkeit ist dieses teuflische Werk vorbereitet und ausgeführt worden.

Auch unsere Familie stand auf der Todesliste. Meine Mutter, meine Schwester und ich haben überleben dürfen. Unser Vater nicht. Ein liebevoller Vater und wunderbarer Mensch. Nur weil er Jude war, wurde er in Auschwitz-Birkenau ermordet. Immer wieder haben wir uns gefragt: Warum sind gerade wir diesem Schicksal entronnen? Warum er nicht?

Aus diesen Gründen ist es uns ein Anliegen, eine Verpflichtung, denen eine Stimme zu geben, die nicht mehr sprechen können

 

 

 

Weitere Schriften zum Camp de Gurs und anderen Orten

mit Vorworten von Frau Wick-Schwarzschild

herausgegeben von Erhard Roy Wiehn

 

Erhard Roy Wiehn (Hg.)

Die bittere Not begreifen

Deutsch-jüdische Deportiertenpost

aus südfranzösischen Internierungslagern

im Kontext der Hilfsaktion der Jüdischen Gemeinde Kreuzlingen

Thurgau/Schweiz rund 75 Jahre danach zur Erinnerung

1940–1945

Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild

Transkription Birgit Arnold

1. Aufl. 2016. 264 Seiten., € 24,80.
ISBN 978-3-86628-571-2

 

August Bohny

Unvergessene Geschichten

Zivildienst, Schweizer Kinderhilfe
und das Rote Kreuz in Südfrankreich
1941-1945

Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild
Bearbeitet und eingeleitet von Helena Kanyar Becker

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. 2009; 164 Seiten. EUR 14,80.
ISBN 3-86628-278-8, 978-3-86628-278-0

 

Friedel Bohny-Reiter

Camp de Rivesaltes

Tagebuch einer Schweizer Schwester im französischen Internierungslager
Rivesaltes 1941-1945

Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild
Einleitung von Michèle Fleury-Seemuller

Bearbeitet von Helena Kanyar-Becker

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. 2010; 2. Auflage 2021. 246 Seiten.
€ 19,80, CHF 24,80.
ISBN 3-86628-291-5, 978-3-86628-291-9

 

E. Roy Wiehn (Hg.)

OKTOBERDEPORTATION 1940

Die sogenannte 'Abschiebung' der badischen und saarpfälzischen Juden

in das französische Internierungslager Gurs als Vorstation von Auschwitz.

50 Jahre danach zum Gedenken

Darin auch Beiträge von Margot und Hannelore Wicki-Schwarzschild

1990, 1016 Seiten,  € 34,77. ISBN 3-89191-332-X

 

Erhard Roy Wiehn (Hg.),

Camp de Gurs.

Zur Deportation der Juden aus Südwestdeutschland 1940

Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild
Erweiterte Neuaufl. 2010, 200 Seiten, 18,00 €.
ISBN 3-86628-304-0 und 978-3-86628-304-6

 

Martha und Else Liefmann

Helle Lichter auf dunklem Grund -

Die 'Abschiebung' aus Freiburg nach Gurs 1940-1942 (Reprint).
Mit Erinnerungen an Professor Dr. Robert Liefmann
sowie weiteren Beiträgen und Dokumenten.

Vorworte von Margot Wicki-Schwarzschild,

Elsbeth Kasser und Erhard Roy Wiehn

1995, 221 Seiten, € 17,64 . ISBN 3-89191-815-1

 

Manfred Wildmann u. Erhard Roy Wiehn (Hg.),

Und flehentlich gesegnet

Briefe der Familie Wildmann aus
Rivesaltes und Perpignan.
Jüdische Schicksale aus Philippsburg 1941-1943.
Mit einem Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild.
Konstanz 1997, 204 Seiten, 20,35 €. ISBN 3-89649-067-2

 

Richard Zahlten

Dr. Johanna Geissmar

Von Mannheim nach Heidelberg und über den
Schwarzwald durch Gurs nach Auschwitz-Birkenau 1877-1942.
Einer jüdischen Ärztin 60 Jahre danach zum Gedenken.

Mit einem Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild
2001, 68 Seiten, 14,80 €. ISBN 3-89649-661-1

 

DVD zum Camp de Gurs und zu dem Buch der Autorinnen

Jürgen Enders (Regisseur),

Nach dem Dunkel kommt das Licht (vergriffen)

Berichte vom Leben und Überleben in den

südfranzösischen Lagern Gurs und Rivesaltes

Drei Schicksale * Drei Porträts


Hannelore und Margot Wicki-Schwarzschild,  Paul Niedermann

Dokumentarfilm, 84 min, Format 16:9, Sprache Deutsch, PAL 2, DVD-Video
Erscheinungsjahr 2011. € 15,00.
ISBN 978-3-86628-394-7

 

„Was aufgeschrieben, veröffentlicht und in einigen Bibliotheken der Welt aufgehoben ist, wird vielleicht nicht so schnell vergessen.“
(
Erhard Roy Wiehn)

 

 

Weiterhin aktuell sind die folgenden von Erhard Roy Wiehn herausgegebenen Titel:

Jüdische Überlebens- und Nichtüberlebensschicksale in Deutschland

 

Inhaltsverzeichnis der Edition / to the contents of Shoáh & Judaica / Jewish Studies

 

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