Margit Bartfeld-Feller
Aschenblumen
Eine
Fotodokumentation aus Czernowitz sowie
von der sibirischen Verbannung und danach.
(Deutsch u. russisch)
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
1.
Aufl. Konstanz 2008, 314 Seiten. € 24,80, ISBN 3-86628-187-0
Hartung-Gorre Verlag ; D-78465 Konstanz
Telefon: +49 (0) 7533 97227 ; Telefax: 97228
http://www.hartung-gorre.de
eMail:
verlag@hartung-gorre.de
Aus dem Vorwort von Erhard Roy Wiehn (Herausgeber)
Angehaltene
Zeit aus Czernowitz
Im April 1996 (Erev
Pessach) sind Margit Bartfeld-Feller und ich uns nach
kurzer Korrespondenz in Tel Aviv erstmals persönlich
begegnet, und diese Begegnung erwies sich als überaus folgenreich, denn nur
wenige Monate später erschien ihre erste Sammlung von Geschichten aus Czernowitz und aus der
sibirischen Verbannung unter dem Titel Dennoch
Mensch geblieben (September 1996); es folgten Nicht ins Nichts gespannt (September 1998), Wie aus ganz andern Welten (Oktober 2000), der umfangreiche
Sammelband Am östlichen Fenster (März
2002), Unverloren (Juni 2005), die
russische Ausgabe И прошедшее
не уходит (Und
Vergangenes vergeht nicht, Dezember 2005) sowie als siebte
Publikationen Erinnerungswunde (September
2007).
*
Margit Bartfeld-Feller
ist inzwischen eine der ganz wenigen zeitgenössischen Schriftstellerinnen aus Czernowitz und der Bukowina, die sich bereits in die
Literaturgeschichte deutsch-schreibender jüdischer Literatinnen und Literaten
eingeschrieben haben. Obwohl die Literatur über Czernowitz
fast unüberschaubar geworden ist, erscheinen ihre Geschichten doch ganz
unverwechselbar. Im übrigen gibt es außer ihren
Erinnerungen bis heute nur wenig authentische Literatur über die sibirische
Verbannung der Czernowitzer Juden durch den
sowjetischen NKWD am 13. Juni 1941.
Inzwischen hat sich unsere Autorin in Deutschland, Israel und Österreich
einen eigenen Leserkreis geschaffen, und sie erfreut sich eines
außergewöhnlichen Erfolgs auch bei ihren Lesungen, wo sie mit ihren Geschichten
fasziniert, mit ihrem melodischen Czernowitzer Deutsch
bezaubert und als ebenso leidgeprüfter wie optimistischer Mensch beeindruckt.
Nachdem mittlerweile eine russische Ausgabe ausgewählter Geschichten vorliegt,
werden ihre Erinnerungen hoffentlich eines Tages auch in ukrainischer Sprache
erscheinen, der Sprache des heutigen Černivci-Czernowitz
und der Nordbukowina.
In
diesem Zusammenhang kam mir an einem Erev Schabbat Mitte März 2007 bei einem gemütlichen Abendessen
mit Margit und Anita in Tel Aviv die Idee, ihr den
Vorschlag zu machen, einmal eine Art sprachunabhängige Publikation ins Auge zu
fassen, nämlich ein Album mit Familienbildern "von damals", und im
Juni 2007 schlug ich dafür den Titel Aschenblumen
vor, entnommen der ersten Zeile eines Gedichts von Paul Celan, das keinen Titel
trägt und mit "ICH BIN ALLEIN (so im
Original) …" beginnt.
In
allen deutschsprachigen Ausgaben unserer Autorin sind zwar etliche Fotos zu
finden, das vorliegende Album bietet nun jedoch eine umfangreiche Foto-Sammlung
in chronologischer Reihenfolge, das Mosaik einer vernichteten Welt. Denn man
erkennt auf den ersten Blick, daß es sich hier nicht
nur um private Familienfotos handelt, sondern darüber hinaus zugleich um
bedeutende Zeitzeugnisse, in denen das jüdische Bürgertum von Czernowitz der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts
geradezu idealtypisch dokumentiert erscheint.
Wenn
man diese aus damaligen Alltagen, Fest- und Feiertagen stammenden Bilder mit
ihren kultivierten Menschen betrachtet, kann man vielleicht etwas besser
verstehen, was es hieß, aus einer Hochkultur und einer verfeinerten
Zivilisation fast urplötzlich herausgerissen und in die sibirische Wildnis
deportiert zu werden - oder schlimmer noch, der sowjetischen NKWD-Deportation
entgangen, kurz darauf den deutschen und rumänischen judenfeindlichen
Aggressoren und Okkupanten in die Hände zu fallen, die ihre wehrlosen Opfer
entweder gleich erschossen oder in die Todeslager Transnistriens
deportierten, auch Menschen auf den folgenden Fotos, unter ihnen Margits
Freundin Selma Meerbaum-Eisinger, – nur weil sie
Juden waren.
Diese Bildersammlung zeigt das jüdische Bürgertum von Czernowitz in den letzten Jahren und Jahrzehnten vor seiner
Vernichtung, als die Menschen nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen auch nur entfernt ahnen konnten, was ihnen
bevorstand. Man sieht alles in allem freundliche, zufriedene Gesichter,
wohlsituierte, gepflegte, geschmackvoll gekleidete Erwachsene, artige,
fröhliche, glückliche Kinder, man sieht also das, was man eine "heile
Welt" nennen könnte, auch wenn sie vielleicht doch nicht ganz so heil
gewesen sein mag. Was haben diese Menschen gedacht, als sie sich fotografierten
und fotografieren ließen? Was mögen sie vielleicht geahnt haben oder nicht?
*
"Warum lassen wir uns
fotografieren?", fragt der absolut lesenswerte zeitgenössische ukrainische
Schriftsteller Juri Andruchowytsch: "Manchmal
denke ich, die Antwort ist genauso einfach: Weil wir nur ein Leben haben, und
weil es verrinnt. … Die Fotografie ist Mittel und Zweck zugleich, angehaltene,
konzentrierte Zeit, die sich, wie bekannt, nicht anhalten läßt.
Die Fotografie ist der Gestalt gewordene Schrei der Faustischen Seele."
Die Ähnlichkeit zur Literatur ist offensichtlich: "Literarische Texte
entstehen in jeder Sprache vor allem als Rebellion gegen die
Vergänglichkeit", so Juri Andruchowytsch:
Literarische Texte bieten die Möglichkeit, "ihre eigene Existenz maximal
zu verlängern."
In
diesem Sinne sind die Fotos der vorliegenden Dokumentation vielleicht unbewußte, stumme Schreie, unbeabsichtigte
Existenzverlängerungen, bleibende, dauerhafte, letzte Grüße aus dem Jenseits
einer untergegangenen Welt, "angehaltene, konzentrierte Zeit" der
letzten Blüte der deutsch-jüdischen Kultur des ehemaligen österreichischen
Kronlandes seit 1775, das in der rumänischen Zeit nach 1918 noch seine
kulturellen Traditionen zu verteidigen suchte, dessen Zerstörung dann im
sogenannten "Russenjahr" 1940/41 begann und
durch die faschistische deutsch-rumänische Terrorherrschaft 1941-1944
"vollendet" wurde. Während der sowjetischen Zeit bis 1989 war dann
selbst diese vernichtete Kultur überdies noch tabuisiert.
Jüngere ukrainische Historiker und Literaturwissenschaftler wie etwa Sergij Osatschuk und Peter Rychlo haben inzwischen begonnen, das großartige
kulturelle, nicht zuletzt jüdisch geprägte Erbe von Czernowitz
im heutigen Černivci wiederzuentdecken und
fruchtbar zu machen: "Erst nach der großen Wende 1991 beginnt man sich
wiederum auf die nationale Identität und Multikulturalität im ukrainischen Černivci zu besinnen", so Peter Rychlo: "Langsam, nur zögernd erwacht das historische
Gedächtnis an jene Zeit, in der die Stadt Teil des mitteleuropäischen
kulturellen Raumes war. An den abbröckelnden Wänden schimmern zuweilen hinter
dem sowjetischen Putz deutsche oder rumänische Inschriften durch… Man lese die
Stadt wie ein altes Palimpsest, dessen geheimnisvolle Zeichen von einer
geistigen Welt zeugen, die erst wiederentdeckt werden muß."
Dazu
wollen Margit Bartfeld-Fellers Aschenblumen nicht nur einen bildlichen Beitrag leisten, sondern
zum 600-jährigen Jubiläum der Stadt Černivci-Czernowitz
im Jahre 2008 auch eine Art Blumenstrauß sein, den Margit Bartfeld-Feller
hoffentlich dort selbst überreichen kann, vielleicht sogar zur Zeit der
Maiglöckchen, die es ihr besonders angetan haben, zumal in Czernowitz.
"Margit Bartfeld-Feller ist eine für uns
vom Gott gerettete und begabte Berichterstatterin über Alt-Czernowitz",
schreibt Sergij Osatschuk:
"Sie ist nicht die einzige, die es tut, auch nicht die einzige, die über
die sowjetische Zeit Auskunft erteilt, aber sie ist die einzige, die noch heute
im Czernowitz des 21. Jahrhunderts, in der Stadt
ihrer Jugend, beeindruckende Wiederentdeckungen mit ihrer kleinen Heimat erlebt
und sie so meisterhaft, lebendig und farbig in ihren Texten wiedergibt."
Margit Bartfeld-Fellers Fotodokumentation aus
ihrer alten und vielleicht sogar wieder jung werdenden Heimatstadt Czernowitz
ist ein sehr persönliches Album für Freundinnen und Freunde der Autorin wie für
Liebhaberinnen und Liebhaber von Czernowitz, ein besonderes Zeitzeugnis, das
ihre Geschichten ergänzt. Diese geretteten Bilder sind keine mythologischen
"Phönixe aus der Asche", sondern eher so etwas wie Blumen aus der
Asche einer vernichteten Welt, Aschenblumen,
die jedoch jede Betrachterin und jeder Betrachter selbst zum Blühen bringen
kann, wenn sie oder er sie nur lange genug betrachtet.
*
Weitere Bücher von
Margit Bartfeld-Feller
herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
im Hartung-Gorre Verlag, Konstanz
Margit Bartfeld-Feller
Маргит
Бартфельд-Феллер
Weitere Geschichten aus Czernowitz und
aus der sibirischen Verbannung
Новые
рассказы о
Черновцах
и
сибирской
ссылке
Russische Übersetzung von Ella Greifer
Русский
перевод Эллы
Грайфер
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. Konstanz 2011, 150 Seiten. € 14,80,
ISBN 978-3-86628-361-9
Margit Bartfeld-Feller,
Aschenblumen.
Eine Fotodokumentation aus Czernowitz sowie
von der sibirischen Verbannung und danach.
(Deutsch u. russisch)
1. Aufl. 2008, 314 Seiten, 24,80 €. ISBN
3-86628-187-0
Margit Bartfeld-Feller,
Weitere Geschichten aus Czernowitz
und aus der sibirischen
Verbannung
sowie Zeitungsbeiträge und
Berichte
2007, 128 Seiten. € 14,80, ISBN 3-86628-151-X
Margit
Bartfeld-Feller
Iproschedscheje ne uchodit.
(russisch: Und Vergangenes vergeht nicht).
2005,
115 Seiten, EUR14,80.
ISBN
3-86628-036-X
Margit
Bartfeld-Feller,
Weitere
Geschichten aus Czernowitz
und
aus der sibirischen Verbannung.
2005,
102 Seiten, 14,80 €.
ISBN
3-89649-926-2
Margit
Bartfeld-Feller,
Gesammelte
Geschichten aus Czernowitz
und
aus der sibirischen Verbannung.
2002,
270 Seiten, 30,95 €.
ISBN
3-89649-672-7
Margit
Bartfeld-Feller,
Wie
aus ganz andern Welten
Erinnerungen
an Czernowitz
und
die sibirische Verbannung.
2000,
72 Seiten, 11,25 €.
ISBN
3-89649-527-5
Margit
Bartfeld-Feller,
Nicht
ins Nichts gespannt
Von
Czernowitz nach Sibirien deportiert.
Jüdische
Schicksale 1941-1990.
1998,
108 Seiten, 12,68 €.
ISBN
3-89649-327-2
Weitere Titel über Czernowitz
Margit Bartfeld-Feller, Am östlichen Fenster
Gesammelte Geschichten aus Czernowitz und
aus der sibirischen Verbannung.
2002, 270 Seiten, 30,95 €. ISBN 3-89649-672-7
Margit Bartfeld-Feller, Nicht ins Nichts gespannt
Von Czernowitz nach Sibirien deportiert. Jüdische
Schicksale 1941-1990.
1998, 108 Seiten, 12,68 €. ISBN 3-89649-327-2
Margit Bartfeld-Feller, Wie aus ganz andern
Welten
Erinnerungen an Czernowitz und die sibirische
Verbannung.
2000, 72 Seiten, 11,25 €. ISBN 3-89649-527-5
Margit
Bartfeld-Feller, Unverloren.
Weitere Geschichten aus Czernowitz und
aus der sibirischen Verbannung.
2005, 102 Seiten, 14,80 €. ISBN 3-89649-926-2
Sidi Gross, Zeitzeugin
sein. Geschichten aus Czernowitz und Israel.
2005, 108 Seiten, 14,80 €. ISBN 3-86628-016-5
Sassona Dachlika, "Volksfeinde".
Von Czernowitz durch Sibirien nach Israel. Eine
Erzählung.
2002, 140 Seiten, 22,00 €. ISBN 3-89649-802-9
Emil Wenkert,
Czernowitzer Schicksale
Vom Ghetto nach Transnistrien
deportiert. Jüdische Schicksale 1941-1944.
2001, 36 Seiten, 12,50 €. ISBN 3-89649-675-1
Jacob Melzer,
Jankos Reise,
Von Czernowitz durch die transnistrische
Verbannung nach Israel 1941 - 1946.
2001, 222 S., 22,70 €. ISBN 3-89649-674-3
Franka
Kühn, Dr. Eduard Reiss
Der erste jüdische Bürgermeister von Czernowitz
1905-1907.
2004, 81 Seiten, 13,80 €. ISBN 3-89649-891-6
Jewgenija Finkel u.
Markus Winkler, Juden aus Czernowitz
Ghetto, Deportation, Vernichtung 1941-1944.
Überlebende berichten.
2004, 124 Seiten, 16,80 €. ISBN 3-89649-892-4
Josef
Norbert Rudel, Honigsüß und gallenbitter.
Aus dem Leben eines Czernowitzers.
2006, 60 S., € 14,80. ISBN 3-89649-049-1
Sidi Gross,
Überlebt und weitergelebt
Weitere Geschichten
aus Israel und Czernowitz
sowie Rezensionen.
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
2007. 138 Seiten, EUR 14,80. ISBN 3-86628-142-0
Margit Bartfeld-Feller,
Erinnerungswunde.
Weitere Geschichten aus Czernowitz
und aus der sibirischen Verbannung
sowie
Zeitungsbeiträge und Berichte
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
2007, 128 Seiten. € 14,80, ISBN 3-86628-151-X
Sidi Kassner
Sibirische Erinnerungen.
Von Czernowitz nach Sibirien deportiert
und ein neues Leben in Israel 1941-1967.
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
November 2008, 74 Seiten.
EUR 14,80. ISBN 3-86628-199-4
Lotti Kahana-Aufleger
Jahre des Kummers überlebt
Czernowitz und die transnistrische
Verbannung 1939-1950
Herausgegeben von
Erhard Roy Wiehn
1. Auflage 2009; 132 Seiten,
EUR 14,80. ISBN 3-86628-266-4
Margit Bartfeld-Feller
Маргит
Бартфельд-Феллер
Weitere Geschichten aus Czernowitz und
aus der sibirischen Verbannung
Новые
рассказы о
Черновцах
и
сибирской
ссылке
Russische Übersetzung von Ella Greifer
Русский
перевод Эллы
Грайфер
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
1. Aufl. Konstanz 2011, 150 Seiten. € 14,80,
ISBN 978-3-86628-361-9
Buchbestellungen in Ihrer Buchhandlung
oder direkt:
Hartung-Gorre Verlag D-78465 Konstanz // Germany
Telefon: +49 (0) 7533 97227 //
Telefax: +49 (0) 7533 97228
http://www.hartung-gorre.de
eMail: verlag@hartung-gorre.de